A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1957 (Debrecen, 1958)

Szabadfalvi József: A magyar mézeskalácsosság kialakulásának kérdéséhez

Zur Frage der Entstehung der ungarischen Lebküchenbäckerei J. Szabadfalvi Die Lebküchlerei war Jahrhunderte hindurch ein sehr verbreiteter und beliebter Beruf in Ungarn. Die reliefgeschmückten Waren der Lebküchler waren nicht nur schmackhafte Delikatessen für die Besucher der Jahrmärkte und Kirchweihen, sondern auch sorgsam behütete Erinnerungsgegenstände. Die Enstehung und die Geshichte der ungarischen Lebküchlerei ist noch nicht genügend erforscht. In Bezug auf die Entstehung wurden verschiedene Meinungen verlautbart. Viele sind der Auffassung, die ungarische Lebküchlerei wäre deutschen Ursprunges. Diese These wird am entschiedensten von grossen ungarischen Volks­skundler Siegmund Bátky verfochten. Bátky behauptet, die dreihundertjährige Lebküchlerei in Ungarn wäre ein ursprünglich deutscher Beruf gewesen, und die erste Lebküchlerzunft im Lande hätte man 1619 in Pressburg gegründet. Andere Forscher, wie K. Viski, J. Romhányi und J. Kemény halten es für möglich, dass schon vor Ausbildung der unter deutschem Einfluss entstehenden Zünfte die Lebküchlerei als Hausgewerbe blühte. J. Fábián hält wiederum eine Verbreitung durch die mit­telalterlichen Mönchsorden für möglich. Nach der Meinung Stefan Ecsedis entwickelte sich dieses Hausgewerbe in Ungarn selbständig zu einem Zweige der Kleinindustrie. Wir sehen also, dass die Thesen betreffs des Ursprunges ziemlich weit auseinan­dergehen. Es ist wahr, dass die ungarischen Lebküchlerzünfte im 17 Jahrhundert unter westlichem, hauptsächlich deutschem Einfluss gegründet wurden. Trotzdem kann es mit verlässlichen Daten bewiesen werden, dass schon vor dem Entstehen dieser Zünfte in mehreren Ortschaften Ungarns Lebküchler arbeiteten. Laut K. Sőtér gibt es im Stadtarchiv von Pressburg (Pozsony) schon 1379 Hinweise auf Lebküchler­meister. In Neusohl (Besztercebánya) arbeiteten 1392 mehrere Lebküchler. Die Bürgerbücher der Stadt Ödenburg (Sopron) erwähnen seit Beginn des 16. Jahrhun­dert die Lebküchler. Der ungarische Name des Lebkuchens mézespogácsa oder mé­zesbáb kommt seit Mitte desselben Jahrhunderts in Urkunden und Sprachdenkmä­lern vor. 1547 gehörte zum Inventar der Stadtapotheke von Hermannstadt (Nagysze­ben) die aus Eisen verfertigte Backform des Lebkuchens. Die Lebküchler der Stadt Kronstadt (Brassó) vergassen 1564 nicht, unter den übrigen Geschenken auch Leb­kuchen dem Moldauer Fürsten Alexander zu übersenden. Thomas Boros, der Ver­trauensmann des siebenbürgischen Fürsten Gabriel Bethlen mahnt 1619 in einem Brief aus Konstantinopel seinen Herrn, das Übersenden Kronstädter Lebkuchen den türkischen Wesiren nicht zu vergessen. Ungarische Kochbücher des 16. Jahrhun­derts bringen gleichfalls viele Daten über Verfertigung von Lebkuchen, über ihre Verwendung bei der Bereitung anderer Gerichte. Laut diesen Kochbüchern war es schon in diesem Jahrhundert üblich, den Lebkuchen in geschnitzten Holz­formen zu bilden. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als nach Siegmund Bátky die Lebküchlerei allmählich nach Ungarn eindrang, bereitete man selbtst schon in den östlichsten Landesteilen in berühmten, auf ihre Tradition stolzen Zentren die verschiedensten Sorten von Honigkuchen. Im Laufe des 17. Jahrhunderts arbeiteten Lebküchler in folgenden oberungarischen Städten: Neusohl (Besztercebánya), Bartfeld (Bártfa), Kaschau (Kassa), Preschau (Eperjes), Gross-Steffelsdorf (Bimaszombat), Leut­schau (Lőcse) undTyrnau (Nagyszombat). Im Ödenburger Komitat waren die Städte Ödenburg (Sopron) und Eisenstadt (Kismarton) die grössten Zentren. Auch die 6 A debreceni Déri Múzeum évkönyve 81

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