Héthy Zoltán szerk.: Bihari Múzeum Évkönyve 1. (Berettyóújfalu, 1976)
NÉPRAJZ - VOLKSKUNDE - Die traditionelle Schafzucht eines Dorfes im Nord-Bihar
Molnár Gyula DIE TRADITIONELLE SCHAFZUCHT EINES DORFES IM NORD-BIHAR Im Mittelpunkt der Studie steht die Gemeinde Konyár, die an der Begegnung von drei Landschaften, Sárrét-Hortobágy-Nyírség liegt. Der Verfasser benutzte das Archivmaterial der zwei benachbarten Gemeinden, Derecske und Nagyléta, um ein vollständiges Bild über dieses Gebiet schaffen zu können. Die Konyárer Mark bestand bis zur Entsumpfung in wesentlichem Masse aus beschilften, moorigen Gebieten mit wenig Ackerboden. Die Urkunden aus dem 15. Jahrhundert erwähnen schon für Viehhaltung und Weide brauchbare Teile. Ahnlichweise haben wir Angaben aus dem 16. Jahrhundert, als der Grundbesitzer, István Bocskai seinen Nachbar über die, aus der Konyárer Weide wertriebenen Schafe klagt. Aus einer Quelle aus dem 17. Jahrhundert geht es hervor, dass die Bäuern ihrem Prister einen Eimer Quark gaben, der auch noch heute gemacht wird. Zur Konservierung des Quarkes benutzt man heute Holzeimer. Nach der Türkenherrschaft entwickelt sich die Landwirtschaft und besonders die Schafzucht sehr schnell. Die Steuerkonskriptionen aus dem 18. Jahrhundert beweisen die intensive Viehhaltung der Biharer Dörfer. Aus dieser Zeit stammt der Begriff „ egy napi juh", was die Zahl der in dem Weiderecht festgelegten Schafe zeigt, im allgemeinen 25-30 Schafe. Als das Haidukentum von Bihar seine Freiheitsrechte verlor, wurde unter anderem auch Konyár der Grundbesitz der Eszterházy Familie. Die zum Herrschaftsgut gehörenden Gemeinden gaben dem Gutsherrn nebst den anderen Lieferungen auch den sogenannten „dézsmabárány" (Lammzehnt). Den anderen amtlichen Personen zehnten sie ein Lamm zu Osten. Laut der Steuerkonskription aus dem Jahre 1713 sind 30 Familien mit 322 Butten Ackerland und 217 Gemeindewiese zusammengezählt worden. Um ihren Viehen ausreichende Wiese zu sichern, pachtete man die, in der Türkenzeit verödeten Mark des benachbarten Dorfes Fehértó. Das Konyárer Weideland besteht in unserer Zeit aus den folgenden Teilen : die Weide am Mosó-See 50 kj, am Buzás-See 360 kj, insgesamt mehr als 400 Katastraljoch. Für jede 10 Schafe wird ein Katalstraljoch gezählt. Das „Legelőjog" (Weiderecht) ist das Recht nach dem Haus und Boden, das das Mass der Viehhaltung vorschreibt. Dieses Recht war als Besitzstück verkaufbar. Die Schafzüchter der Gemeinden vereinigten sich zu Schafgenossen Schäften, an derer Spitze der, durch die Mitglieder gewählte ,.fögazda " (Hauptlandwirt) steht. Zu einer jeden Genossenschaft gehören 20-24 Mitglieder, 600-1000 Schafe mit dem entsprechenden Grasland. Der Hauptlandwirt fürthe das Wirtschaftsleben, er verantwortete für die finanzielle Lage der Genossenschaft. Alles trug er in das Hauptbuch der Wirtschaft ein. Das bedeutende wirtschaftliche Ereignis beendete man mit dem gemeinsamen Abendessen, mit dem „juhtor" (Schafmahl). Das traditionelle Gerich war das „ Birkapörkölt" (Schaftpörkölt, saftiges Schmorfleisch), was die Frau des Hauptlandwirtes mit der Hilfe des Schäfers kochte. Die gemeinsamen Gebäude der Schafgenossenschaft waren: „szin" )der Schuppen), „hodály" (die Hürde), „karám" (der Pferch) und „pásztorkunyhó" (die Schäferhütte). Die se wurden gemeinsam aufgebaut. Das Hürderecht war auch verkaufbar. In der Schäferhütte waren die Kleider und die Lebensmittel untergebracht. Die Schäfer der Wirtschaften waren gewöhnlich Mitglieder alter Schäferfamilien. Der gute Schäfer hatte einen Ruf, er bekam mehr Lohn, als die anderen, aber er musste von der Bewachung, Betreuung und Heilung auch verstehen. Der Zeitpunkt des Schäferlohnes war der „ kenyérnekvaló" (Brotbedarf), d. h. das Weizen, der Roggen. Der grösste Lohn und die grösste Verantwortung hatte der Herdenhirt. Neben ihm waren noch „báránypásztor" (Lammhirt), „kospásztor" (Bockhirt) und manchmal „ meddőpásztor" (Gelthirt) in der Wirtschaft tätig. Zu ihrem Lohn gehörte der „ bárányváltó" (Lammwechsel). Nach jedem 25 Schaf bekam der Hirt ein Lamm, wenn aber die Zahl die 25 nicht erreichte, zahlte der 264