Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)
Wilfried Reininghaus: Zünfte und Regionen. „Zunftlandschaften" als Forschungs-problem
Zweitens erleichtert die regionale Erweiterung des Themas die Einbeziehung des ländlichen Gewerbes. Die schon aus dem späten Mittelalter bekannten Auseinandersetzungen zwischen zünftigen Handwerkern in der Stadt und ihren ländlichen Konkurrenten lehrten ja schon, über die Stadtmauern hinauszuschauen 1 9. Zwingend wurde eine Regionalisierung der Handwerksgeschichtsforschung durch die Konzeptionierung von Gewerbelandschaften, die für den Export arbeiteten 2 0. In dieses Konzept, das sich mit der Theorie der Protoindustrialisierung auseinandersetzte und sie weiterentwickelte, sind Stadt und Land integral einbezogen 2 1. Es stellte sich nämlich heraus, daß das Gewerbe in Stadt und Land nicht voneinander zu trennen sind. Drittens lassen sich Phänomene regionaler Mobilität, die für den Arbeitsmarkt im Handwerk wie fur die Wahrnehmung politischer Interessen wichtig waren, nur übergreifend erfassen, auch wenn Wanderungen im Handwerk zunächst einmal kleinräumig angelegt waren. Lehrlinge zogen zur Ausbildung z.B. vom Land in die nächste Stadt, Gesellen in überregionale Gewerbezentren. Viertens ist die Durchsetzung der reichsrechtlichen Normen nur für das Gebiet von ganzen Territorien oder eine Gruppe von Städten zu überprüfen. Als die Landesherrn seit dem 16. Jahrhundert die Vorgaben der ReichshandwerksOrdnungen umsetzten, taten sie dies für das gesamte Territorium, nicht nur für einzelne Städte. Freilich verbietet es sich, von vornherein Territorien des Alten Reiches ohne weiteres als Zunftlandschaft zu definieren. Sie hatten bekanntlich schon von der Fläche her einen sehr unterschiedlichen Zuschnitt. Kleinere Territorien konnten in größere regionale Zusammenhänge eingebunden sein, ein größeres Territorium andererseits mehreren Gewerbe- oder Zunftlandschaften angehören. Einen Primat der Politik bei der Vermessung von Zunftlandschaften zu unterstellen, würde der Bedeutung anderer Faktoren nicht Rechnung tragen. Insbesondere sind die unterschiedlichen Gewerbestrukturen von Territorien zu berücksichtigen. Ein mittleres Territorium wie Oldenburg zerfiel z.B. in mehrere kleine Gewerbelandschaften 2 2. Die Grafschaft Mark kannte wie andere Gebiete eine Zweiteilung, einen agrarischen Norden und einen metallgewerblich ausgerichteten Süden, der von den Getreideüberschüssen des Nordens profitierte. Wollten wir ferner Zunftlandschaft ausschließlich über die Zunftpolitik der 1 9 Ein gelungenes Beispiel: Anne-Marie Dubler, Handwerk, Gewerbe und Zunft in Stadt und Landschaft Luzern, Luzern/Stuttgart 1982. 2 0 Karl-Heinrich Kaufhold, Gewerbelandschaften in der frühen Neuzeit (1650-1800), in: Hans Pohl (Hrsg.), Gewerbe- und Industrielandschaften vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Stuttgart 1986, S. 112-202. 2 1 Ein gelungenes Beispiel liefert Bernd Habicht, Stadt- und Landhandwerk im südlichen Niedersachsen im 18. Jahrhundert, Göttingen 1983. 2 2 Ernst Hinrichs / Rosemarie Krämer 7 Christoph Reinders, Die Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit. Eine regionalgeschichte Dokumentation für die Zeit von 1700 bis 1850, Oldenburg 1988. 72