Arrabona - Múzeumi közlemények 9. (Győr, 1967)

Horváth T.: Le costume populaire de Kapuvár

Die Sommertracht der Frauen war viel reicher geworden. Das bezeichnende Stück ist das kurze, weite und gefaltete Hemd mit dem renaissanoezeitllichen Schnitt, bokros ing. Dazu zogen die Frauen viele lange und weite Röcke überein­ander an, um dadurch das ländliche Schönheitsideal — die Hüften — hervorzuheben, die Tracht ergänzte ein spitzen/besetztes Vorhemd. Stutzärmel und ein Seidengürtel mit Rosenimuistern. Es waren die Frauen und Töchter der Großbauern, die Neuheiten in Mode brachten, weil sie das nötige Geld dazu aufbringen konnten. Winterrock und Ärmeljacke pflegten aus dem gleichen Tuch zu sein. Samtkleider, die die Frauen mit Vorliebe trugen, kosteten soviel wie eine Kuh. Anderwärts in der Umgebung langte es nicht für Samtkleider, nur im wohlhabenden Kapuvár. Die Mädchen steckten sich — der städtischen Mode gemäß — das Haar auf. — Als Neuheit der Frauentracht erschien die Haube. Unter den Bauernnäherinnen gab es Spezialisten, die besonders schöne Sonntagshauben machen konnten. Die mit Goldflitter verzierten Feiertagshauben — pillangós kobak — wurden mit einem "noopelzentler Weizen bezahlt. So viel Geld konnten nur die reichen Großbauern auf­bringen. Somit waren auch die Flitterhauben gleichsam Rangzeichen, weil auf die Vermögensverhältnisse der Besitzerin folgern ließen. Um die Jahrhundertwende trat dann die sogenannte „revolutionäre Umwandlung der Unterwäsche' in der Männer- und Frauentracht ein: sie wurde nicht mehr aus selbstgewebter Hausleinwand, sondern aus feiner, dünner Fabriksware (Baum­wollstoff) hergestellt. III. Nach dem ersten Weltkrieg sind es die Männer, die die arteigene Bauerntracht ablegen. Ihnen folgen die Kinder. Auch in der Tracht der Frauen kommt eine neue, schlichtere Mode auf. Hemd und Leibchen verändern sich im Schnitt, die Frauen tragen kein Schultertuch mehr. Das neumodische Ärmelleibchen wird in den Rock hineingebunden und es werden auf einmal viel weniger und dünnere Röcke getragen. Die Mode bestimmen nunmehr die puritan gekleideten Taglöhner. Auch die Herstellung der Kleider hat sich spezialisiert. Stickereien — beispiels­weise die weißen Kopftücher — lassen die Kapuvárer Frauen im benachbarten Hövej machen, wo die Stickkunst heimisch war. IV. Nach der Befreiung Ungarns legten auch die Frauen in Kapuvár — dem letzten Trachtendorf im Gebiet der Raabau (Rábaköz) — allmählich die Volkstracht ab. Bezeichnend für die Kapuvárer Volkstracht ist es, daß sie während des 19. Jahr­hunderts sozusagen fortschrittlich war, im 20. Jahrhundert aber stark konservativ wurde. Neben den Errungenschaften der Kleidung zu Beginn des 19. Jahrhunderts (aus Tuch angefertigte Männertracht, Ärmelleibchen der Frauen, Halbschuhe im Sommer) wurden bis zum Ablegen der Tracht die älteren Kleidungsstücke (Hemd­und Gatyatracht der Männer, die altmodischen Frauentrachten mit Hemd das Stiefel­Tragen der Frauen in der schlechten Jehreszeit) beibehalten. Das Neibeneinander­Bestehen von Zeitgemäßem und Rückständigen war nur möglich, weil die Gemeinde Kapuvár reich war, darum konnte sie cih durch ihre Tracht von den ärmeren Be­wohnern der umliegenden Dörfer unterscheiden. T. Horváth LE COSTUME POPULAIRE DE KAPUVÁR Le costume des paysans de Kapuvár est un costume typiquement bourgeois et en même temps pittoresque et populaire de la Transdanubie occidentale. Le château-fort de Kapu a été jadis un fort très important. Les soldats qui défendaient la forteresse obtinrent des privilèges dûs aux „Heiduques" et les droits de bourgade. La population a joui des avantages de ces droits même dans les siècles futurs. Le domaine seugneurial des Esterházy s'étendant, les paysans possédaient peu de terres, mais par suite de leur état juridique relativement libre, les habitants de

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