Arrabona - Múzeumi közlemények 7. (Győr, 1965)

Mollay K.: Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin

Denn nicht eine jede Stelle, „wo der volle Name der Kottanner ein Recht hatte, nach altem Herkommen in markanten Lettern zu prangen", ist leer. An man­chen Stellen wurden nämhch die Anfangsbuchstaben der Elena Kottannerin bereits von der ersten Hand eingetragen (vgl. unsere textkritischen Anmerkun­gen). Alice Wengraf hebt als erste im Vergleich zu den Zeitgenossen, z>. B. zu Eberhard Windecke, den literarischen Wert und die bis dahin im deutschen Schrifttum unbekannte und vereinzelt dastehende Memoirenform der Denk­würdigkeiten hervor: „In Helena Kottanner aber steht der geschichtsschreiben­den Nonne zum ersten Male eine weltliche deutsche Chronistin als neuer Frauentypus gegenüber. " Die weitere Forschung klärte noch einige Einzelheiten auf. So dachte man daran, daß die Mithelfer der Helene Kottannerin beim Kronenraub auf der Plintenburg der ungarische Adelsherr Valentin Lipthay von Kesseleökeö und dessen Diener Valentin waren. 1,1 Auf Grund weiterer zweier Briefe des Öden­burger Stadtarchivs aus 1435 und 1437 18 konnte Lothar Groß im Jahre 1925 darauf folgern, daß die Helena Kottannerin Tochter des Peter Wolfram und wahrscheinhch in ödenburg geboren war. 19 Koloman Lux, dem hervorragenden Kenner der Plintenburg gelang im selben Jahre auf Grund der Denkwürdig­keiten die richtige Identifizierung der Räumlichkeiten der Plintenburg, da Henszlmann seinerzeit, im Jahre 1873 den betreffenden Teil der Denkwürdig­keiten mißverstanden hatte. 20 Lux bringt auch die erste verläßliche ungarische Übersetzung der auf die Plintenburg bezüglichen Teile der Denkwürdigkeiten, wenn ihm auch einige, immerhin nicht schwerwiegende Übersetzungsfehler unterlaufen sind. So faßt er das Wort hait 'Stand, Person' (vgl. das Glossar) als ,heute' auf (S. 39), den Ausdruck ain phruent gen Wienn (vgl, meine Anm. 69) läßt er z. B. einfach weg bzw. übersetzt ihn mit ,Hilfe' usw. Er bestätigte aber auch in topographischer Hinsicht den Quellenwert der Denkwürdigkeiten. Trotz dieser Bemühungen blieb noch manche Einzelheit der Denkwürdig­keiten unaufgeklärt bzw. unbestätigt. In der ungarischen Forschung fanden die Bemerkungen von Uhlirz und Wengraf über die mutmaßliche Entstehung der Denkwürdigkeiten wenig Beachtung. So konnte es vorkommen, daß z. B. Emma Bartoniek in ihrer „Geschichte der ungarischen Königskrönungen" (Budapest, 1939) nicht bemerkte, daß aus den Denkwürdigkeiten gerade die Schilderung des Krönungszuges des kleinen Ladislaus Postumus nicht stichhältig ist (vgl. meine Anm. 129), daß gerade diese Stelle aufs engste mit der im Jahre 1440 eingetretenen großen Wendung in der rechtshistorischen Lehre von der ungari­schen Königskrone zusammenhängt. 21 Eine textkritische, sprachliche und sachliche Untersuchung der Denkwürdigkeiten war schon damals längst ange­bracht. 17 Vgl. Szerémi és Ernyey József: A Majthényiak és a Felvidék. Bd. I. Budapest, 1913, 229. Die Identifizierung isit nicht überzeugend. 18 Vgl. jetzt SoprOkl. 1/3, 98, 115. 19 Zur Biographie der Helene Kottannerin. Monatsblatt des Vereins für Ge­schichte der Stadt Wien VII. 65—7. 20 A visegrádi fellegvár koronakamrája. Napkelet 1925, 343; Visegrád vára. Budapest, 1932; 36—45; Die Burg Visegrád (Blenden- oder Plintenburg). Der Burgwarít 1938, 74—85. Vgl. noch Dercsényi, Dezső, Visegrád műemlékei. Budapest, 1951; Héjj, Miklós, Visegrád tör'éneti műemlékei. Budapest, 1954. — In der Identifizierung folgte u. a. auch Gustav Thirring den Ausführungen Henszlmanns in: Budapest és környéke. Budapest, 1900, 213 usw. 21 Vgl. Eckhart, Ferenc: A szentkorona-eszme története. Budapest, 1941. 16* 243

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