A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1958-1959 (Debrecen, 1960)
Miroslava Ludvíková: Krämerlieder mit ungarischen Motiven in den Sammlungen des Märischen Museums in Brno
sich zu verheiraten; in anderen Legenden, die auch als Volksdramen vorgeführt werden (z. B. über St. Dorothea, Kaiser Maxmüian u. a.), folgt nach der Ablehnung des Gehorsams der Martertod. Hier wird aber der Generationskonflikt abgestumpft und im zweiten Teile entwickelt sich die Variante des vom Mittelalter oft bearbeiteten Motives der Ewigkeit, in der das Jahrhundert nur eine Weile zu dauern scheint. 3 Das ganze Lied verläuft in ruhigem, süsslich idyllischem Fluss. Der Vater droht nicht, aber „ermahnt schön". „Der Jüngling wie die Sonne hell", welcher ihr in den Garten folgt, „grüsst sie freundlich und liebenswürdig", „blickt freundlich auf sie", „entfernt sich freundlich mit ihr" wenn sie sodann zurückkehrt, „die Leute mit grosser Freude. . . welche die Jugfer ehren wollten, gaben Speisen zu kosten". Mit der idyllischen Laune im Einklang ist auch die Benützung einer Menge von Verkleinerungen. Die Beschreibung des Paradieses bemüht sich auf alle Sinne zu wirken, sie arbeitet also mit allen Mitteln der Barockpoesie noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Ausdrucksmittel sind aber genug ärmlich und wiederholen sich, so dass das Lied flach ausläuft. Dazu gesellt sich unorganisch die stereotype moraliesierende letzte Strophe mit der Aufforderung zu Geduld und zum Ertragen jeglicher irdischer Leiden, welche besser zu einem Martyrerinhalt passen würde. Was allerdings diese Komposition von ähnlichen älteren Kompositionen unterscheidet, ist die bürgerliche Heldin: aus der kaiserlichen oder königlichen Tochter wird hier die Tochter des Kommandanten. In der zweiten Gruppe der Lieder bewegte unsere Vorfahren vor allem das lied vom Hochwasser im Jahre 1838 in Budapest, oder wie man damals bei uns zu sagen pflegte, in Ofen-Pest. 4 Dass es beliebt war, dafür zeugen 4 erhaltene Exemplare in den Sammlungen des Mährischen Museums. Niemals ist in ihnen Ort und Datum der Ausgabe angeführt. Das eigentliche Lied beginnt nach der Ansprache der Zuhöher mit der zeitlichen und geographischen Bestimmuög der Begebenheit. Das Lied gliedert sich in kleine Episoden, welche sich freilich auf jedes beliebige Hochwasser beziehen können. Sie gehen darauf aus, das Mitgefühl des Hörers zu erwecken und seine Sensationslust zu befriedigen, was beim Verkauf einen erhöhten Handelseffekt mit sich bringen sollte. Manchmal geht es geradezu drastisch zu, wie bei der Beschreibung eines Menschen, welcher sich auf das Dach einer Baracke rettete und vor Hunger das Fleisch seiner eigenen Hände ass. Ich führe dieses Detail absichtlich an, um durch die Mittel, mit denen der Text arbeitet, sein Niveau klarzumachen. Das Lied ist auch in sprachlicher Hinsicht armselig und enthält offensichtliche Moravismen. Die Handlung entwickelt sich nicht dramatisch, seine Linie ist von der ersten bis zur letzten Strophe gleich. Im ganzen Lied werden unausgesetzt die stärksten Ausdrücke benützt, sodass eine solche Anhäufung die Gesamtwirkung abstumpft, die Ausdrücke sind auch abgedroschen und geläufig. Alles wird trocken geschildert, in konstatierender Art. Am Schluss ist die stereotype Bitte um Abwendung jeglichen Unglücks beigefügt. Die zweite Variante, dasselbe Motiv bearbeitend, hat eine kürzere Einleitung: „Neues Lied von dem furchtbaren Hochwasser, welches sich in der Stadt Ofen und Pest im Jahre 1838 begab". Es hat 4 Seiten und 107