Glasierte Keramik in Pannonien. König Sankt Stephan Museum, 29. August–31. Dezember 1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1992)

semble, aber vorläufig ist noch unklar, woher es stammt. Die Erzeugung dieser Keramikart hörte nördlich der Drau infolge der Kriege des Marc Aurel auf. Unter ihm wurde auch die Töpfersiedlung, die sich an der Stelle des heutigen Gaswerks befand, vernichtet (vgl. Gabler 1976, 49 mit weiterer Literatur). Der große Kantharos aus Gorsium und das aus Germanien im­portierte faßförmige Gefäß stammt aus dem Keller eines ebenfalls unter Marc Aurel niedergebrannten Heiligtums (Bánki 1985, 146, 492, 496). Es müssen noch einige Worte über die Tätigkeit der Fabrik Pacatus in Aquincum gesagt werden, da die Forschung schon früh die Frage des Zusammenhangs der Fabrik mit der glasierten Keramik aufgeworfen hat. Wenn auch nicht alle, so wurden doch einzelne Keramikstücke zu den Erzeugnissen der Fabrik Paca­tus gezählt. Die Tätigkeit der Fabrik wurde von mehre­ren Forschern schon von mehreren Seiten analysiert. Man berief sich auf die zeitliche Übereinstimmung der Pacatus-Erzeugnisse und der glasierten Keramik und auf den gemeinsamen Ursprung einzelner Motive. Weiters auf die lokalen Wurzeln der Ranken und der Weinblätter, auf die nur bei Pacatus vorkom­menden Vögel, auf die enge Beziehung zu den west­lichen sigillatae und auf die von diesen übernom­menen Motive. Man bemerkte aber auch, daß der Abb. 52. Kat. 13. Meister über die Motive der westlichen sigillatae hin­ausgehend auch die Merkmale anderen Einflusses vertritt, bzw. sich auch aus anderen Wurzeln nährte (vgl. dazu Kiss 1938, 188-228 mit früherer Literatur; neuerdings Gabler 1976, 49, mit weiterer Literatur). Die Forschung schloß direkte orientalische Einflüsse aus, die hellenistischen Einflüsse wurden auf die ita­lischen Beziehungen zurückgeführt. Bezüglich der vorstehenden Ausführungen ist noch zu bemerken, daß die erste Phase der behandelten glasierten Keramik aus grauem Material ist, im Ge­gensatz zu den terra-sigillata-artig gebrannten Ge­fäßen des Pacatus. Man könnte sie noch eher mit den zur zweiten Phase gehörenden, gut ausgebrannten, glasierten Gefäßen in Verbindung setzen, doch kom­men diese interessanterweise - das eine Fragment aus Gorsium ausgenommen - nördlich der Drau nicht vor. Die bezeichnende Rankenführung des Pacatus, ein Teil der Dekorationsmotive und die Dekorations­struktur kommen auf glasierter Keramik nicht vor. Ebensowenig lassen sich die Verzierungsmotive der Ranken und Weinblätter auf lokale Wurzeln zurück­führen. Aus all dem müssen wir den Schluß ziehen, daß Pacatus glasierte Keramik nicht erzeugte. Neuere Forschungen haben ergeben, daß sich die erste Werkstatt des Pacatus in der Militärstadt befand (Parragi 1971, 60-79; Gabler 1976, 49) und daß er von hier in die Zivilstadt übersiedelte. Diese Werk­statt wäre einer eingehenderen Beschäftigung wert, denn in dem vorläufigen Bericht hat nur ein kleiner Teil des Materials Platz gefunden. Aber schon jetzt lohnt es sich, die Aufmerksamkeit auf Schüsseln und Gefäße mit anliegenden oder Pseudohenkeln zu lenken (Parragi 1971, Abb. 13, 4-6), und wenn das gesamte Material veröffentlicht wird, kann man viel­leicht mit noch mehr Stücken dieser Art rechnen. Eine solche Henkelform ist in der Provinz vorläufig aus Aquincum und aus Brigetio bekannt, doch ist sie auch im Material des Belgrader Museums (Bojovic 1977, Taf. XXIX, 450, 453) und in Bulgarien zu finden, und bei hellenistischer und kaiserzeitlicher Keramik in Griechenland häufig. Aus der Aufarbeitung von A. Vaday geht hervor, daß diese Formung der Gefäßhen­kel im südöstlichen Teil der Tiefebene (auf sarmati­scher Erde) in früher und auch später Zeit oft zu beob­achten ist, und zwar an Orten, die Thrakien und 29

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