G. Szende Katalin – Szabó Péter szerk.: A magyar iskola első évszázadai = Die Ersten Jahrhunderte des Schulwesens in Ungarn : 996-1526 (Győr, 1996)
TANULMÁNYOK - Tompos Lilla: Néhány szó a középkori gyermek- és diákviseletről
TOMPOS LILLA Lilla Tompos Kinder- und Schultrachten im Mittelalter (Zusammenfassu ng) • • U ber die Bekleidungskultur des Mittelalters sind außer bildlichen Darstellungen und schriftlichen Quellen kaum Gegenstände überliefert worden. Berücksichtigt man bei der Untersuchung der Kleidungsstücke die im Mittelalter anerkannten und in Europa bis ins 18. Jahrhundert gültigen allgemeinen Regeln, so können die Qualität und Farbe der Textilien sowie die einzelnen Kleidungsstücke bestimmt werden. Die Bestimmung von Kinderbekleidungsstücken wird dadurch erleichtert, daß sie in Stoff, Schnitt, Farben, Form und Funktion mit den Kleidungsstücken der Erwachsenen vollkomen übereinstimmten, erst die roussoistischen Gedanken der Aufklärung im 18. Jahrhundert brachten gewisse Änderungen. Diese Ähnlichkeit in der Bekleidung traf die vornehmen Mädchen besonders hart, weil sie bereits vom zweiten Lebensjahr an Eisenkorsett tragen mußten. Die vornehmen Jungen haben sehr früh ihren ersten Harnisch bekommen. Auch das Gewehr gehörte zur Kinderbekleidung. Der Schnitt der kleinen Kleidungsstücke war mit denen der Erwachsenen in allen Einzelheiten identisch, auch wenn es durch die Größe der kleinen Kleidungsstücke gar nicht bedingt war. Unser König Kálmán Könyves hat 1100 verordnet, das die heranwachsenden Schüler klerikale Bekleidung tragen müssen: Derjenige, der dem klerikalen Orden angehört, soll keinen Pelzmantel, kein buntes Gewand, keine spitzenbesetzten Handschuhe, also keine weltliche Kleidung tragen. Das Konzil von Esztergom 1397 hat das Gewehrtragen verboten, das Konzil von Letschau 1460 hat angeordnet, in den kirchlichen Schulen eine einheitliche lange Bekleidung zu tragen. Auf einer Abbildung in der Graduale von Ulászló II. sind anständig gekleidete (lange, dicht gefaltete Bekleidung mit Ärmeln ganz bis an die Hand) klerikale Schüler dargestellt, sie hören ihrem Lehrer zu. Die städtischen Bürger schickten ihre Kinder in Kapitelschulen. Die Schüler, die keinen klerikalen Beruf wählen sollten, kleideten sich entsprechend den Vorschriften ihres Ordens. Das Oberteil der Schülerbekleidung, der tunica war früher schwarz, erst ab Mitte des 15. Jahrhunderts wurden sie aus etwas bunteren Stoffen gemacht. Die älteren Schüler galten allerdings als Mitglieder des Klerus, so mußten sie klerikale Uniform tragen. Die Kinder des Adels wurden auf das Ritterleben vorbereitet. In der Bilderchronik ist ihre Bekleidung in allen Einzelheiten zu sehen, verschiedene Gewehre, Harnische, bunte enge Strümpfe, enge Westen mit Gürtel. Um ein vollständiges Bild über die Bekleidung der Schüler, Jugendlichen im Mittelalter machen zu können, bedarf es noch weiterer Forschungen. 132