Arrabona - Múzeumi közlemények 44/1. Ünnepi köte a 65 éves Tomka Péter tiszteletére (Győr, 2006)

Lőrinczy Gábor–Straub Péter: Az avar kori padmalyos temetkezésről. Szempontok a kárpát-medencei padmalyos temetkezések értékeléséhez

LŐRINCZY GÁBOR - STRAUB PÉTER AZ AVAR KORI PADMALYOS TEMETKEZÉSEKRŐL Die Untersuchung der Dokumentationen von alten Ausgrabungen kann diese Annahme unterstützen. Die meisten Probleme ergeben sich daraus, dass die Erkennung dieser Grabform — wie die der Stollengräber — wesentlich schwieriger ist als die eines gewöhnlichen Schachtgrabes (vgl. Ricz 1980, 83; Balogh-Pintér 1998, 106; Lőrinczy 1995, 400). Die Einfüllung der Nischengräber, die häufig tie­fer sind als die Schachtgräber, trennt sich vom gewachsenen Boden markant nicht ab. Im Gegenteil: Häufig ist sie mit dem gewachsenen Boden beinahe identisch. An den von der Oberfläche ausgegra­benen Schacht knüpft sich des Öfteren auch die Verfärbung der Nische als ein Fleck unsicherer Kon­tur. Auch die Existenz der nicht von der Oberfläche ausgegrabenen, sondern in der Wand des Schach­tes ausgehöhlten Nische verursacht eine gewisse Verfärbung auf der Grabungsfläche. Der Grund ist, dass die Nische mit der Zeit einstürzt, die Erde darüber einsinkt und der unter dem Humus befindli­che dunklere Boden in den helleren gewachsenen Boden versinkt. Dadurch wird die Erkennung des genauen Abrisses des von der Oberfläche ausgegrabenen Schachtes schwieriger. Trotzdem, dass man auf die Grabgrube an den alten Ausgrabungen kaum Rücksicht nahm, können einige Kennzeichen auf das Nischengrab hinweisen. Einige Beispiele sind: Das Skelett liegt in der Grabgrube, die viel größer als die gewöhnliche ist, nicht in der Mitte, sondern unmittelbar an der Grabwand. Die Enden und die Seite der Grabgrube wurden neben dem Toten waagrecht und/oder senkrecht bogenförmig ausgebil­det. Das weist darauf hin, dass dieser Teil der Grabgrube nicht von oben ausgegraben wurde, sondern man höhlte die Wand des Schachtes aus. Es kommt oftmals vor, dass die für den Toten ausgehöhlte Nische länger war als der Schacht selbst. Auch die im Ganzen bestatteten Tiere und die partiellen Tierbestattungen, die sich neben dem Toten, etwas höher, aber nach dem Toten fallend befinden, weisen auf ein Nischengrab hin, da die Sohle des Schachtes im Laufe des Aushöhlens der Nische im Allgemeinen schräg ausgebildet wurde. Die Verwirrung um die Grabform wird auch durch die terminologische Ungewissheit gesteigert. In den meisten ungarischen Fachartikeln — so auch in den Stichwörtern der beiden deutschsprachigen awa­rischen Fundortkataster — wird die Benennung Nischen- und Stollengrab konsequent, aber falsch benutzt (z. B. Csallány 1956a; Csallány 1968; ADAM 2002). Derselbe Ausdruck (Nischengrab) wird auf die bei­den verschiedenen Grabformen angewandt. Während die verschiedenen Grabformen auf Ungarisch gewählt unterschieden werden (Grab mit Seitenstufe oder mit beidseitiger Seitenstufe, Nischengrab, Stol­lengrab, usw.), werden die Ausdrücke in englischer oder deutscher Übersetzung vereinfacht. Darum schla­gen wir nach Falko Daim, ferner Magda Tulok und János Makkay vor (Daim 1987, 92; Tulok-Makkay 2004), die Benennung der Grabformen eindeutig zu unterscheiden: padmalyos sír: das Nischengrab, bzw. grave with a sidewall niche; fülkesír: das Stollengrab, bzw. niche dug from the end of the grave pit. Kaum ein Drittel der awarenzeitlichen Nischengräber — 46 Gräberfelder ca. mit 290 Bestattungen — wurde publiziert, aber gewisse territoriale Gruppen zeichnen sich bereits ab. Für die überwiegend frühawarenzeitlichen Bestattungen jenseits der Theiß (Szegvár, Deszk, Kiszombor, usw.) sind die der rechten Seite des Schachtes anschließende Nische, die NO-SW-Orientierung, die große Zahl der im Ganzen und partiell (abgesetzt) bestatteten Opfertiere und der relative Reichtum an gegenständlichen Beigaben kennzeichnend. Für die an das Ende des 7. und an den Anfang des 8. Jahrhunderts datierba­re Gruppe zwischen der Donau und Theiß (Backi Sokolac, Városföld, usw.) ist die der linken Seite des Schachtes anschließende Nische, die WNW-OSO-Orientierung, der Mangel an Opfertieren und ein rela­tiv armes Fundmaterial charakteristisch. Die Nischengräber der Gruppe im Komitat Zala aus dem 8. bis 9. Jahrhundert (Kehida, Söjtör, Zalakomár), überwiegend die des Gräberfeldes von Kehida, ragen durch ihren auffälligen Reichtum (Waffen, Pferde) und die vielfältigen Varianten dés Versperrens der Nische heraus. Dieser Grabtyp ist bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts nachzuweisen. Nischengräber sind in Ungarn unseren heutigen Kenntnissen nach zuerst ab dem 3. bzw. 2. Jahr­hundert v. Chr. bekannt, dann tauchen sie in größerer Zahl in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts auf. In spätrömerzeitlichen, voneinander weit entfernt liegenden Gräberfeldern Transdanubiens wurde die selten vorkommende Form der Nischengräber dokumentiert, wenn der Grabschacht die Längsseite entlang mit, in eine Reihe knapp nebeneinander schräg gestellten Tegulen von der Nische verschlossen wurde. Während diese Sitte früher an das, aus der Wolgagegend übersiedelte sarmati­sche Ethnikum gebunden wurde (Sági 1981, 108-112; Sági 1983, 110), kommt heute eher eine romanisierte, christianisierte, barbarische/sarmatische, vielleicht alanische Bevölkerung in Frage (Müller 2000, 51; Visy 2005, 215-216). Von den Nischengräbern aus dem 5. Jahrhundert waren die Bestattung von Keszthely-Téglagyár (Ziegelei) (Sági 1955), die von Dabronc-Ötvöspuszta (Sági 1985) und die Frauengräber von (Tisza­Palkonya (Csallány 1958) NNW-SSO-orientiert. Im Falle der ersten zwei Gräbern konnte Károly Sági je eine, unter der Schachtsohle befindliche Nischenform dokumentieren. 313

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