Héthy Zoltán szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 3. (Berettyóújfalu, 1982)

TÖRTÉNELEM — GESCHICHTE - Das Herrenhaus der Rákóczi's in Pocsaj

Mihály Détshy DAS HERRENHAUS DER RÁKÓCZI'S IN POCSAJ Das einstige Herrenhaus des Fürsten Georg Rákóczi I. und seiner Gemahlin Su­sanna Lorántffy zählt zu den zahlreichen verschwundenen und vergessenen Werken der Spätrenaissancebaukunst Ungarns der 1. H. des 17. Jh. Pocsaj liegt in der Tiefebene jenseits der Tisza, heute an der Ostgrenze Ungarns, halbwegs zwischen Debrecen und Nagyvárad (Oradea, Grosswardein). Nach 1425 bau­ten die damaligen Gutsherren mit Genehmigung König Sigismunds des Luxemburgers hier ein wehrhaftes Schloss oder Castellum. 1553 kam das Gut und das Schloss in den Besitz der Dobó's. Als letzte ihrer Erben erhielt Susanna Lorántffy und ihr Ge­mahl das Gut um 1620. Das mittelalterliche Schloss scheint schon vor 1600 zerstört worden zu sein. Das Ehepaar machte Pocsaj zum Sitz eines ausgedehnten Gutes, das sie wirtschaftlich aufblühen liessen und beschloss 1642 hier bei dem Zusammenfluss des Flüsschens Berettyó und des Ér-Baches von diesen eingefasst auch ein befestigtes Herrenhaus zu errichten, nachdem schon Brücken und Dämme für den Verkehr zwi­schen Debrecen und Nagyvárad über die genannten Flüsschen und den umgebenden Morast, sowie eine Wassermühle und ein Gasthaus gebaut wurden. In seiner zeit­genössischen Chronik beschreibt Johannes Szalárdi das Herrenhaus und berichtet, dass es an der Stelle einer alten Erdburg angelegt wurde, die man mit den Überresten des früheren Schlosses identifizieren dürfte. Die erhaltene Korrespondenz des Fürstenehepaars mit seinen Beamten, vornehm­lich dem Präfekten aller Güter in Ungarn und dem Hofrichter von Pocsaj enthält ausführliche Berichte über den Gang des Baues, über die Meister und die Verschaffung der Baumaterialien, und ist damit eine fast alleinstehend reiche Quelle der Kenntnis des Bauwesens dieses Zeitalters. Der Bau wurde im Frühling 1646 begonnen. Die endgültigen Entwürfe oder An­weisungen gab der vielbeschäftigte „Fundator" des Fürsten, Imre von Sárd. Als Vor­bild scheint das kurz vorher durch den Baumeister Mathias aus Alba Julia gebaute Herrenhaus in örményes (Siebenbürgen) gedient zu haben. Die Ausführung leitete der Maurermeister Andreas aus Dés. 1646 wurden lediglich die Fundamente und das Kellergeschoss ausgeführt, das Erdgeschoss und Stockwerk, sowie das Ziegeldach sodann 1647. Erst nach Abdeckung des Gebäudes wurden die Räume geschossweise überwölbt. Der Grundriss bildete ein gestrecktes Rechteck mit einer Zimmerflucht in jedem Geschoss und vielleicht einem offenen Gang vor den Zimmern. Zum Ober­geschoss mit den Wohnzimmern und einem grösseren Saal führte ein äusserer Treppen­aufgang. Maurer wurden aus siebenbürgischen Städten zum Bau bestellt. Auch die Stein­metze kamen aus Siebenbürgen, bearbeiteten aber die Werksteine für die Tür- und Fensterumrahmungen, sowie die Ofenfüsse in Sárospatak, 120 km westlich von Po­csaj, wo auch der Stein gebrochen wurde. Nur die Treppenstufen wurden in Sieben­bürgen, vermutlich in Örményes gehauen. Den Dachstuhl sollten die neuangesiedelten anabaptistischen Meister in Sárospatak ausführen, doch kamen schliesslich auch die Zimmerleute und Dachdecker aus Siebenbürgen. Die Tischlerarbeiten wurden bei Meistern in Debrecen und Nagyvárad bestellt. Um das Gebäude wurde ein Erdwall auf rechtteckigem Grundriss mit vorsprin­genden, kasemattierten Basteien an den vier Ecken angelegt und mit einer Palisade gekrönt, sowie mit einem Wassergraben umgeben. Zum Eingangstor im Norden führte eine Brücke über den Ér-Bach. Den Wehrgürtel liess der Fürst durch den Oberzeugwart Bartholomäus Maull an Ort und Stelle entwerfen. An der Ausführung 121

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