A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1968 (Debrecen, 1970)

Gunda Béla: Einzelheiten aus dem Ungarischen Lexikon für Volkskunde und Folklore

Béla Gunda Einzelheiten aus dem Ungarischen Lexikon für Volkskunde und Folklore In den letzten 2—3 Jahrzeiten der ethnographischen Forschung und Aufarbeitung trat in ganz Europa die Verfertigung von Atlassen und Lexika in den Vordergrund. Beide Probleme be­schäftigen bereits seit Jahrzehnten auch die ungarischen Ethnographie. Ein erfreulicher Vortschritt ist in den Arbeiten des Ungarische Ethnographischen Atlas (s. Note Nr. 1.) zu verzeichnen; nach dem ersten ausführlicheren Lexikon-Entwurf (s. Note Nr. 2.) wurden im Rahmen der Ethnogra­phischen Forschungsgruppe der Ungarischen Akademie der Wissenschaften die Redigierung und Verfassung eines Ungarischen Lexikons für Volkskunde und Folklore in Angriff genommen. In Bezug auf die Arbeiten dieses Lexikons sei bemerkt, daß die lexikaié Aufarbeitung un­zähliger Einzelheiten der ungarischen Volkskultur bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts auf einem sehr hohen Niveau im Pallas Lexikon von Lajos Katona durchgeführt wurde. Gleich­falls im Pallas Lexikon widmete Vince Borbás der Ethnohotanik große Aufmerksamkeit und auch in anderen ungarischen Lexika finden wir eine beträchtliche Anzahl von ausgearbeiteten ethnog­graphischen Stichwörtern. Das „Meisterwörterbuch" (Mesterszótár) im Werk von Ottó Herman (A magyar halászat könyve [Buch der ungarischen Fischerei] , Budapest 1887) dürfte als eine lexikaié Aufarbeitung der ungarischen Fischerei betrachtet werden : der bahnbrechende Forscher der Urbeschäftigungen gibt hier eine prägnante Beschreibung der Charakteristika, Arbeitsmetho­den und Geräte des ungarischen Fischerlebens. Auch das Buch ,,Sprachgut der ungarischen Hir­ten" (A magyar pásztorok nyelvkincse, Budapest 1914) ist im wesentlichen eine lexikaié Aufarbei­tung des ungarischen Hirtenlebens. Das Werk von János Frecskay „Wörterbuch der Gewerbe" (Mesterségek szótára, Budapest 1912), in dem der Verfasser die verschiedenen Gewerbe (Tischler, Wagner, Gerber usw.) beschreibt, ist zwar nicht auf die Volkskunde abgezielt, gehört aber zwei­fellos zu den Vorläufern der Lexika ethnographischen Charakters. Ein aufschlußreiches Lexikon des Hirtentums von Klein-Kumanien ist die Deutung der Dialektwörter, beigefügt dem Werk von László Nagy Czirok „Hirtenleben in Klein-Kumanien" (Pásztorélet a Kiskunságon, Budapest 1959); eine ähnliche Zusammenstellung verfasste auch I. Györffy zu seinem volkstümlichen Werk „Unbändige Hirten" (A szilaj pásztorok, Karcag 1928). All diese Werke, sowie die aus dem Ge­sichtspunkt der Sprachwissenschaft zusammengestellten ungarischen Dialektwörterbücher för­dern die Verfassung eines anspruchvolleren ungarischen ethnographischen Lexikons. Schon Zs. Bátky betonte, wie sehr notwendig ein Wörterbuch oder, richtiger gesagt, ein illustriertes Lexikon der Gegenstände wäre; die Zusammenstellung eines derartigen Werks wäre nur durch eine umfangreiche ethnographische Sammlung möglich, die mit den ethnographischen Atlasarbeiten verbunden ist (s. Note Nr. 4.). Gleichzeitig mit dem Plan von Zs. Bátky waren be­reits die Arbeiten bzgl. des Wörterbuches der Bräuche und Aberglauben von Zsigmond Szendrey und Akos Szendrey im Gange. Die beiden Autoren erblickten den Zweck der Arbeit darin, die Formen, die Geräte, das Ziel und die psychologischen Grundsätze der Bräuche, der kultischen und magischen Bräuche, sowie die Methoden der Zauberverfahren auf entsprechende Stichwörter aufgeschlüsselt lexikonartig zusammenzustellen. Mehrere Teile des Werks sind tatsächlich er­schienen (s. Note Nr. 5.), doch das Ganze ist leider in Manuskript geblieben. In den Anmerkungen, die sie den veröffentlichten Teilen beifügten, warfen die beiden Autoren auch wichtige grundsätz­liche Fragen auf. Die Stichwörter beinhalteten die verschiedensten Offenbarungen der kultischen Handlungen, von den festlichen und gesellschaftlichen Bräuchen bis zu den mit der Arbeit und den Geräten verbundenen Glauben, den Bezauberungen, Beschwörern und übernatürlichen Wesen. Die Verfasser trachteten die mit Tieren und Pflanzen verbundenen Verfahren und Zau­bereien darzustellen. Ihrer Ansicht bleibt das gegenständliche Material der Museen eine leblose Sammlung, wenn wir dessen Rolle im Volksleben nicht in Evidenz halten und interpretieren. Die zweckdienliche Konstruktion und Verzierung eines wirtschaftlichen Gerätes sind das Werk volks­tümlicher Erfahrung und Handfertigkeit, doch sind hinter den äußeren Formen des öfteren auch kultische Vorstellungen verborgen. Die verschiedenen Gegenstände können auch Geräte von Zau­252

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