Glasierte Keramik in Pannonien. König Sankt Stephan Museum, 29. August–31. Dezember 1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1992)

den Öfen waren von Schutzmauern umgeben, was im Interesse der Brennqualität stand. Die Öfen wurden immer in einer Ecke des betreffenden Raumes auf­gebaut, nach Möglichkeit so, daß eine der abgrenzen­den Mauern gegen Norden liege. In Szombathely ist auch heute noch die nördliche und westliche die vor­herrschende Windrichtung. Sie ist auch die kühlste. Wenn der Wind während des Brennens in den Ofen hineinbläst, springt das Geschirr. Auch an diesem kleinen Ofen sehen wir, daß er in der nordöstlichen Ecke des Raumes aufgebaut wurde. Die Mundöffnung des Feuerraums ist nach Westen gerichtet und die hier vorgenommene Heizung heizte zugleich auch den unteren Hypokaustum-Teil der westlich von ihr gele­genen, auf ein höheres Niveau gebauten Räumlich­keit. In den Ofen gestellte, vorgetrocknete Keramik darf nich sofort auf eine hohe Temperatur erhitzt werden, weil sonst die Gefäße zerspringen. Im Falle glasierten Gutes mußte beim zweiten Brennen darauf geachtet werden, daß die Glasur schmelze und binde, daß aber dabei das Produkt nicht verbrenne. Beim Auf­wärmen bindet die Glasur nicht sogleich, sondert sie beginnt zuerst zu schmelzen und rinnt auch meist am Gefäß hinunter. Man verwendete daher Unterlagen, um den Rost oder das übrige Geschirr gegen die her­abfließende Glasur zu schützen. Für kleinere Gefäße wurde der mit Dornen versehene Tonring (Abb. 4) verwendet. Sein Flachteil wurde auf den Rost gestellt und auf die herausstehenden kleinen Dorne wurden die zum Brennen bestimmten Gefäße gesetzt. Zum Brennen größeren Geschirrs fand der große Tonring Verwendung, dessen Seite in schräger Richtung von runden Löchern durchbrochen war. Der Warmlufts­trom und der Abgang der Dämpfe war durch die in das Ofengewölbe eingebauten zylinderförmigen Röhren (Abb. 5-8) geregelt, die an ihren Seiten schrä­ge Gänge von Kreisquerschnitt hatten. Interresant ist, daß der Ofenrost unter Verwendung von mit Lehm vermischten Scherben gebrauchter Keramik zusam­mengefügt wurde. Unser kleiner Ofen war ganz aus Ziegeln gebaut und hielt daher länger warm, als ein Ofen aus Steinen. Wann das Brennen auf einer nied­rigeren Temperatur vorgenommen wurde, gab es gel­be, bei höherer Temperatur grüne, und auf der höch­sten Temperatur braune Glasur. Es gibt hier ein Abb. 4. Kat. 137. deformiertes, zu stark gebranntes Reibschüsselfrag­ment, an dem die Glasur schon beinahe schwarz ist und die Farbe des Gefässes nicht terrakotta, sondern grau ist. Man findet auch Fehlbrände, wo die terra­kotta Farbe des Gefäßes bereits dunkelbordeau ge­worden ist. Es wurde eine große Menge von Tonwürsten ge­brannt (Abb. 9). Sie haben Zylinderform, sind klein, und eines ihrer beiden Enden ist mit den Fingern flach zusammengedrückt oder fast griffelartig zugespitzt. Abb. 5. Kat. 137. 62

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