A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1969-1970 (Debrecen, 1971)

Néprajz - Varga Gyula: Das Rind in der Wirtschaft eines Dorfes in Bihar im 18–19. Jahrhundert

Gyula Varga DAS RIND IN DER WIRTSCHAFT EINES DORFES IN BIHAR IM 18.-19. JAHRHUNDERT I. Das Rind in der Buernwirtschait. Die Viehhaltung ist organischer Teil der Wirt­schaft, so kann sie nur mit dem Ackerbau und mit anderen Produktionstätigkeiten zu­sammen in hrer Totalität zu verstehen sein. Der Zweck dieses Aufsatzes ist daher; die Rolle und Bedeutung der Rinderhaltung und nicht zuletzt die Formen der Zucht - in einer be­stimmten historischen Zeit - in der Wirtschaft eines Dorfes in Bihar ?dem südöstlichen Teil des Komitates Hajdu-Bihar) darzustellen. Das betreffende Dorf, Kismarja liegt im Tal des Flusses Berettyó, auf zwei Inseln des früheren Sumpfgebietes. Das Dorf selbst hat vom Fürsten István Bocskai 1606 das Recht eines Fleckens bekommen, das es bis 1828 gehalten hat. Ein Teil seiner Flur ist Acker der - entsprechend dem Charakter der Zeit - in zwei, dann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in drei Feldern bebaut wurde. Der andere Teil der Flur ist „Grummet­wiese", bespickt mit den Rinnsalen und Sümpfen des Berettyó. Hier wurde wirklich Heu gewonnen. Hier war auch die Gemeindewiese, die in jedem Jahr - der Tradition der alten Bodengemeinschaft nach - unter den Einwohnern aufgeteilt wurde, die darauf Anspruch hatten. Die anderen Inseln dieses Flurteiles wurden aber schon im 18. Jahrhundert auf­gebrochen, hier wurden dann Monokulturen getrieben (es wurden hier hauptsächlich Hanf, Tabak, Rüben, usw- gepflanzt). Etwa ein Drittel der Flur wurde von der Gemeindeweide besetzt, die die Gemeinde noch vom fürstlichen Grundbesitzer samt mit den Privilegien be­kommen hatte. Die Weide wurde nicht dem Boden nach aufgeteilt, es blieb die Sitte, dass ein jeder Kismarjaer so viel Vieh auf die Weide ausgetrieben hat, wieviel er wollte. Innerhalb der Einheit der Wirtschaft hatte daher die Viehhaltung, in erster Linie die Haltung der Rinder eine entscheidende Bedeutung. Jede Familie hatte im Durchschiff 6-8 Rinder, es waren aber auch solche Familien nicht selten, die 30-40 Rinder besassen. Die Mehrheit der Bevölkerung bildeten Kleinbauern, die über wenig Boden verfügten. Obwohl die Zahl der Besitzlosen im Laufe des 19. Jahrhunderts zunahm, war auch die Besitskatego­rie über 15 Joch beinahe nicht da. Demzufolge hat bei der Entwicklung der Gewohnheiten in der Viehhaltung die Ansicht der Kleinbauernschicht gegolten. Diese Kleinbauernschicht hatte auch die Führung des Dorfes in den Händen, oder Hess mindestens seine Stimme so stark in der Verwaltungstätigkeit des Dorfes hören dass sowohl der Ackerbau, als auch die Viehhaltung ihrer Interessen gemäss gestaltet wurden. Ihren Interessen dienten das Weidenrecht, das System des Ackerbaus, die Gemeinde sorgte um die Anschaffung und Verpflegung von edlen Männschen, um die Anwerbung der Hirten, um die Verteidigung der Interessen nicht nur von den Bauern, sondern auch von den Hirten, und im allgemeinen um die Sicherung des ungehinderten Ablaufs der Wirtschaft. Das System der Viehhaltung steht in Verbindung mit der Siedlungsform des Dorfes, mit der Form und Einteilung der inneren Grundstücke. Alle Gassen des alten Dorfes mün­deten auf eine Brücke, wo das Vieh zusammengetrieben wurde. Die inneren Grundstücke zeigen eine Dreiteilung auf. Der Teil bei der Gasse ist der Hof, dort sind das Wohnhaus und alle Wirtschaftsgebäude, Ställe, Schuppen, Speicher. Der zweite Sektor ist der Heu­platz, wo das Futter für Winter und das Stroh gelagert wurden. Der dritte Teil ist der Ge­müsegarten. Die drei Teile wurden - mindestens bei den wohlhabenden Bauern - voneinan­der durch Zäune getrennt. Der Hof und der Heuplatz waren an allen Seiten geschlossen., der Gemüsegarten war dagegen von keinem Zaun umgeben. Auf dem Heuplatz wurden zur Lagerung des Futters erst am Ende des 19. Jahrhunderts einfache Hauschuppen, Scheunen gebaut. Das System der Grundstücke hatte im Dorf im grossen und ganzen ähnliche Stilzüge, obwohl Abweichungen in der Grösse, und so gewissermassen auch in der Struktur, den Ver­mögenskategorien nach, zu beobachten waren. 426

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