Arrabona - Múzeumi közlemények 7. (Győr, 1965)

Mollay K.: Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin

zu überprüfen sind. Auch darf nicht vergessen werden, daß die Werke der Humanisten bedeutend früher im Druck erschienen, und so manche Einzelheit sich verbreiten konnte, deren Glaubwürdigkeit in Frage steht. So weiß z. B. Aeneas Sylvius (História Bohemica cap. LV; In Europam), daß die Königskrone von der Königin Elisabeth sofort nach dem Tod des Erzbischofs Georg von Pálócz, bei ihrem und Albrechts Besuch in Gran (vgl. Anm. 8) entwendet und einer alten Frau übergegeben wurde. Der am ungarischen Königshof lebende italienische Humanist Antonius de Bonfinis (1427—1503) übernimmt diesen Bericht und malt ihn um 1490 folgendermaßen aus (Rerum Ungaricarum Deca­des III. lib. IV): Cum Budam venisset, de Georgii Palocii métropolite Strigoni­ensis obitu statim significatum est, cuius quidem viri summa auctoritate prediti fatum egre tulit; in Strigoniensi nanque in arce coronam sibi cum regia supel­lectüi creditam asservabat. Eo una cum regina rex properat arcemque uxori dedit: illa cum prefectis erarii thesaurum totum recognoscit, coronam inter recognoscendum clam isubreptam anicule tradit. Postquam cetera rite recensuit obsignohitque, Albertum secuta Budam rediit. 39 Dieser Text erschien seit 1543 oft im Druck, und seit 1575 bereits in ungarischer Übersetzung. 40 Doch ist nur der Bericht der Kottannerin verläßlich (vgl. auch Anm. 34), Bezüglich der einzelnen historischen Personen vgl. das Namenregister. In lokalgeschichtlicher Hinsicht erfahren wir das meiste und wertvollste über Plintenburg: und zwar über die Höhenburg, den Palast am Fuße des Burg­berges und den Marktflecken (vgl. auch die Abbildungen). Weniger erfahren wir hingegen über die übrigen Ortschaften, wo die Kottannerin sich aufhielt, doch sind diese Aufzeichnungen wegen der Spärlichkeit lokalgeschichtlicher Angaben ebenfalls wertvoll. So z. B. die Bemerkungen über Komorn, Szőny, Totis Grintsechdel, Stuhlweißenburg, die Ortschaften des Schildgebirges auf der Straße Stuhlweißenburg! —Raab (vgl. Anm. 136); dann Raab, Hochstraß, Ungarisch —Altenburg, Neusiedel, Jois und ödenburg (vgl. auch das Namen­register). Hierher gehören auch die frühen deutschen Ortsnamenformen Grint­sechdel, Freistadt, Plintenburg, Pluntsch usw. Völlig unbeachtet waren bisher die volkskundlichen Angaben der Denk­würdigkeiten. Aufschlußreich für die damalige Volksmedizin sind jene Angaben der Kottannerin, daß die dreijährige Elisabeth ihrem kranken Vater ihr Hemdchen schickt (vgl. Anm. 24); daß die Milch einer Frau, die einen Sohn geboren hat, besser ist, als die der Mutter eines Mädchens (vgl. Anm, 75). Die Schilderung der Entbindung der Königin (S. 265) läßt darauf schließen, daß die Entbindung nicht im Bette, sondern nach ungarländischer Sitte wohl auf einem Stuhl sitzend 41 erfolgte: Do stuend ier gnad auf vnd gieng vnd begund anzeheben zu der sweren arbeit ... Do nue die Kindelpetterinn gelegt iWard an ain pett. Die Aussegnung der Wöchnerin (fuer gen nach frawen siten) gehört bereits in die religiöse Volkskunde. Hierher gehören noch das Bildamulett des Königs Albrecht (vgl. Anm. 24), die Wallfahrt nach Maria-Zeil in der Steier­mark (S. 263) und nach Wilsnack in Brandenburg (vgl. Anm. 90), die hohe Einschätzung des Traumes (SS. 264 und 276), des Teufels (SS. 258—74) und der Gespenster (S. 263), die in der Nacht brennende Wachskerze als Schutz gegen Teufel und Hexen (S. 258). 42 Für die rechtliche Volkskunde ist aufschluß­39 Ausgabe von Fógel—Iványi—Juhász. Lipsiae, 1936—1941, III. 83. 40 Vgl. Horváth, János: A magyar irodalmi műveltség megoszlása. Magyar huma­nizmus. (Budapest, 1935) 150. 41 Hwb. d. dt. Aberglaubens V, 1242. 253

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