Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)

Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)

Alba Regia 36 (2007) immer voll. Die Beschreibung der Erscheinung ist genau und glaubwürdig. Wegen des hohen Grundwasserstandes sickerte Wasser in den Sarg.168 Daraus folgt: der Leichnam war nicht im erhalten gebliebenen Sarkophag beigesetzt, denn es gibt keine Öffnung darauf, die den Wasserersatz ermöglicht hätte. Nándor Fettich sah das richtig.169 Der Sarg wurde wahrscheinlich aus Steinplatten zusammengestellt, so konnte das Grundwasser einsickern. Der Sarkophag hätte übrigens in der Felsenhöhlung, die von Alán Kralovánszky170 bloßgelegt wurde171 kaum Platz. Das Innenmaß in öst­lich-westlicher Richtung ist 270 cm, und in nördlich-südlicher Richtung 210 cm. Die Größe des Sarkophagkastens ist 230 X 111 cm. Nándor Fettich, Sándor Tóth und Ernő Marosi erörterten zweifellos eine plausible Lösung, als sie die Folgerung zogen, dass der Sarkophag nicht zur Beisetzung sondern anlässlich der Heiligsprechung gefertigt wurde,172 er wäre also ein Reliquiensarg. Die Verstorbenen werden in der Erde bestattet, im Falle der Heiligen war aber die Vorzeigung und irgendeine Form des ständigen, sichtbaren Daseins für die Gläubigen wichtig, deshalb ist es mit Recht zu behaupten, dass der Sarkophag für Stephan den Heiligen gefertigt wurde.173 Der Steinsarg, der größer als gewöhnlich war, konnte aber kaum nach der Heiligsprechung gefertigt werden, denn damals wurden die aus dem Sarg herausgenommenen sterblichen Überreste in eine besser verwendbare, mit Edelme­tall überzogene Holzkapsel gelegt. Es gibt keinen Grund, den Wortgebrauch der Kleineren Legende zu bezweifeln: danach wurden die sterblichen Überreste in einen silbernen Behälter gelegt, die versiegelt wurde; es entspricht näm­lich der allgemeinen Praxis, die mit dem schweren Steinsarkophag nicht zu vereinbaren ist. Es gibt trotzdem eine Mögüchkeit, die Quellen und den Sarkophag in Einklang zu bringen. Alán Kralovánszky hat uns auf die den Liturgiehistorikern bekannte Angabe174 aufmerksam gemacht,175 nach der es neben dem 20. August, der landesweiten Feier zu Ehren des Königs noch ein Datum gibt: am 11. Oktober wurde das Auffinden des Körpers des Königs gefeiert. Im Kalendar des Pray-Kodex wurde am 11. Oktober aufgezeichnet:176 Inuencio corporis S. Stephani regis.177 178 Die Feier ist kein Missverständnis oder Schreibfehler, weil sie auch im Proprium de sanctis178 zu lesen ist. Im Proprium179 steht am 11. Oktober Folgendes: Deus qui es sanctorum tuorum splendor mirabilis, quique hodierna die corporis b. stephani regis et confessoris tui consecrasti, da nobis salutem mentis et corporis, ut et illius inuencioni sit veneratio ex nostra deuocione et nobis auxilium proueniat de eius festiua intercessione. Das Fest der Inventio blieb außer dem Kalender des Pray-Kodex noch in zwei späteren liturgischen Büchern aus Esz­tergom erhalten. Es enthält auch ein Messbuch aus Esztergom.180 Ein anderes Esztergomer Messbuch (um 1341) gedenkt noch am 11. Oktober der Translatio S. Stephani regis. Später und anderswo wird am 11. Oktober nie ein Fest des Heiligen Stephans erwähnt. Im Sacramentarium von Hahót, das früher entstand als der Pray-Kodex, sind zwar die Festtage von Stephan I., von Gellért und von Emmerich erwähnt, aber das Fest im Oktober nicht und es fehlt auch in den Kalendern, die später erschienen als der Pray-Kodex.181 Deshalb kann man mit gutem Recht daran denken, dass es hier um eine örtliche, Székesfehérvárer Feier geht, die sich in der ungarischen Kirche nicht nur nicht verbreite­te, sondern auch verschwand. Dieses Székesfehérvárer Fest stimmt mit der Folgerung von Gyula Kristó über die Her­kunft des Pressburger Jahrbuchs, erwähnt auch im Pray-Kodex, überein.182 Aus dem Pray-Kodex ist also der von der landesweiten Feier abweichende Festtag zu Ehren von Stephan dem Heiligen zu ersehen. Ein Ereignis, das am 11. Oktober passierte, es ist also mit der Feier im August nicht verbunden. Die Heiligsprechungen im Jahre 1083 fanden bestimmt an den Tagen statt, die zu Festtagen der Heiligen wurden.183 Durch die Benennung des Festes wird seine Herkunft klar verraten. Der Begriff inventio ist in den christlichen Ka­lendern ein gut verständliches Fachwort. Das ist das Fachwort für die Auffindung einer verehrungswürdigen Reliquie, 168 Es war für mehrere ein Problem: BOGYAY 1971, 4, KRALOVÁNSZKY 1976, 87. iss fettich 1971. 170 Kralovánszky 1988, Biczó-Tőth m. 2000,389. 171 Sieh die mahnende Bemerkung von Tóth M.: Wenn der mit Stephan von mehreren Verfassern verbundene Sarkophag ... wirklich dem König gehörte, könnte dieser Umstand die Beurteilung der Beisetzung und der Grabkammer sowie das Problem der Einweihung der Kirche und der Chronologie vom Kirchenbau komplizieren.” 172 Tóth S. 1992. 172 Fettich 1971; Tóth S. 1994; Marosi 2002. 174 Nach Géza Karsai, Die Verehrung von König Stephan dem Heiligen, SZIE 1938, III, 174, der von der Feier noch nichts sagen konnte; Kralovánszky 1988,166. 175 FRAKNÓI 1901, 880, Aufzeichnung 2. KNIEWALD-KÜHÁR 1939,13. 176 KNAUZ 1876, 272, FRAKNÓI 1901, 880, Aufzeichnung 2., KNIEWALD-KÜHÁR 1939,13. 177 Vergleiche: RADÓ-MEZEY 1973, 50. 178 Der Tag ist übrigens in den anderen ungarischen Kalendern Translationsfeier: Die Überführung der Gebeine Augustins nach Pavia. Ein Rätsel, warum in den heimischen Kalendern der 11. Oktober als die Feier der Überführung der Gebeine Augustins nach Pavia bezeichnet ist, der in einer Reihe von Kalendern zu finden ist, während die Weltkirche diesen Tag am 28. Februar feiert (der Todestag des Heiligen: 28. August 430) 175 f. 91, RADÓ-MEZEY 1973, 66. 180 15. Jahrhundert, KNAUZ 1876, 121. 181 KNAUZ 1876,272. 182 KRISTÓ 2002, 28-30 und Karácsonyi J., Wo wurde die Totenrede geschrieben? MNy 21, 1925, 221-232. 182 KLANICZAY 2000, 145. 156 — 1

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