Arrabona - Múzeumi közlemények 7. (Győr, 1965)

Mollay K.: Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin

ist die Erzählung oft von Zwiegesprächen unterbrochen. War bisher eine gewisse Sachlichkeit der historischen Erzählung gewahrt worden, so wird von nun an alles im wahrsten Sinne des Wortes mit den eigenen Augen gesehen. Wir bekommen eine gute Charakteristik der 31-jährigen schwangeren Königin, die zwischen Plintenburg und Ofen reisend der Drangsalierung durch die Landesherren zu entkommen sucht, und 'in Plintenburg nicht in der Höhenburg, sondern im Palast am Fuße des Burgberges wohnt, um nicht gefangengenom­men zu werden. Die Königin und ihre wohl etwas ältere Kammerfrau erschei­nen hier als zwei Verbündete, die durch einfache weibliche List sämtliche Lan­desherren hintergehen. Die Träger großer Namen aus der Umgebung der Köni­gin werden gelegentlich und flüchtig erwähnt, nur einer stets hervorgehoben: Graf Ulrich von Cilii (vgl. Namen- und Sachregister). Die Erzählung darüber, wie die Kottannerin ihrer gnedigen jrawn Kran und all Jr klainat 36 aus der Plintenburg in den Palast am Fuße des Burgberges, und dann nach Komorn schmuggelt, ist das Vorspiel zur breiten, durch die Fülle realistischer Einzel­heiten auch heute noch spannenden Darstellung, wie die Königskrone aus der Plintenburger Schatzkammer gestohlen und ebenfalls nach Komorn gebracht wurde (SS. 261—4). In dieser Erzählung werden immer wieder das große Wagnis und das Symbolhafte des Schicksals hervorgehoben: bei der Schilderung ides zum Mithelfer zuerst auserlesenen kroatischen Adelsherren; bei der Er­klärung der Verzögerung; bei der Schilderung des tatsächlichen Mithelfers (Der mit mir wagen wolt sein leben); bei der Erklärung der plötzlichen Krankheit des Burgvogtes; und dann besonders bei der Erzählung der Geschehnisse vom 20. bis 21. Februar (die Wache und der Burgvogt hören das Schlagen und Feilen nicht, verspüren auch den Geruch des Rauches vom Verbrennen des Futterals der Krone nicht); in den Erinnerungen, die während der Schlittenfahrt nach Komorn am 21. Februar auftauchen; bei der Überquerung der eingefrorenen Donau; bei der Erklärung der um eine Woche früher eingetretenen Entbindung der Königin, und. endlich beim Gespräch zwischen der Königin und der Kottan­nerin unmittelbar nach der Geburt des Ladislaus. Von nun an dreht sich alles um den kleinen Ladislaus: das Freudenfest auf d r nächtlichen Donau, die Darstellung der Taufe am 22. Februar; die Verstän­digung der Lande und Städte von der Geburt des Thronerben (vgl, Anm. 92); die Auseinandersetzung mit der sog. polnischen Partei der Landesherren, die noch immer für die Wahl des 16-jährigen Polenkönigs Wladislaus III. zum König von Ungarn und für seine Heirat mit der 31-jährigen Königswitwe ein­tritt (vgl. Anm. 94); die Aufwartung der Landesherren; die Aussegnung der Wöchnerin. Die Königin berät sich nicht nur mit dem Grafen Ulrich von Cilli, sondern auch stets mit der Kottannerin: die zwei Frauen verfolgen gemeinsam von den Zinnen der Komorner Burg die Gefangennahme der zur polnischen Partei zählenden drei ungarischen Adelsherren (vgl. Anm. 103, 51, 52); sie bera­ten, ob die Königskrone auf die Plintenburg zurückgebracht werden soll; die Kottannerin näht in der Komorner Burgkapelle im geheimen die Krönungsge­36 An einer anderen Stelle (S. 259) wird ir kran vnd ir halspant vnd ander klainat erwähnt. Was darunter zu verstehen ist, darüber kann uns eine Urkunde vom 8. Mai 1440 aufklären, die in Wien ausgestellt wurde, als der Ofner Bürger Michael Nadler, ein Bevollmächtigter der Königin Elisabeth — kurz vor ihrer Reise in die Krönungsstadt — ihre Krone und andere Kleinodien dem auch in den Denkwürdig­keiten erwähn en Ulrich JEizinger verpfändete und dessen Bruder, Stefan Eizinger übergab (vgl. Birk a. a. O. 242—3). 249

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