Molnár Attila et al.: Jöttek - mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön - A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3. (Győr, 2008)

Trughy Sándor: Komárom-Hajógyár avar nemesi temetője

In den Bestattungen dieser waffentragenden awarischen Völkerschaften fehlen freilich auch die Waffen nicht: Bogen mit Köcherresten, Lanze und Säbel, seltener auch Axt. Eine gefährliche Waffe der Steppenvölker war der Reflexbogen, der den Pfeil mit solcher Kraft schoss, mit derer auch einen Panzer durchbohren konnte. Die Anwesenheit der Pfeile in den Gräbern signalisieren die sog. bogenversteifenden Knochenplatten. Ebenfalls häufig sind Steigbügel und Trense aus Eisen, sowie auf Sattel deutende Gurtschnallen. In den Gräbern legte man im Allgemeinen ans Fußende Speisen und Getränke als Wegzehrung auf dem Weg ins Jenseits (meistens Fleischreste von Haustieren bzw. Tongefäße). Auf Grund unserer Forschungen meinen wir, dass die Mehrheit der sich im 7. Jh. in Komárno und Umgegend niedergelassenen awarischen Krieger und ihrer Frauen von Osten, aus Innerasien kamen, dieses Gebiet als letzte Station ihres langen Wanderwegs wurde. Vor allem archäobotanische und anthropologische Untersuchungen unterstützen dies, denn unter ihnen ist die Zahl der Mongoliden und der mongolidischen Individuen bedeutend, in zwei Fällen aber sind ihre Lanzen aus Schwarzem Maulbeerbaumholz (morus nigra). Diese Baumart war in der Zeit der Völkerwanderung unbekannt im Karpatenbecken, ihr Lebensraum ist in der gemäßigten Klimazone der Gebirge Mittel- und Ostasiens (China), kommt aber auch westlich davon vor. Bis heute sind auf dem Stadtgebiet Komárno auf acht awarischen Gräberfelder 103 reiche Reitergräber gefunden worden. Dadurch wird die einstige militärstrategische Bedeutung dieses Gebiets im Karpatenbecken signalisiert, wo damals das herausragende Zentrum der awarischen Großherren und Fürsten war. Wahrscheinlich hat es als Brückenkopf zwischen den zentralen Gebieten des Reiches und den hier beginnenden nordwestlichen Randgebieten gedient. Vorstellbar ist die Teilnahme awarischer bewaffneter Reiterkrieger im Kampf gegen die Franken im 8. Jh., nach der Niederlage war ihr Schicksal jedoch so gut wie besiegelt. Ihre verlassenen Gräberfelder wurden innerhalb weniger Jahrzehnte ausgeraubt. Die Bestattungen ihrer reichen Herren — sicherlich Einzelbestattungen — sind aber bis heute nicht entdeckt worden. 213

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