G. Szende Katalin – Szabó Péter szerk.: A magyar iskola első évszázadai = Die Ersten Jahrhunderte des Schulwesens in Ungarn : 996-1526 (Győr, 1996)

TANULMÁNYOK - Töll László: „Lelkem Istené, életem a királyé, becsületem az enyém"

TÖLL LÁSZLÓ Kenntnisse von lateinischen Gebeten und biblischen Geschichten. Das Lesen und das Hören von Ritterromanen und Epen waren auch von großer Bedeutung. Die Wohlhabenden schickten ihre Kinder in die Schule in ferneren Ländern, um auch in die Sieben Freien Künste Einsicht zu gewinnen. Zu dem wirklich feingesitteten Benehmen gehörten auch die französischen Sprachkenntnisse. Die vielfältige Erziehung von solcher Art bedeutete große Last für die Lernenden, indem die Körperstrafe allgemein anerkannt war. Man konnte aber nur dadurch erfahren, ob sich der Jüngling zur Erbschaft seines Vaters eignete. Der 12-13-jährige Junge kam zu einem sehr ausgezeichneten fremden Ritter - manchmal in den königlichen Hof -, um seine Kenntnisse zu vertiefen. Dann wurde er als Page bezeichnet, später als Schildknappe und als solcher war verpflichtet, im persönlichen Dienste seines Schutzherrn zu stehen. Die Krone der langen und kalten Lernjahre war der Ritterschlag. Dieser Akt konnte auf dem Schlachtfeld für eine Heldentat geschehen, aber am häufigsten passierte im kirchlichen Rahmen. Mit diesem Akt wurde der Rittersohn zu einer kriegerischen Kaste zugehörig und war er selbst für seine Taten und Entscheidungen verantwortlich. Zur praktischen Vorbereitung der Kämpfer gehörten die legendären Ritterturniere. Auf diesen männlichen Kraftproben konnten sich die Ritter miteinander in geregeltem Rahmen an Kraft messen und man konnte sich dabei guten Ruhm und Vermögen erwerben. Diese Turniere waren natürlich lebensgefährlich, deshalb versuchte man sie mit kirchlichen Anordnungen einzuschränken, ohne Erfolg. Die Ritterturniere dienten aber auch dazu, die prak­tischen Erfahrungen zum Kriege zu erwerben. Veranstaltungen von solcher Art bedeuteten den Gipfelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Die Frauen der ritterlichen Gesellschaft wurden auch plangemäß und mit gleicher Strenge erzo­gen. Ihre geistige Bildung war ähnlich wie bei den Jungen, aber die Vorbereitung aufs Praktikum umfaßte die Hausarbeit und das Gutsverwaltungswissen und dies letzte mußten sie auf dem Niveau der Männer betreiben, wenn der Ritter ja ins Felde zog, mußte seine Frau das Gut ver­walten können. In Ungarn blieben schriftliche Überreste der ritterlichen Erziehung kaum vorhanden. Das Rittertum selbst erscheint hier später und in anderer Form als in West-Europa, war ja "Import"­Kultur und kein Ergebnis organischer Entwicklung. Die Kriegsführung mit der schweren Reiterei und dessen Lebensweise wurde größtenteils von den vom Ausland eingewanderten Rittern und ihren magyarisch gewordenen Abkömmlin­gen vertreten. Die fremden Ritter brachten hauptsächlich ihr millitärisches Fachwis-sen mit, der Beweis dafür sind die Ritterturniere in Ungarn. Der Kampfspiel erlebte seine Glanzzeit während der Regierung von Karl I. (1308-1342) und seinem Sohne, Ludwig der Große (1342-1382). Diese zwei Könige nahmen auch persöhnlich an Turnieren teil. Nach den Zeitgenossen weisen die Turniere in Ungarn gewisse Abweichungen von den Kampfspielen im Westen auf. Demnach kämpften die Ritter in Ungarn mit gefährlicheren Waffen und auf kleinen Pferden mit niedrigeren Sätteln, bis der eine zu Boden fiel. Den letzten Glanzpunkt der Ritter-turniere bedeuteten die Kampfspiele im königlichen Hofe von Matthias (1464-1490), wo der König selbst seine ritter­liche Tapferkeit mehrmals bewies. Unter unseren Jagello-Königen stand Ludwig II. (1516-1526) im Rufe eines hervorragenden Fechters und geschickten Reiters, aber nach seinem Tode ver­schwanden die Kampfspiele. Die westlichen Ideen waren für die Kultur in Ungarn von großer Bedeutung. Auch in Ungarn erschienen die Wappen und die Siegel, oft wurden die Neugeborenen nach den Helden der Antike benannt und soweit es sich aus den erhalten gebliebenen Schriften erschließen läßt, spielte die ritterliche Literatur auch gewisse Rolle. Wie es aus den mangelhaften schriftlichen Denkmälern hervorgeht, klassische ritterliche Erziehung gab es nur im königlichen Hofe oder vielleicht in den Burgen der größten Banner­herren. Nicht einmal die Schriftlichkeit stand auf solchem Niveau wie im Westen. Die Mehrheit von Adligen konnte weder lesen noch schreiben, weder in Muttersprache noch in lateinischer Sprache. Demzufolge blieb fast nichts von den Traditionen und Familienlegenden unseres Adels schriftlich erhalten, hinzukommt noch, das das Archivgut des Landes während der Kriege ver­loren ging. Einem jungen Edelknecht wurde das Kämpfen ebenso gründlich beigebracht wie seinem Kameraden im Westen, seine geistige Ausbildung war aber nie von dem ritterlichen Lebens­gefühl durchdrungen.

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