Szőllősy Csilla - Pokrovenszki Krisztián (szerk.): Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 45. (Székesfehérvár, 2017)

Tanulmányok/közlemények - Néprajz - Lukács László: A karácsonyfa elterjedése a Kárpát-medencében

Alba Regia 45. (2017) 401M42. László Lukács Die Verbereitung des Christbaumes im Karpatenbecken Der Schwerpunkt der frühen Erscheinung des Christbaumes befindet sich dem Österreichischen Volkskundeadas (ÖVA) nach in Ostösterreich, wo sich die das „sehr alte“ und das nach 1850 kommende Zeitalter anzeigenden Belegsorte langsam aber sicher anhäufen, besonders in Wien und Umgebung, wo die aus Deutscland stammende Gemahlin von Erzherzog Karl schon im Jahr 1816 einen Christbaum aufstellen ließ. In Graz war schon früher, nämlich 1813 ein Christbaum dank den deutschen Flüchtlingen der napoleonischen Kriege (die zumeist evangelische Beamten waren) zu finden. Damit wäre vielleicht auch die frühe Verbreitung des Christbaumes in Südostösterreich zu erklären. Von Wien aus konnte er sich schnell und leicht in Richtung Westen im Donautal bis zur Enns-Grenze, nach Korneuburg, Tulln, Krems, Melk, Amstetten verbreiten. Sehr schnell hat er sich auch im nördlichen Teil Niederösterreichs, im heutigen Burgenland, in der Oststeiermark und in Ostkärnten (Wolfsberg und Umgebung) verbreitet. Im Burgenland können wir auch an den Einfluss einiger Hochadelsfamilien (der Eszterházys, Battyánys und Erdődys) oder eher an die frühere Form des Weihnachtsbaumes denken: an den hier sehr populären, von der Decke hängenden Baum. Dieser ist unabhängig von dem von den oberen Gesellschaftsschichten übernommenen stehenden, mit Kerzen beleuchteten Tannenbaum. Kartenblatt Nr. 2/29. des ÖVA stellt die verschiedenen Formen der grünen Weihnachtsgweige vor. Zwischen ihnen und dem Christbaum gibt es große Ähnlichkeiten: Denn der Christbaum ist im Grunde nichts Anderes als eines (heutzutage schon das wichtigste) der Pflanzensymbole, die alle Feiertagsbräuche im Jahr begleiten. In Österreich sind diese Zweige meistens immergrün: Tanne, Weißtanne, Waldtanne, Wacholder, Stechpalme oder Mistel. Dazu kommen noch die im Hause künstlich gepflanzten Getreidesorten (zum Beispiel der Luzienweizen) oder Zweige von Obstbäumen (wie der Barbarazweig), die früher einmal als Weihnachtsbäume gedient haben. Mit den Letzteren beschäftigt sich der ÖVA nicht. Die Karte zeigt die Verbreitung von fünf lokalen früheren Formen, „Vorgängern“, des im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erschienenen und sich rasch verbreitenden Christbaumes an. Alle Formen zeigen eine gut umgrenzbare regionale Verbreitung in der südlichen und südöstlichen Hälfte Österreichs, sowie in den Alpen bis zur Landesgrenze von Salzburg und Tirol. Die ersten zwei Formen kommen nur im Burgenland vor: Der Schlehdorn-Christbaum: Er wurde in 15 südburgenländischen Dörfern in den Landkreisen Güssing und Jennersdorf an der österreichisch-ungarisch-slowenischen Grenze dokumentiert. Westlich dieser Verbreitungszone in der Steiermark wird nur ein Belegort auf der Karte angezeigt. Er wurde im Verlauf der für den Atlas der burgenländischen Volkskunde (AB V) betriebenen Umfragen im Jahr 1954 (die 1958 während der Arbeiten am ÖVA noch ergänzt wurden) entdeckt. Uber seine Verbreitung im Burgenland hat Leopold Schmidt nach seiner Entdeckung eine Studie geschrieben, so kennen wir den Schlehdorn-Christbaum nicht nur aus Richard Wolframs Kommentaren.1 Der Form und Platzierung nach gibt es zwei Varianten des Schlehdorn-Christbaumes: A. Er kann zitronenförmig sein und an der Zimmerdecke hängen. Die Zweige des herausgehackten Schlehdornbusches werden am oberen Ende zusammengebunden und an die Decke gehängt. An seinen Stamm wird ein Apfel, an seine Stacheln auch Äpfel, getrocknete Früchte, Kuchen in mehreren Formen (Vogel, Stern, Mond, Herz) und Lebkuchen gestochen oder gehängt. Auf den Fragebögen des ABV hat jemand in Inzenhof einen solchen Christbaum auch gezeichnet, von dessen Stacheln auch Salonzuckerl hängen, was ein Hungaricum, ein typisch ungarischer Christbaumschmuck ist. Er kann auch bogenförmig sein. Dazu muss man zwei Schlehdornzweige in ein ausgebohrtes Brett oder in einen Haufen Rüben stechen, dann bogenförmig aneinander biegen und ihre Spitzen zusammenbinden. Er wird genauso geschmückt, wie die zitronenförmige Variante und wird ans Fenster gestellt. Im beantworteten Atlasfragebogen gibt es eine Zeichnung von einem bogenförmigen Schlehdorn-Christbaum aus Dobersdorf. Der Schlehdorn-Christbaum gilt als Vorfahr des Tannenchristbaumes, er wurde schon vor dessen Verbreitung angefertigt und geschmückt. In Limbach, 1 SCHMIDT 1955,180-186; WOLFRAM 1965, 13-16. 409

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