G. Szende Katalin – Szabó Péter szerk.: A magyar iskola első évszázadai = Die Ersten Jahrhunderte des Schulwesens in Ungarn : 996-1526 (Győr, 1996)
TANULMÁNYOK - Szendrei Janka: Zenetanulás a középkorban
SZENDREI JANKA Janka Szendrei Musikunterricht im Mittelalter (Zusammenfassu ng) I m Mittelalter erfolgte der Musikunterricht in den Schulen in zwei getrennten Studien. Die ins Quadrivium aufgenommene "musica" stellte einen Gegenstand rein theoretischen Charakters (scientia) dar, dabei wurde versucht, die Welt der Klänge mit Hilfe von mathematischen, philosophischen Methoden kennenzulernen. Im Gegensatz dazu war der Gesangunterricht (cantus) eine praktische Unterrichtsform, die eng mit dem Sprachunterricht (vor allem mit der grammatica ) verbunden war und gleichzeitig die Verbindung der Schule mit der Kirche symbolisierte. Der Gesangsstoff wurde den Anforderungen der Liturgie angepaßt. In Ungarn liegen zwar nur sporadische Angaben vor, trotzdem werden vom 11. Jahrhundert an beide Zweige des Musikunterrichtes kontinuierlich belegt. Die Benutzung der De Institutione Musica von Boethius, des Etymologiarium Libri von Isidorus kann nachgewiesen werden, aus dem späten Mittelalter sind Fragmente von mehreren modernen Traktaten, ein kurzes Paulinertonarius und ein komplettes, in Ungarn verfasstes Werk (der Szalkai-Kodex) sind überliefert worden. In den Rubriken der liturgischen Kodexe sind Namen eingetragen, Namen von Kindern, die mitgesungen haben: Ein Erfolg des praktischen Gesangunterrichtes. Früher als die deutschen Schulen haben die Schulen in Ungarn im 12. Jahrhundert die Notenschrift von Guido übernommen, und es wurden auch seine Unterrichtsreformen eingeführt. Die liturgischen Lieder haben die Schüler gelernt, indem sie die Noten gelesen und geschrieben hatten. Von den Stücken, die gesungen werden sollten, wurden beim Üben Notenaufzeichnungen gemacht, berichtet das Kapitelstatutum von Großwardein. Das Ergebnis: Die kursiven Musikschriftkenntnisse erreichten ein hohes Standard und verbreiteten sich rasch. Dies wird durch zahlreiche Aufzeichnungen belegt. Die mehrstimmigen Lieder, die den unmittelbaren Bestandteil des gregorianen Repertoirs bildeten, wurden in den Schulen geübt. Um archäische Organe bilden zu können, beherrschte man die binamite Technik. Es wurden die einfachen polyphonen Bearbeitungen von Tropen, Trauerliedem, die den Rahmen der verschiedenen Liturgien bildeten, entsprechend der mitteleuropäischen Praxis eingeübt. Die Begleitung der Volksbräuche mit Gesang, das Psalmodieren und die recordatio waren ein organischer Bestandteil des Lebens von Schülern und ihren Meistern. Sie bildeten den Konatkt zu dem breiteren gesellschaftlichen Umfeld, und trugen dazu bei, neben dem lateinischen auch das ungarische Repertoir zu erhalten.