Népi építkezés – A Magyar Népművészet Évszázadai III. – Szent István Király Múzeum közleményei: D sorozat (1972)

Zentrum war also die Stube, zumindest im 15. Jh., bereits enträuchert. Diese Umgestaltung des Hauses und der Woh­nungskultur ist gleichsam der äusserliche Ausdruck der Eingliederung der ungarischen Dorfbevölkerung in die mitteleuropäische Gesellschaftsorganisation, in die bäuer­liche Lebensform. Die Bedeutung dieser Veränderung wird von der Tatsache unterstrichen, dass das ungarische Bauern­haus im wesentlichen bis zu den letzten Jahrzehnten jene spätmittelalterliche Struktur bewahrt hat. Wir können sogar das Weiterbestehen der spätmittelaliterlichen Verhältnisse erkennen, wenn wir die Heizanlagen und Enträucherungs­imethoden des vergangenen Jahrhunderts kartographisch er­fassen. Während im mittleren Teil des Landes bereits im 16. Jh. der aus der Küche geheizte Ofen allgemein ver­breitet war, ja, sogar Angaben über den Gebrauch des Rauchfanges vorhanden sind, blieben in den Randgebieten, wo damals diese Neurungen nicht hingelangten, noch Jahr­hunderte hindurch die archaischen Zustände erhalten. In Wesit-Transdanubien wohnte man noch im 18. Jh. in Häu­sern mit der sog. Rauchstube. Zeitgenössischen Aufzeich­nungen zufolge wurde in Nordungarn noch zu Beginn des 19. Jh. „in der Stube gekocht und gebacken, weshalb man sich dort vielfach in Rauch auszuhalten hatte, und die Wände so russig waren, wie anderenorts in der Küche". Diese Stagnierung der Haus- und Wohnungskulitur, wobei die altertümlichen Wesenszüge jahrhundertelang erhalten blieben, ergibt allerdings noch keinen vollständigen Lage­bericht: Die Verheerungen der Türkenkriege im 16—17. Jh. waren nämlich gerade im mittelungarischen Flachland am ärgsten, wodurch der bereits erreichte Entwicklungsgrad zu­rückgeworfen wurde; so verschwanden beispielsweise die Kachelofen und wurden durch Lehmöfen ersetzt. Ebenso wie das Bauernhaus aus leicht verderblichen Baustoffen errichtet wurde, war auch das neue Siedlungs­system bildsam, das der Bauernschaft noch ihrer erst kürz­lich erfolgten Einfügung in die neue Wirtschaftsordnung zuteil wurde. Während die in Strassen gegliederten Dörfer der Randgebiete das Ende der Türkenzeit in unverändertem Zustand erwarteten, scharte sich die am Leben gebliebene Bevölkerung der verwüsteten Gebiete in unregelmässig auf­gebauten Marktgemeinden zusammen. Auf der Grossen Ungarischen Tiefebene wurden die Wirtschaftsgebäude, 29

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