Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)

Tomka Péter: Langobardok a Kisalföldön

Die internationale Situation bot die Gelegenheit und die Langobarden nahmen sie wahr. Wir wissen, dass sie Ostern 568 noch in Pannonien feierten. Zusammen mit Sachsen, Gépidén, transdanubischen Sveben und dem Rest der römischen Bevölkerung, hinter sich alles niederbrennend, selbst aus den Grabfeldern alles Brauchbare zusammenraffend zogen sie diszipliniert aus der einstigen Provinz und überließen sie den neuen Eroberern. Geradezu auf den Tag genau ist uns der Zeitpunkt des Auszugs bekannt, der des Einzugs, Pannoniens Einnahme jedoch nicht. Die Quellen beinhalten einander widersprechende Angaben, die Archäologie wirft weitere Möglichkeiten auf. Heute vertreten wir die Meinung (laut István Bóna, dem bedeutendsten ungarischen Langobardenforscher), dass zuerst das Gebiet endang der Donau in den ersten Jahrzehnten des 6. Jh.s besetzt wurde, danach kam es nach 536 zur schrittweisen Besetzung ganz Nordtransdanubiens (inklusive des Burgenlandes), sowie einem Teil der südlicheren Gebiete. 546—547 gelangte bereits ganz Transdanubien unter die politische Herrschaft der Langobarden, jedoch gibt es von ihnen südlich der Linie Savaria (Szombathely) - Keszthely - Sopianae (Pécs) noch keine Spuren. Den geschichtlichen Epochen entsprechen die Etappen der archäologischen Periodisierung: 510—535 (frühe nordpannonische Periode: Hier entstanden die über drei Generationen hinweg benutzten „großen” langobardischen Gräberfelder mit nahezu 100 Grabgruben; sie werden Szentendre-Typ genannt), 536—550 (späte, südpannonische Periode, mit halb so vielen Grabgruben, Vörs—Kajdacs-Typ), zuletzt 550—568 (pannonische Periode). Es ist gelungen mit archäologischen Mitteln die sogenannte Hegykö-Gruppe südlich und westlich des Neusiedler Sees zu unterscheiden, die Kultur der nichtlangobardischen Bevölkerung während der Langobardenzeit. Streitgegenstand ist eben, wer die Träger der Kultur der Hegykö-Gruppe waren. Es werden Herulen bzw. Donau-Sweben vermutet. Das Zentrum des Langobardenreiches zur Zeit seiner größten Ausdehnung vom Böhmischen Becken bis Südpannonien von Beginn der Herrschaft Audoins (546-560) an wird von der heutigen Forschung in der Kleinen Tiefebene gesucht. Begonnen hat die langobardische Forschung so richtig im Komitat Győr-Moson-Sopron, als Ágost Sőtér im Jahre 1885—86 (sonntäglich...) auf dem Gräberfeld Bezenye—Paprét die ersten Gräber freilegte, und zwar gleich mit einem sensationellen Fund: die Fibel mit Runeninschrift aus dem Grab Nr. 8. 80 Jahre später, 1964 wurde das Gräberfeld durch István Bóna und Rezső Pusztai im Rahmen eines umfassenden, des durch István Bóna im Jahre 1956 initiierten Programms zur Freilegung des langobardischen Gräberfeldes beglaubigt. Zwischendurch kamen auch Funde zum Vorschein, jedoch beachtete sie niemand oder sie wurden verkannt. Am wichtigsten wäre der Fund in Veszkény, wenn nicht nur die Reste von zwei Garnituren Pferdegeschirr in drei Museen gelangt wären (1901,1904). Doch ist der Fund auch noch so in seiner Fragmenthaftigkeit genug, um das Grab für das eines Herzogs oder Herzogin unter einem Hügel zu halten, die/der — nach dem Rekonstruktionsmodell von János Gömöri — zusammen mit einem von einem Zweigespann gezogenen Wagen beerdigt wurde. Das Schwert von Gyirmót ist bisher das einzige Schwert mit Goldbeschlag aus der Zeit langobardischer Herrschaft in Pannonien. 1911 wurde es im Verlaufe des Schleusenbaus an der Mündung der Marcal gefunden, angeblich „in einer Tiefe von 4 m in unberührtem, unbearbeitetem Grund”. 25

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