Módy György – Kállai Irén szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 8-9. (Berettyóújfalu, 2001)
NÉPRAJZ - VOLKSKUNDE - Der Sitzrocken oder Fußrocken und die mit ihm verbundenen Bräuche in Síter (Bihar)
Géza Dukrét DER SITZROCKEN ODER FUßROCKEN UND DIE MIT IHM VERBUNDENEN BRÄUCHE IN SÍTER (BIHAR) Síter (Çiçterea), ein kleines Dorf im Gebiet Hegyköz, 23 km von Nagyvárad entfernt, in nördlicher Richtung, liegt 8 km vom gegenwärtigen Zentrum des Gebietes, von Hegyközcsatár entfernt. Es ist eine Siedlung der Arpadenzeit. Seine erste schriftliche Erwähnung unter dem Namen villa Suhtur, Sehtur stammt aus den Jahren 1291-94. Eines der Charakteristika des Dorfes ist seine geographische und ethnische Isolierung. Damit ist seine traditionsbewahrende Rolle zu erklären. Auf den Dachböden der Häuser sind zahlreiche alte Werkzeuge erhalten geblieben, unter denen die Sitzrocken, Spindeln und Stampfer eine schmuckvollere Ausführung erhielten. Gegenstand dieser Arbeit sind der Fuß- oder Sitzrocken und die mit ihm verbundenen Bräuche. Die in Síter hergestellten Rocken sind alle einfüßig und werden nach ihrer Gebrauchsweise Sitz- oder Fußrocken genannt. Sie bestehen aus zwei Teilen: aus dem Stab und dem Fuß. Der Stab ist ein ca. 160 cm langer Stock, der aus einem Ast des gemeinen Spindelstrauchs geschnitten wird. Er wird im Kamin erhitzt, entrindet und in fünf Teile unterteilt, wo die Ringe hinkommen. Die Verzierungen des Stabes sind die Ringe, je drei nebeneinander, dazwischen geometrische Muster, weiters zwischen den Ringteilen, in ca. 20 cm langen Teilen je drei in Spirallinie verlaufende Bänder. Zwischen den Bändern befinden sich Aufschriften: Datum und Name des Beschenkten sowie Blumen wie Tulpe, Margerite, Veilchen, Edelweiß, Nelke sowie Mohn und Zwetschkenkern, die im vergangenen Jahrhundert eine sexuelle Bedeutung hatten, später aber diesen symbolischen Ausdruck der Zusammengehörigkeit und der Paarung verloren haben. Diese verzierenden Motive wurden mit der Schneide und der Spitze eines scharfen Klappmessers in den Stock geritzt. Die Teile innerhalb der Umrisse wurden dann mit Scheidewasser eingestrichen und über der Flamme eingebrannt. Dann wurde er mit einem mit „kindruc,, (Rebschwarz) bestreuten sonnenblumenöligen Tuch eingerieben. Das schwarze Pulver gelangte in die Einkerbungen, die sich so schwarz abzeichneten, die mit Scheidewasser eingestrichenen Teile aber gewannen eine schöne dunkle Farbe. Der 7 cm breite und 40 cm lange Fuß wurde aus Maulbeer-, Zwetschken- oder Kirschholz gefertigt. Auch in den Fuß wurden Datum und Blumenverzierungen geschnitzt. Der Rand wurde dekorativ geschnitten und schloss oft mit Tulpen. Bei der Verzierung des Fußes und des Stabes kann man zwischen 1840 und 1940 vier Perioden unterscheiden: vor 1870 bestand sie aus mit dem Klappmesser eingekerbten Mustern - geometrische Formen, Rosetten, seltener Tulpen und Fichten58