A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1958-1959 (Debrecen, 1960)
A. Béres: Materialen zur Geschichte der Wollmantelververtigung in Debrecen
Materialien zur Geschichte der Wollmantelverfertigung in Debreeen A. Béres Die Ethnographische Abteilung des Archives des Déri-Museums bewahrt die handgeschriebenen Aufzeichnungen des Debrecener Wollmantel-Meisteis Imre Harsányi über die Wollmantelverfertigung in Debreeen. Dieser Gewerbezweig ist zwar der Fachliteratur nicht unbekannt, trotzdem ist es nützlich, diese Handschrift zu veröffentlichen. Zusammen mit der kurzen Darstellung I. Ecsedis, der synthetischen Arbeit Karl N. Barthas, der Studie G. Lükős und der Materialsammlung I. Baloghs entsteht also ein komplettes Bild vor unseren Augen, das die Geschichte der Wollmantelverfertiger-Zunft, die Enstehung dieser Tracht und den Gang der Erzeugung schildert. Meister Imre Harsányi, der zu Debreeen der letzte Vertreter dieses Gewerweiges war, fasste am Lebensabend seine persönlichen Erinnerungen zusammen. In dieser Weise erhalten wir die Aufzeichnungen eines ausgezeichneten Fachmannes, die nicht nur in fachmännischer, sondern auch in volkskundlicher Hinsicht interessmt sind, da sie viel solches Material enthalten, das den bisherigen Forschern entging oder von ihnen nicht genügend beachtet wurde. Nach einer kurzen Einleitung spricht Imre Harsányi von den Meistern der Wollmantelerzeugung, von den Sorten, vom Einkauf, vom Waschen und Sortieren der Wolle, dann vom Ausraufen und Reissen, sowie vom ganzen Arbeitprozess. Das Katgut, das Haspeln, der Nebenwurf, die notwendige technische Ausrüstung: dies alles wird aufmerksam betrachtet und dargestellt. Ein Abschnitt befasst sich mit dem Weben, mit seiner Technik, sowie mit den vershiedenen Nebenarbeiten. Besonders interessant ist die Beschreibung der Walkmühlen. Ausführlich schildert Harsányi nicht nur den Arbeitsprozess in diesen Walkmühlen, die sich teils in der Stadt Debrecen, teils im Réz-Gebirge befanden, sondern auch das alltägliche Mühlenleben. Nach der Beschreibung der Farbgebung kommt die Darstellung der Verfertigung des „Prachtstückes", sowie des bisher ungenügend beachteten Lebens in der Zunft. Die Beschreibung ergänzten wir mit einer Liste der Fachausdrücke. Diese Liste dient vor allem linguistischen Zwecken. In der Reihenfolge ihrer Vorkommens sammelt sie die im Texte befindlichen Fachtermini. Das ist also eine Ergänzung, mit dem Zwecke, unsere bisherigen Kenntnisse der Wollmantelerzeugung zu erweitern. Das Handwerk vererbte sich in der Familie Harsányi von Geschlecht zu Geschlecht. Sie erreichten es, dass ihre mit viel Gescmack erzeugten Produkte im ganzen Lande gern gekauft wurden, und dass der zottigeWollmantel von Debreeen ein beliebtes Kleidungsstück war. Heute lebt leider kein Meister der Wollmantelerzeugung mehr in Debreeen. Um 1920 war der zottige Wollmantel noch ein allgemein gesuchter Gebrauschgegenstand, urentbehrlich für Fuhrleute oder Ackermänner, doch allmählich drangen die Formen der modernen Kleidung in den Vordei grund, und es muss mit Schmerz festgestellt werden, dass seit etwa zwanzig Jahren keine Wollmäntel mehr in Debreeen und in seiner Umgebung erzeugt werden. Die letzten Stücke jewahrt das Déri-Museum, samt den Werkzeugen des Handwerkes. Die noch getragenen, immer selteneren Stücke gehen langsam in Fetzen auf. Manchmal trägt man es bei den Krippenspielen, besonders in den Nyírséger Dörfern, als Tracht des ,,alten Hirten". Alte Männer gebrauchen den Wollmantel noch als Decke, aber es ist Zeit, die letzten, erlöschenden Spüren dieser Tracht, di§ von den ukrainischen Leibeigenen des Fürsten Rákóczi herkam, in Debreeen zu sammeln und zu sichten. Zu diesem Zwecke veröffentlichen wir nun den Text Harsányis, ergänzt mit einer Darstellung des entsprechenden Materials und der diesbezüglichen Fotos des Déri-Museums. Unser Zweck ist, damit Anschauungsmaterial zur Geschichte dieses ehrwürdigen Handwerkes zu liefern und die bisher erschienene Fachliteratur zu ergänzen. 160