Arrabona - Múzeumi közlemények 16. (Győr, 1974)

T. Szőnyi E.: Die Skelettgräber des römischen Gräberfeldes in der Raaber Kalvarienstrasse

DIE SKELETTGRÄBER DES RÖMISCHEN GRÄBERFELDES IN DER RAABER KALVARIENSTRASSE Im letzten Jahrbuch haben wir das Material der Brandgräber des, am Ende des vorigen Jahrhunderts gefundenen römischen Gräberfeldes publiziert. Heuer wollen wir das Material der Skelettgräber vorführen. In Mangel von Gräberfeldplan und Gräber-Zeichnungen können wir ziemlich wenig von den Bestattungsitten be­richten; im allgemeinen ist das Begräbnis im hölzernen Sarge üblich. Ein, aus Stein­platten zusammengestelltes, oder gemauertes Grab wurde auch entdeckt. Die Orien­tierung der Gräber folgt die Richtung west-ost, die Skelette wurden in Rücklage bei­gesetzt. Zwischen den Grabbeigaben kommen am häufigsten Krüge, Töpfe, Teller, Bal­samarii, Öllampen, Nadel, Kästchen-Überreste, in seltenen Fällen auch Schmuck und Münze, vor. Die Zusammenhänge der einzelnen Funde könnten nicht in allen Fällen geklärt werden, da ein Teil der Gegenstände inzwischen verlorengegangen war. Bei der Datierung können wir uns blos auf die vorhandenen Gegenstände ver­lassen. Die Sigillata sind im Keramik-Material ziemlich dürftig vertreten. Aus Skelett­gräbern stammen blos zwei, in La Graufesenque hergestellte auf das Flavius-Zeitalter datierbare Stücke der Form „Drag 37". Das übrige Tongeschirr vertritt ansser zwei, später entstandenen Töpfe die karakteristischen Typen des II — III. Jahrhunderts. Die sicher aus Skelettgräbern stammenden Öllampen (Typ XV — XVI. nach Iványi) zeigen ausdrücklich die Merkmale des frührömischen Zeitalters. Die Glasgegenstände sind Balsamarii, deren Mehrzahl auf das IL Jahrhundert zu datieren ist. Einige vorkommende Typen waren auch im III. Jahrhundert in Verwendung. Bei den Bronzegegenständen sind die glatten Kästchenbeschlägplättchen vom II. Jahrhundert, und die Fiebeln vom II — IV. Jahrhundert zu vermerken. Nach Durchschauen des Materials ist es evident, das wir kein spätrömisches Grä­berfeld mit Skelett-Bestattung vor uns haben. Die Analogien des Fundmaterials sind in den Brandgräberfeldern des I —IL Jahrhunderts, unter anderen in den Brand­gräbern der Kalvarien-Strasse zu finden. Die Typen der Gegenstände des Fund­materials kommen schon auch im IL Jahrhundert vor. Unter den, aus den Gräbern stammenden Münze (obwohl wir bloß einige Stücke und keinen vollzähligen Fund besitzen) ist keine nach der Regierung Traians geprägt worden. Wenn wir jenen auch keinen unbedingten Datierungs-Wert zusprechen, so ist es doch auf­fallend, dass wir in keinem 25 Gräbern die so Häufig in der spätrömischen Epoche vorkommenden Münzen des IV. Jahrhunderts gefunden haben. Aus der, gleich­zeitig mit den Ausgrabungen geführten Beschreibung kann man die Tatsache wahr­nehmen, dass in den Skelett-, und Brandgräbern in grösster Zahl die Münzen von Traian und Hadrian vertreten sind (leider sind in der Beschreibung erwähnten Münzen nicht mehr zu identifizieren). Von all den Angaben können wir auf das gleiche Alter der Skeletten-, und Brandgräber des Gräberfeldes in der Kalvarien-Strasse schliessen. Das Gräber­feld wurde zwischen dem Ende des I. bis zum Ende des IL Jahrhunderts birituel benützt. In der Provinz kommen birituelle Gräberfelder auch anderstwo, hauptsächlich bei Eraviscus-Siedlungen, vor. Bei diesen können wir anhand des Fundmaterials behaupten, dass wir Eingeborener-Grabstätten vor uns haben. In anderen birituellen Gräberfeldern bleiben die Skelettgräber an Fund-Reich­tum, und an der Zahl in Minderheit. Bei uns war anscheinend kein solcher Unterschied im Verhältnis der beiden Bestattungsriten. Es ist auch nicht möglich, dass die Skelettengräber der Kalvarien­Strasse alle Kindergräber gewesen wären, da manche stellen der Ausgrabungsbe­schreibung ausdrücklich von Gerippen grossen Formates und vom starken Knochen­bau Erwähnung tun. Ausser den nor-pannonischen Flügelfiebelpaaren sind aus dem Gräberfeld keine, die ethnische Angehörigkeit bestimmende Gegenstände bekannt. Das birituelle Bestattungsbrauchtum muss aber doch auf irgendwelche ethnische Fakten zurückgeführt werden. Eszter T. Szőnyi 44

Next

/
Thumbnails
Contents