Módy György – Kállai Irén szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 8-9. (Berettyóújfalu, 2001)

NÉPRAJZ - VOLKSKUNDE - Der Sitzrocken oder Fußrocken und die mit ihm verbundenen Bräuche in Síter (Bihar)

zweige. Auf einem Fuß ist zwischen zwei Rosetten die Jahreszahl 1849 zu lesen. Zwischen 1870 und 1890 erscheinen Rocken mit eingeritzten Pflanzenmustern und Färbung durch Scheidewasser. Charakteristisch dafür sind Fichtenzweige mit ganz feinen Linien, winzige Blätter, Tulpen und Eicheln, kleingliedrige geometrische Verzierungen. Nach 1890 erscheinen Rocken mit Bändern, Tiermotiven und unendlich kleingliedrigen und weitschweifigen Verzierungen. Nach 1920 ist die Linienführung einfacher, großzügig und weniger gedrängt. Es erscheinen die Jahreszahl und der Name des Beschenkten. Der Fuß wird dekorativer und gezierter. Den Sitzrocken schenkte früher der junge Mann seiner Geliebten zu Neujahr, zum Geburtstag oder Namenstag in der Spinnstube oder im Mädchenhaus. Dafür gab ihm das Mädchen einen Kuss und ein gesticktes Taschentuch mit zackigen Rändern. Wer keinen Verehrer hatte, erbte den Rocken von der Mutter oder Großmutter oder bekam ihn vom Bruder oder Nachbarn geschenkt. In unserem Jahrhundert wurden die Rocken immer häufiger bei Meistern bestellt, meistens von Müttern mit Töchtern oder von den Töchtern selbst. Sie banden Bänder in lebhaften Farben an den Rocken, mit deren hinunterhängenden Enden das Hanfwerg an den Stab gebunden wurde, und so gingen sie in die Spinnstube. Die Spinnstube begann bei Einbruch der Kälte und endete Anfang März, wenn die Frühlingsarbeiten begannen. Zwei bis drei Straßen hatten eine Spinnstube. Innerhalb einer Straße ging es reihum, jeden Abend war ein anderes Mädchenhaus an der Reihe. Die Mädchen durften ab 14 - 15 Jahren in die Spinnstube. Abends zwischen 7 und 8 warteten sie auf die jungen Männer, währenddessen sangen sie Lieder der Erwartung, dann sangen sie zusammen mit ihnen Gelegenheitslieder und Csárdás. Die Mädchen saßen in einem Kreis auf Stühlen und Bänken. In die Mitte des Zimmers wurden kleine Stühle gestellt, da setzten sich die Burschen, jeder seiner Geliebten gegenüber. Die Burschen lagen auf der Lauer, wann die Mädchen die Spindel fallen lassen, die schnappten sie sich und die konnte nur durch einen Kuss ausgelöst werden. Während des Spinnens waren verschiedene Spiele in Mode. Das beliebteste war der Fall in den Brunnen: Man musste so viele Küsse geben, „wie viele Meter tief,, der Brunnen war. Es war auch üblich jemanden in Maskentracht zu kleiden, um ihn in eine andere Spinnstube zum Spionieren zu schicken oder wenn sie erfahren hatten, dass irgendwo ein Schwein geschlachtet wurde. Die jungen Männer spielten noch Karten, Richter oder Weben, oft spielten sie dem Gastgeber einen Streich. Bis zehn Uhr spannen sie eine Spindel Garn, dann stellten sie die Rocken beiseite, die jungen Männer holten die Zither und sie tanzten bis Mitternacht. Auch die Frauen hatten ihre Spinnstube, denn sie wären daheim alleine während des Spinnens eingeschlafen. Die Frauen spannen auf dem Spinnrad. 59

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