Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)

Tomka Péter: Langobardok a Kisalföldön

führenden Familie, wozu auch ganzrechtliche Freie, die nicht verwandt waren, Flalbfreie und Diener gehörten. Also im Frieden das zu einem Grundbesitz gehörende Volk, im Krieg die gemeinsam operierende Kampfeinheit. Der Waffendienst determinierte den gesellschaftlichen Aufbau. Die alte germanische Volksversammlung setzte sich bei den Langobarden als Heeresversammlung fort. Aus den führenden fara gingen die Scharführer hervor (über diese erhob sich der König), die Führer der kleineren Einheiten waren die Adligen. König und Herzöge hatten eine ständige Begleitung aus Soldaten, die beruflich Kämpfer waren. Die mit Waffen versehenen Männergräber zeigen eindeutig den Stand auf der Rangleiter an: Auf den Weg ins Jenseits begaben sich in voller Bewaffnung (Schwert, Lanze, Schild, separat beigesetztes Pferd) nur die Besten der Kämpfer (baro), die einfachen Freien durften nur eine Lanze mit sich nehmen, die Bogenschützen kamen aus den Reihen der Halbfreien, die mit der Übergabe einer eisernen Pfeilspitze (oder Geld) aufgenommen wurden. Ähnliche, jedoch schwieriger zu unterscheidende Abstufungen gibt es auch bei den Frauen. Noch immer ist uns nicht bekannt, wie und wovon die Langobarden lebten, d.h. wie ihre Wirtschaft funktionierte, und wie sich die eroberten, sich angeschlossenen Volksgruppen eingliederten (Herulen, Nachfolger des provinzialrömischen Bevölkerung, Dunausveben). Die Plazierung der Gräberfelder und die zum Vorschein gekommenen Tierknochen deuten eher auf Tierhaltung hin als auf eine Lebensweise mit Ackerbau. Von Schmiedearbeit zeugen außer den angefertigten Gegenständen auch Grabfunde. Die Siedlungsforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Die aus Gründen der Notwendigkeit vereinfachte Formel, nach der die Langobarden in Pannonien von hier verbliebenen Resten römischen Lebens (castrum, Wachtürme, Villen) zum Bleiben und zu deren Weiternutzung verlockt wurden, scheint zu stürzen. Lediglich die Nutzung bestimmter Strukturen (hauptsächlich des Straßennetzes) verursachte die Täuschung. Tatsächlich langobardisches Fundgut tauchte in den sehr gut erforschten Städten und Festungen kaum auf, höchstens als Ausnahme, obwohl wir mit Sicherheit behaupten können, dass diese Objekte dann noch bewohnt waren, nur eben nicht von Langobarden. Die pannonischen Gräberfelder der Langobardenzeit sind — obwohl mit großer Sorgfalt ausgeraubt — heute verhältnismäßig leicht zu erkennen. Diese Gräber weichen deutlich von den früher oder später genutzten Gräbern ab, und zwar sind die Grabgruben sehr sorgfältig und tief gegraben, groß, der Sarg wurde aus einem Baumstamm gehauen, auch sind Waffen, Metallteile der Tracht, Schmuck und Keramik sehr charakteristisch. Ihre Datierung, Alterbestimmung, gelingt mit Hilfe zahlreicher westeuropäischer (merowingischer) Gegenstände oder deren Nachahmung, auch tragen archäologische Parallelen aus Italien bei. Gäbe es auch nicht eine einzige niedergeschriebene Zeile über sie, auch dann wäre es möglich, allein mit den Mitteln der Archäologie aufzuzeigen, dass nicht lange nach Mitte des 6. Jh.s aus Pannonien eine archäologische Kultur verschwindet, die dann in Italien wieder auftaucht und sich weiterentwickelt. Uber den Auszug der Langobarden geben freilich die schriftlichen Quellen größere Auskunft. Wir erfahren von den Intrigen der byzantinischen Diplomatie, die Ausspielung von Gépidén und Langobarden gegeneinander, über den Bund zwischen Awaren und Langobarden, über die Gefährlichkeit des neuen Nachbarn und über die Erkenntnis, dass Italien, das ersehnte Ziel eines jeden wandernden Volkes eben offen stand. 24

Next

/
Thumbnails
Contents