Arrabona - Múzeumi közlemények 7. (Győr, 1965)

Mollay K.: Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin

(vgl. Anm. 137), hinwieder die Furcht der königlichen Familie und ihres Gefol­ges vor Angriffen; der Streit zwischen den Ungarn und den Deutschen aus dem Gefolge der Königin um die Einguartierung in Raab; die Kränkung des Grafen Nikolau:; von Újlak; die Furcht des österreicheschen Söldnerhauptmanns Ulrich Eizinger (vgl. Anm. 152) vor der Rast im Dorfe Hochstraß auf der Reise von Raab nach Ungarisch-Altenburg (vgl. Anm. 155); die Aufruhr in Raab gegen das zurückgebliebene Gefolge der Königin, hinwieder das Verhalten der Leute Ulrich Eizingers in Ungarisch-Altenburg und das grosz geschray vor dem haws von den armen leüten vmb das viech, das ihnen vertrieben wurde; die Furcht des Gefolges auf der Weiterreise von Ungarisch-Altenburg über Neusiedel nach Ödenburg (vgl. Anm. 157), als man erfährt, daß im nahen Eisenstadt eine große Reiterschar eingetroffen sei (vgl. Anm. 159), endlich die Gefangennahme des Grafen Ulrich von Cilli bei Raab (um den 20. Juni), des Erzbischofs Dionys von Szécs und des Grafen Ladislaus von Gara in Ofen (bis zum 26. Juni 1440). 5. Aus den Denkwürdigkeiten tritt uns eine tatkräftige und schlagfertige Frau entgegen, bei der sich gesunde Natürlichkeit und praktischer Sinn mit feiner Beobachtungsgabe und guter Menschenkenntnis verbanden. Sie konnte nicht, verstand nur ungarisch (vgl. Anm. 63, 72), obwohl ihr erster Mann ein bedeutender ungarischer Bürgermeister Ödenburgs war; trotzdem fand sie sich in den Intrigen des ungarischen Hofes gut zurecht. Wenn sie auch durch ihre zweite Heirat im Jahre 1432 von Ödenburg nach Wien übersiedelte und dort den Weg zum Hof des Herzogs Albrecht V. von Österreich fand, verlor sie nicht das Verständnis für Land und Leute ihrer früheren Heimat. Allen diesen Eigen­schaften verdanken wir eine Fülle von Einzelheiten, die die Denkwürdigkeiten nicht nur für Ungarns politische Geschichte in den Jahren 1439—1440, sondern auch für die Lokalgeschichte, die historische Volkskunde, die Rechtsgeschichte, Kulturgeschichte und die Sprachwissenschaft sehr aufschlußreich gestalten. Ihre Darstellung entbehrt auch nicht der Frische, der Lebendigkeit und des Humors. Was die Einzelheiten der politischen Geschichte Ungarns betrifft, habe ich in den Anmerkungen die Angaben der Kottannerin mit den zeitgenössischen Quellen, vor allem mit den Urkunden verglichen. Aus diesem Vergleich geht — wie bereits erwähnt —• der hohe Quellenwert der Denkwürdigkeiten hervor, besonders in bezug auf das was die Kottannerin als Augenzeugin selbst erlebt hatte. 3 ' 1 Von den erzählenden Quellen ihrer Zeit stellte man ihren Denkwürdig­keiter! die Werke der Humanisten Aeneas Sylvius Piccolomini (1405—1464) und Johann Dlugosz (1415—1480), sowie die Denkwürdigkeiten des Kaufmanns Eberhard Windecke (um 1380-um 1440) gegenüber. Schon 1914 betonte Alice Wengrai: (vgl. S. 000) den literarischen Wert der Kottanner'schen Denkwürdig­keiten im Vergleich zu den ebenfalls deutsch geschriebenen des Windecke. Die lateinisch schreibenden zwei Humanisten haben wohl die Eleganz des humani­stischen Stils die Kottannerin übertrifft sie jedoch gewiß an Lebendigkeit und Frische. Der Quellenwert der Werke der zwei Humanisten ist von der unga­rischer. Geschichtswissenschaft noch nicht genügend untersucht worden, 38 soviel kann man jedoch auf Grund der Denkwürdigkeiten der Kottannerin bereits jetzt feststellen, daß sie dort, wo sie nicht als Augenzeugen berichten, besonders 37 Eine einzige Ausnahme bildet, wie ebenfalls bereits erwähnt, die Aufzählung der Krönungsinsignien bei der Schilderung des Stuhlweißenburger Krönungszuges. 38 Über Dlugosz immerhin vgl. Bottló, Béla: Dlugosz História Polonicája mint magyar történeti forrás. Budapest. 1932; Macartney, C. A.: Dlugosz et le Chronicon Budense, Revue d'Histoire Comparée 1946, 301—18. 252

Next

/
Thumbnails
Contents