Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)
Trughy Sándor: Komárom-Hajógyár avar nemesi temetője
Neben den vergoldeten, mit Greifen und Ranken verzierten Gürtelbeschlägen bzw. derartigen Garnituren sind ihre Merkmale die mit zähnefletschenden Löwen und Adlerköpfen verzierten, meist vom Einfluss sassanidisch-persischer Schmiedekunst zeugenden, runden falerae mit Perlenreihenrahmen (Grab Nr. 103,108,114,130), mit denen Brustgurt, Kopf- und Schwanzgurt der Pferde geschmückt waren. Ebenfalls der Aufmerksamkeit wert sind die (auch heute noch klingenden) Bronzeschellen aus dem Reitergrab Nr. 107, die je ein bärtiges, mongolidisches Mannsgesicht nachahmen. Im Laufe der Zeit wurde der Friedhof in östlicher Richtung erweitert, inzwischen verändern sich allmählich Form und Motive der Beschläge, aus den Reiterbestattungen der Mitte und der 2. Hälfte des 8. Jh.s kommen weiterhin qualitätsreiche Funde zum Vorschein. Der Grund von Schild- und scheibenförmigen Beschlägen wird immer öfter punziert, unter den Motiven kommen immer mehr Menschen- und Tierdarstellungen, getriebene Palmetten, Rankblumen, sich zu Stäbchen verjüngende Ranken vor. Unter dem Pferdegeschirrschmuck erwähnen wir solche mit Wildschweinkopf, Schuppenmuster, sog. Pfauenauge, vierbuchtige Beschläge, sowie Hutfalerae. Diese Bestattungen zeigen enge Verwandtschaft mit der Metallschmiedekunst des Schatzes von Nagyszentmiklós. Unter diesen heben sich das Großriemenende (byzantinisch) mit Zirkuskampfszene zwischen Mensch und Löwe, Gürtelschmuck mit Adler mit ausgebreiteten Schwingen und auf der linken Seite einem Kreuz(?), alle Grab Nr. 12, ab. Ebenfalls Aufmerksamkeit verdienen die Beschläge mit Löwendarstellung mit hochgeschwungenem Schwanz aus Grab Nr. 63 und 72, oder aus Grab Nr. 71 das rankenverzierte Großriemenendende mit der Darstellung eines aufsitzenden Reiters auf dem Befestigungsteil. Auf dem Schnallenkörper aus Grab Nr.128 und auf dem runden Beschlag aus Nr. 149 können wir je das Porträt eines awarischen Mannes sehen. Unter dem wenigen Frauenschmuck erwähnen wir die vergoldete Brustagraffe mit Steineinlage und durchbrochenen Rankenmotiven aus Grab 81. Eine der besten Parallelen zum Schatz von Nagyszentmiklós und der spätawarischen Kultur stellt der wunderschön gearbeitete Zügelschmuck in Form eines Greifvogelkopfes aus Grab Nr. 36 dar, dargestellt ist mit Sicherheit der König der Steppe, der hochfliegende Adler (Greif in mythologischer Ausdrucksweise). Bisher ist aus der Bácska die einzige Analogie bekannt, aus dem awarischen Friedhof von Dunacseb. Die ausgezeichnetesten Parallelen aber sind die zu zwei Krügen (Nr. 2 und 7) des berühmten Goldschatzes von Nagyszentmiklós. Csanád Bálint entdeckte in der Ornamentik das gemeinsame Element (Doppelbogen der Mundhöhlendecke), die eindeutig eine Anknüpfung an den spätawarischen Kulturkreis bedeutet, und gewisse Stetigkeit der handwerklichen Prozesse anzeigen: „Von großer Bedeutung ist die Tatsache, dass man eben solchen Doppelbogen (mit Zahn?) an den Greifen der schon behandelten Pferdegeschirrbeschläge aus Komárno-Lodenica antrifft.” Eine eigene Gruppe der awarenzeitlichen Pferdegeschirr-Schmuckstücke bilden die Schabracken zum Schmuck des Pferdekopfs. Eine der schönsten Beispiele für sie stammt aus Grab Nr. 114, aus dem Innern der Schabracke ragte ein einst prächtiger Federstrauß, und mit diesem Schmuck hob man mit den übrigen Schmuckteilen die Vornehmheit des Pferdebesitzers hervor. Schabracken aus dem Gebiet des Awarenreichs sind bisher in größter Zahl aus diesem Gräberfeld zum Vorschein gekommen. Zum Schatz von Nagyszentmiklós gehört ebenfalls eine Schabracke zum Kopfschmuck des Pferdes. 212