Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)
Wilfried Reininghaus: Zünfte und Regionen. „Zunftlandschaften" als Forschungs-problem
Zweitens hatte die ältere Handwerksgeschichte ihre Blüte, bevor sich die Landesgeschichte im beginnenden 20. Jahrhundert der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte zuwandte 1 6. Die sogenannte „Kulturraumforschung" etablierte nach dem Ersten Weltkrieg sich zu einem Zeitpunkt, als die Handwerksgeschichte, insofern sie Zunftentstehungsgeschichte war, sich erschöpft hatte und als unmodern in der Schublade der Dogmengeschichte verschwand. Erst in den 1970er Jahren kam es in Deutschland zu einer Renaissance der Handwerksforschung. Sie war in der Schule Wilhelm Abels zunächst stärker wirtschaftsgeschichtlich ausgerichtet. Bald traten sozialgeschichtliche und andere Aspekte hinzu. Wie kaum ein anderes Sujet ist die Geschichte von Handwerkern für einen interdisziplinären Austausch offen. In der Erweiterung befand sich die Handwerksgeschichte auch räumlich. Seit den 1970er Jahre standen nicht mehr ausschließlich städtische Handwerker im Mittelpunkt des Interesses, sondern auch das ländliche Gewerbezweige. Damit war endgültig eine Regionalisierung der handwerksgeschichtlichen Forschung eingeleitet, die einherging mit dem Siegeszug der Regionalgeschichte schlechthin. In der jüngeren Vergangenheit beziehen sich schon aus quellenbezogenen Gründen regionenübergreifende Beiträge meistens nur auf methodische Probleme. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, daß handwerksgeschichtliche Themen in Deutschland heute kaum noch anders als im regionalen oder lokalen Kontext behandelt werden. Aus vielen Gründen erscheint es sinnvoll, neben einzelnen Orten Regionen zum Gegenstand handwerksgeschichtlicher Forschungen zu machen: Erstens bewahrt die vergleichende Einbeziehung mehrerer Städte und ihres Umlandes vor vorschnellen Verallgemeinerungen des Befundes zu einer einzigen Stadt 1 7. „Die Zurückweisung lokaler Pseudoerklärungen" 1 8 in der Handwerksgeschichtsforschung ist u.a. schon wegen der schlechten Erfahrung mit den älteren Zunftentstehungstheorien geboten. Die Schüler der damaligen Protagonisten bekamen als Dissertationsthema das Handwerk je einer Stadt zugewiesen und verifizierten dann am Quellenmaterial dieser einen Stadt die Thesen ihres Doktorvaters. 1 6 Eine letzte Zusammenfassung des Forschungsstandes bei: Frank Göttmann, Über den Raum als Forschungsgegenstand und Forschungsansatz der Geschichte - ein Problem nicht nur der Landes- und Regionalgeschichte, in: Ludger Grevelhörster / Wolfgang Maron (Hrsg.), Region und Gesellschaft im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts, Vierow 1995, S. 42-63; Alois Gerlich, Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters, Darmstadt 1986 (ohne Zünfte intensiv zu behandeln). 1 7 Peter Schichtel, Das Recht des zünftigen Handwerks in Pfalz-Zweibrücken während des 18. Jahrhunderts, Berlin 1986, S. 207. 1 8 Heinz-Gerhard Haupt/ Jürgen Kocka, Historischer Vergleich. Methoden, Aufgaben, Probleme, in: dies. (Hrsg.), Geschichte und Vergleich, Frankfurt / New York 1996, S. 9-45, 13 (nach Marc Bloch). 71