A Debreceni Déri Múzeum Évkönyve 1957 (Debrecen, 1958)
Szilágyi János György: A későetruszk bronzművesség emlékei a Déri Múzeumban
dauernden „Hiatus" in den etruskisch-griechischen Beziehungen anzunehmen. 7778 (Auch Thukydides spricht wiederholt vom Bündnis der Etrusker mit Athen im ausgehenden 5. Jahrhundert.) 79 Trotzdem liegt etwas Wahres darin, wenn Fronto (p. 113 Nab.) die Verbindung des Polyklet mit der etruskischen Plastik unter die bekannten kunsthistorischen adynata rechnet. Die künstlerische Anschauungsweise der italo-etruskischen Kleinplastik unterscheidet sich ja wesentlich von der der Griechen, viel stärker, als die uns bekannten wenigen Denkmäler der etruskischen Monumentalplastik des 4. Jahrhunderts. Die Übernahme äusserer Formen macht das nur noch auffallender. Das 4-3. Jahrhundert ist eine entscheidende Phase im Kampfe der Etrusker für ihre politische Selbständigkeit. Dieser Kampf wurde von sehr überspitzten inneren Gegensätzen begleitet. 82 Allem Anschein nach suchte die herrschende Schicht der Etrusker die Unterstützung der Römer zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft. Die römische Eroberung von Volsinii geschah auf den ausgesprochenen Wunsch des dort herrschenden aristokratischen Geschlechtes. (Ähnliches sehen wir auch bei anderen italischen Völkern.) 83 Etrurien gehörte zu den frühesten Mittelpunkten jenes italischen Grossgrundbesitzes, der ausländische Sklaven in seinen Dienst stellte. 84 So ist in der etruskischen Gesellchaft und Kultur ein doppelter Prozess zu beobachten. Die herrschende Schicht wird allmählich von der Römern assimiliert (Maecenas ist der Spross der in Volsinii herrschenden Cilnii) und gerade zur Zeit der entscheidenden Kriege kommt es zu einem Aufschwung der kulturellen Beziehungen zwischen Etrurien und Rom (Liv. IX. 36, 3; Einführung der ludi scaenici in 364, der ludi saeculares in 348). Der römische Staat und seine führende Schicht konnten so zur Befriedigung ihrer jetzt auftretenden Repräsentationsbedürfnisse neben der griechischen auch von der etruskischen Kunst Anregungen empfangen. Parallel mit dieser Entwicklung lässt sich ein gewisses Zusammenwachsen der unteren Schichten der etruskischen Städte und Dörfer mit dem italischen Bauerntum und mit der städtischen plebs, ja bis zu einem gewissen Grad mit den aus der Fremde gekommenen Sklaven beobachten. 87 Der Geschmack und die Denkart der herrschenden Schicht hinterliess freilich tiefe Spuren in der Kultur dieses zu einem Gesamtitalikertum zusammenschmelzenden Volkes. Infolge der Verschiedenheit seiner Lebensweise, seiner gesellschaftlichen Lage und mancher seiner wichtigsten Interessen bildete jedoch seine Kultur auch einigermassen selbständige Formen aus, die sowohl in der Religion, als auch in der Kunst zu erkennen sind. Die Mer behandelten Kleinbronzen — sowie die mit ihnen eng zusammenhängende Terrakotten-Votivkleinplastik — sind der von der volkstümlichen Religiosität untrennbare künstlerische Ausdruck dieser italischen Volkskultur. In ihrem „gesamtitalischen" Charakter spiegelt sich der oben geschilderte historische Prozess. Sie erscheinen nicht in den Zentren des römischen Staatskultes, sondern in solchen kleinen Heiligtümern, wie z. B. das des Flussgottes Clitumnus in Umbrien. (Plin. Epist. VIII. 9.) Ihr künstlerischer Charakter, verbunden durch viele verwandte Wesenszüge mit den unentwickeltsten Künsten des archaischen Italiens, aber auch mit den Eigentümlichkeiten der frühetruskischen Kunst, ist etwas durchaus anderes, als der der griechischen oder der späteren offiziellen römischen Kunst. Im 1. Jahrhundert, in der Zeit der Krise der Republik und des Suchens neuer Wege unternimmt man sowohl in der Literatur (vgl. etwa das Erscheinen der Atellana und des Alimus auf der Bühne oder die Intonation der kleineren Gedichte des Catull), als auch in der bildenden Kunst den Versuch, eine neue künstlerische Form aus den Elementen der italischen volkstümlichen Kunst zu entwickeln. 93 In die offizielle Kunst der Augustuszeit sickerte diese italische Volkstradition mehr nur auf verborgenen, unterirdischen Wegen hinein, ihdessen hat sie ihre Bedeutung nicht verloren, denn ihre Typen lebten grösstenteils ununterbrochen bis zum Beginn der Kaiserzeit, ja sogar noch länger; manche von ihnen verbreiteten sich im ganzen Imperium. Ihre künstlerische Ausdrucksweise fand aber seit Trajan auch in der repräsentativen Kunst des römischen Saates einen immer breiteren Raum. 52