Arrabona - Múzeumi közlemények 24-25. (Győr, 1988)

Tóth L.: Der innere Kampf und Gliederung des kontitutionelle Liberalismus vor dem Ausgleich im Komitat Győr (1861–1867)

Die städtische Behörde leistete anfangs einen noch härteren Wiederstand. Sie argumentierten nämlich damit, dass sie ihr Mandat von der konstitutionellen städtischen Generalversammlung bekommen haben und nur im kon­stitutionellen Geist von 1861 handeln wollen. Nach mehrmonatigen Diskussionen hat aber die Geduldpolitik von Balogh ihre Früchte gebracht und mehrere Persönlichkeiten der liberalen Rechte haben das Amt angetreten, die Revision der Gesetze von 48 und die Vorbereitungsverhandlungen zum Ausgleich als Plattform angenommen. Also nicht ganz ein Jahr ist nach der Aberkennung des konstitutionellen Ordens vergangen, die weitreichende liberale Einheit hat sich schon aufgelöst. Die vorwiegend adeligen Liberalen des Komitates haben mit ihrer Passi­vität nur die Tätigkeit der Behörden gehemmt, da haben sie noch kein befolgbares Programm gehabt. Einige bür­gerliche und intellektuelle Mitglieder des liberalen Lagers haben den Rückzug nicht für richtig gehalten, sie woll­ten handeln, ihr Programm hat sich als eine reale Alternative zu den Ausgleichsverhandlungen gezeigt. Die Zahl derjenigen, die in die Richtung „der friedlichen Ausgleichung" geblickt haben, hat sich ständig vermehrt, und sogar den Győrer Anzeiger haben sie ab 1864 unter ihren Einfluss gezogen. Die Zahl der auf Grund von 48 den­kenden bürgerlichen Radikalen hat sich zwar vermindert und gerade dadurch sind sie moralisch und politisch or­ganisierter geworden, sie sind mit charakteristischerem politischen Programm aufgetreten. Eine grosse politische und moralische Stütze haben sie in dem aus Amerika nach Hause kommenden János Xántus gefunden, der den Geist von 48 bewahrt sehr agil für die bürgerliche Modernisierung der heimischen Verhältnisse nach neuem euro­päischen Muster gekämpft hat. Die Krise des provisorischen Systems hat sozusagen ab Augenblick einer Geburt die mehrseitige Demorali­sierung charakterisiert. All das war in Győr mit der allmählichen Verschlechterung des wirtschaftlichen Lebens verbunden. Das Handelskapital — wegen des dauerhaften Rückfalls des wirtschaftlichen Lebens — fing zu stag­nieren an, die wirtschaftliche Tätigkeit entwickelte sich wegen der Geldlosigkeit beinahe gar nicht, das Land wur­de durch Dürre, Hochwasser, Hungersnot in der ersten Hälfte der 1860-er Jahre heimgesucht. In der Hungersnot auf der Grossen Tiefebene im Jahre 1863 wurde aber eine grosse Bereitwilligkeit gezeigt, die nicht nur mit dem Verhalten von patriotischer Gesinnung im Zusammenhang war, sondern auch damit, dass ein Wirtschaftsverein und keine provisorische Behörde die Sammelaktion organisiert hat. Obergespan Balogh ist in seinen Gedanken schon so weit geraten, dass das Obergespansystem abgeschafft und das munizipielle Leben erneut werden soll. Der Mensch der Jahre vor dem Ausgleich hat mit seinem Schatten zusammengelebt. Die während der konsti­tutionellen Jahren schlummernden deutschfreundlichen Kräfte haben wieder deutschsprachige Blätter abonniert und haben sich in die Erwägung der wirtschaftlich — kommerziellen Beziehungen mit den Erbländern vergraben. Gleichzeitig sind — sogar auch vor den Behörden — die Sünden von 48, die Beziehungen mit der Kossuth­Emigration kleiner geworden, die kriegsgerichtliche Auslieferung der Deserteure wurde ad acta erledigt. Der Geist des Ökonomismus begann im öffentlichen Leben vorherrschend zu werden, der die politisch­staatsrechtlichen Konflikte gedämpft hat. Ausnahme bildeten die Eintretung für die Benutzung der ungarischen Sprache, sowie die Sache der Kommassierungen. Die schwersten Konflikte der provisorischen Jahre hat vielleicht die massenhafte Verweigerung der direkten Steuer bedeutet. Am 1. Januar 1863 hat das Komitat beinahe 30000,­Ft Steuerrückstand gehabt, trotz der ständigen Verwendung der militärischen Exekution hat sich die manifestierte Steuerverweigerung weiterhin verstärkt. In dieser Periode nahm dagegen die Vereinsbewegung einen Aufschwung. Das hatte zwei Ursachen: einer­seits betrieben es die Behörden selbst, weil die wohltätige, sammelnde Arbeit der vereine einen Teil der schweren sozialen Last von den Schultern nahm, andererseits bedeutete diese Tätigkeit für die verhüllte öffentliche­politische Handlung gesellschaftlichen Schauplatz und gemeinschaftliche Geborgenheit. Die gesetzlichen Rah­men überschritten sie nicht, trotzdem sicherte ihre pure Existenz so eine politische Möglichkeit, wohin die provi­sorischen Behörden nicht gelangten. In den Jahren 1864—65 erlebte das provisorische System seine grösste Krise. Die Komitatsbehörde war schon ausserstande die wegen der Steuerlasten empörten Dörfer zu zügeln, im Pandurenstand des Komitates folgten die zur Korruption geneigten moralischen Verstösse aufeinander. Der einst blühende Győrer Markt wurde auch durch Stagnation charakterisiert. Auf diesem Tiefpunkt begannen die öffentlichen diskussionen wieder, auf die die Pe­ster Ereignisse, hauptsächlich der Osterartikel von Deák Wirkung hatten. Der Győrer Anzeiger rügte die in die Passivität gezogene, „im Märtyrertum leidenden" Adeligen mit Hohn, die das Wort der Zeit nicht verstanden und nur die Parolen von 48 ewig wiederholten. Zur gleichen Zeit wurde das zur Erneuerung beretwillige Verhal­ten gelobt, das mit Anstand unternommene Kompromiss als Leitfaden des künftigen Verhaltens betrachtete. Die Aufhebung des Februarpatentes, die Amtsenthebung des Trabantencharakter habenden Statthalters Pálffy hat den Kreis der Anhänger des anständigen Kompromisses plötzlich breiter gemacht, da der politische Schau­platz für die in Pattlage geratene Handlung in rascher Abfolge geöffnet wurde. Das hatte den prinzipiellen Grund, dass die territoriale Unversehrtkeit und die konstitutionelle Selbständigkeit des Landes mit den Reichsinteressen kompatibel sind. Das kaiserliche Manifest vom September 1865 hat die Einberufung des Parlaments in Aussicht 250

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