Szende Katalin – Kücsán József szerk.: Isten áldja a tisztes ipart - Tanulmányok Domonkos Ottó tiszteletére. A Soproni Múzeum kiadványai 3. (Sopron, 1998)

Helmut Bräuer: Verarmungsprozesse im mitteleuropäischen Handwerk während der frühen Neuzeit

III. Seit dem Ende des Spätmittelalters spitzten sich die Konflikte der Zünfte mit dem nichtzünftigen Umfeld, vor allem mit den Dorfhandwerkern, immer mehr zu. Wohl stand grundsätzlich - von der Steiermark (Popelka 1950) bis ins Baltikum (von Bunge 1853) - die Nahrungssicherung der Stadthandwerker und die Abwehr derer im Mittelpunkt, die sich nicht in das traditionelle Normengefuge der Zunft einpassen wollten oder konnten, doch wurden diese Beziehungen vielfach durch andere Faktoren zusätzlich belastet, unter denen wiederum ethnische Probleme - wie u. a. in der Slowakei - (Spiesz 1978) und Attacken gegen „alles Fremde" - so etwa in der Schweiz - (Dubler 1982, 282­284) eine besondere Rolle spielten. Die allgemeinste Folge dieser Kämpfe war der soziale Abstieg eines beträchtlichen Teiles von kleinen Warenproduzenten. Er ist zwar nicht eindeutig und genau zu quantifizieren, aber viele Indikatoren lassen erkennen, wie sich nach dem 18. Jahrhundert hm die Armut im Handwerk ausbreitete. IV. Die Wiener Stadtguardia und die dortige Rumorwache hatten in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts u. a. die Aufgabe, die unerlaubt in der Residenz bettelnden Personen aufzugreifen, welche dann im Spitalkotter verhört wurden. Aus den daraus hervorgegangenen Vernehmungsprotokollen ist oft die ur­sprüngliche oder „eigentliche" Tätigkeit der Bettler zu ersehen, so daß sich Rückschlüsse auf deren Rekrutierungsbereiche ergeben. Unter den in den 60er und 70er Jahren des 17. Jahrhunderts verhörten 349 Personen, die mit Berufs­angaben genannt wurden, kamen 30,4% aus 27 verschiedenen Handwerken: 23 Bäcker, je 12 Schneider und Schuster, 11 Leineweber, 7 Schmiede etc. Die Verhörsprotokolle bieten zugleich einen aufschlußreichen Einblick in die Vielfalt der Ursachen, die einen Handwerksmann zum Bettler machen konnten. In den meisten Fällen handelte es sich um eine unmittelbare Verflechtung gesellschaft­licher, natürlicher und individueller Faktoren, von denen Verarmungsprozesse ausgingen oder die sie begleiteten bzw. intensivierten (Bräuer 1996, 126-136). V. Seit dem ausgehenden Mittelalter unternahmen Landesfursten und die Räte verschiedener Städte im Rahmen ihrer Versuche zur kommunalen Wirtschafts­regulierung Schritte zur Stabilisierung der ökonomischen Situation jener Hand­werker, die in Krisenlagen geraten waren oder denen ein soziales Abgleiten drohte. Dazu dienten vor allem statutarische Bestimmungen. So wurde z.B. für die Chemnitzer Tuchmacher seitens der sächsischen Landesherren 1470 festgelegt, daß kein Meister - wie bislang üblich gewesen - Knappen und Wollkämmerinnen in Kost und Logis halten dürfe, „uff das ein arm meister auch 9

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