Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)

Tomka Péter: Langobardok a Kisalföldön

Die „Langbärte” traten wie viele andere Völker auch (nicht nur in der Völkerwanderungs­zeit) aus dem Nebel früher Mythen auf die Bühne der Geschichte. Zur Besonderheit wurden sie auf Grund ihres Weges, denn eine Urheimat für sie war nahe der Elbemündung gelegen, und aus dieser zogen sie im 1. Jh. u. Z. aus, zogen im Laufe des 5. Jh.s durch das Becken in Böhmen und Mähren, erreichten die Donaulinie (488), drangen in das ehemalige Reichsgebiet ein (Tullner Feld), besetzten später Pannonien, um dann schließlich im Jahre 568 in Italien zu landen, wo in der geografischen Bezeichnung Lombardei ihr Name bis heute bewahrt ist. Trotz vieler Veränderungen bewahrten sie zahlreiche Elemente ihrer ursprünglichen Traditionen. Sie hielten sich für das Volk des germanischen Hauptgottes Wotan, von dem sie auch der Legende nach ihren Namen erhalten hatte. Ihre Traditionen retteten sie in die neue Heimat hinüber, obwohl sie im Laufe ihres Zuges über ein halbes Jahrtausend hin viele Kämpfe bestehen und viele Veränderungen über sich ergehen lassen mussten. Zu Beginn pflegten sie die Brandbestattung während der Schlachten gegen Rugier und Heruler nördlich der Donau gingen sie zwar auf Grund spätantiker mediteraner Kulmreinflüsse zur Leichenbestattung über, doch blieb der Brauch des separaten Männergräberfeldes lange bestehen (Entsprechung von Walhalla, der Totenhalle im Jenseits für die gefallenen germanischen Krieger). Sie übernahmen, wenn auch nicht alle, den christlichen Glauben, zuerst den orthodoxen, dann, als es ihre politischen Interessen verlangten, schlossen sie sich der Häresie des Arianus an, doch sprach es nicht gerade für ihre Frömmigkeit, als König Alboin (der 560 den Thron bestieg, bis 572 herrschte und den Langobardenzug nach Italien, die dortige Siedlungstätigkeit leitete) seiner Frau, einer in Gefangenschaft geratenen gepidischen Königstochter in einem aus dem Schädel ihres besiegten Vaters gefertigten Gefäß zu trinken anbot. Es ist möglich, dass diese Anekdote nur von Zeitgenossen für glaubhaft gehalten wurde, jedoch ist das eben charakteristisch. Auch wird heutzutage von niemandem angezweifelt, dass Alboin noch als Thronerbe ein sagenhaftes Abenteuer bestand, und wieder unter strenger Befolgung uralter Bräuche seine Tapferkeit und seinen Mut unter Beweis stellte. (Nach der siegreichen Schlacht, in der er angeblich eigenhändig den Prinzen der Gépidén getötet hatte, sei er in Gesellschaft einiger treuer Begleiter vor den trauernden Vater getreten, damit ihn dieser wappne und zum eigenen Sohn erkläre.) Diese Horrorgeschichte hat auch eine Fortsetzung: Als vier Jahre nach ihrem Eintreffen in Italien vergangen waren, rächte sich Rosamunde, sie versuchte einen Putsch gegen Alboin, und ließ ihn 572 ermorden. (Eine andere Sache freilich ist, dass ihr Aufstand erfolglos blieb und sie nach Ravenna flüchten musste, wo sie vergiftet wurde.) All dies wurde nicht nur von schlechtwilligen Feinden verbreitet. Große Hilfeleistung bezüglich der Kenntnisse über die Langobarden in Pannonien liefern ihre eigenen (italienischen) Geschichtsschreiber und Chronisten: im 7. Jh. in Origo gentis langobardorum, Ende 8. Jh. Paulus Diaconus (in Historia langobardorum), und Anfang 9. Jh. in Historia langobardorum codicis Gothani, und die 643 verfasste Rechtsbuch Edictus Kothari. Doch wissen wir weit nicht alles über die Langobarden. Bekannt sind die Namen der langobardischen Könige (in Pannonien: Wacho, Waltari, Audoin, Alboin), wir wissen von Schlachten, Intrigen und Königsklatsch. Der Aufbau ihrer Gesellschaftsordnung ist mehr oder weniger rekonstruierbar. Grundeinheit war die fara, früher hieß das eindeutig Geschlecht, später bedeutete es die Verwandtschaft der 23

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