Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)

Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)

Alba Regia 36 (2007) himmlischen Person konnte der Nimbus gegebenfalls auch wegbleiben.129 Da der Engel auf dem Sarkophag einen Nimbus hat und wenn die Seele einer als heilig verehrten Person gehören würde, taucht die Frage auf: warum wurde sie nicht mit Nimbus dargestellt? Kaum ist eine ausschließliche Gesetzmäßigkeit in der An- oder Abwesenheit des Heiligenscheins zu finden. Doch taucht die Frage auf: wenn das Relief für die Heiligsprechung gefertigt wurde, warum fehlt der Nimbus? d. Die Lilien: Auf den Langseiten des Sarkophags stehen Engel, auf der Stirnseite des Deckels an den beiden Seiten des Kreuzes sind Lilien (Abb. 9-11.). Die Blumen riefen keine Aufmerksamkeit hervor. Ihre Untersuchung ist nicht zu vermeiden, denn an einer hervorgehobenen Stelle, gut sichtbar und abgesondert, sind sogar drei Paar Lilien gehauen. Ihre Kom­positionsstelle ist zu verstehen: ihre antithetische Einstellung hebt die Engel und das Kreuz hervor, und deutet auf die Hervorhebung und die Heiligkeit des Ortes — d.h. das himmlische Jerusalem — und die des Objekts — d.h. das Kreuz — hin. In diesem Sinne deuten sie auf den heiligen Ort hin und ersetzen die göttliche Person oder die ihr Symbol umstel­lenden Bäume. Im jahrhundertiangen ikonographischen Zeichensystem ist die Auswahl eben dieser Pflanze unge­wöhnlich, besonders weil die stilisierte Lilie am wenigsten zu den mit Vorliebe dargestellten Ornamenten der Epoche gehört. Unter den heimischen Steinmetzarbeiten aus dem 11-12. Jahrhundert kenne ich kein Beispiel für ihre selbstän­dige Erscheinung.130 Kein Zufall, dass Dezső Dercsényi das mit Lilien verzierte Deckelfragment des Sarkophags, als ihre Zusammengehörigkeit noch nicht bekannt war, ins 14. Jahrhundert, in die Anjouzeit datierte.131 Während ich in den Steinbearbeitungen aus der Zeit der Ottonen und der Romanik für die selbständige Darstel­lung der Lilien keine Spuren fand, kommen sie im Falle von zwei Objekten der Herrschaftsrepräsentation, den zwei Herrschaftsinsignien oft vor. Die eine ist die Krone und die andere der Zepter. Im 11-12. Jahrhundert kam die mit Lilien verzierte Krone neben den Darstellungen — meines Wissens — nur im Falle der Madonna von Essen132 und erst später generell vor.133 Sie ist aber als Verzierung auf den königlichen Zeptern schon im 11. Jahrhundert oft verwendet. Obwohl die Reichszepter oft mit einer anderen Spitze134 versehen wurden und Lilien anfangs selten vorkamen,135 halten die Herrscher auf den heimischen Siegeln von den Anfängen — seit es dargestellt wurde - einheitlich ein Lilien­zepter in der Hand und auch auf den Zitationssiegeln sitzen sie damit in der Hand auf dem Thron136 (Abb. 8.). Also, auf den Siegeln der Arpadenkönige hat das Zepter137 von der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts eine Lilie an der Spitze. Deshalb ist das für die Verzierung des Sarkophags fremde Motiv damit zu erklären, dass der Beigesetzte ein Herrscher war. Obwohl während der Herrschaft von Stephan I. Spuren weder der wirklichen noch der virtuellen Benutzung des Lilienzepters erhalten blieben,138 hält Peter, sein Nachkommen, schon ein Lilienzepter in der Hand. Deshalb ist die Benutzung der Lilie als Königinsigne für die Datierung kein zeitbestimmendes Argument. 2. Beisetzung im Sarkophag Drei Seiten des Székesfehérvárer Sarkophags sind verziert, die vierte blieb unverziert. Deshalb musste er an einer gut sichtbaren Stelle stehen.139 Er war so gestellt, dass seine linke Schmalseite nicht oder kaum zu sehen war. Da es auf der linken Schmalseite keine Verzierung gibt, war er mit dieser Seite an die Wand gerückt oder stand nah daran. Der Sarkophag konnte nur nahe der westlichen Ebene einer Wand oder einer Pfeile aufgestellt werden, und es entspricht auch der Lage des darin gelegten Verstorbenen. Bei der Deutung des Székesfehérvárer Sarkophags ist der Bestattungsritus unentbehrlich, besonders, weil man sich in der Arpadenzeit nicht in verzierten, sichtbar aufgestellten, also auf dem Boden stehenden Sarkophagen bestatten ließ. Im Zusammenhang mit dem Székesfehérvárer Sarkophag beschäftigte sich Tamás Bogyay mit dem eigenartigen 129 Das nächste Beispiel ist der Krönungsmantel, wo die Märtyrer ohne Nimbus gestickt wurden. 13,1 Eine ähnliche, dreiblättrige Palmette ist auf dem Relief, das das Symbol des Heiligen Johannes darstellt. (TÓTH S. 1994, 80, usw.), aber die in die kleine Stelle zwischen den Flechtbandrahmen eingekeilte Verzierung ist mit den in Achse dargestellten Blüten des Sarkophags kaum zu vergleichen. 131 DI-.RCSÉNYI 1943, 124, Nr. 93. 132 Ornamenta ecclesiae I, 60. 133 Siehe noch die Krone von der Margareteninsel: Vattai E., Die Krone von der Margareteninsel, BudRég 18, 1957. Stilisierte Lilien verzieren die Grabkrone von Konrad II. und die von seiner Frau Gisela, ausßerdem die Grabkronen von Heinrich III. 134 SCHULZE-DÖRLAMM 1995, auf der Seite 60. die Tabelle 1. 133 Otto II., (SCHRAMM-MÜTHERICH 1983, nr. 88., 100.), Heinrich II. (ebendort 114-116), Konrad 11. (ebendort 132-133), Heinrich V. (ebendort 180-181), auf dem Siegel Lothar III. ist sie schon zu sehen (ebendort 193). Auch Rudolf von Rheinfelden hält auf seiner Grabplatte in Merseburg ein Lilienzepter. 136 Es ist zu bemerken, dass die reale Darstellung des ungarischen königlichen Zepters erst unter Matthias II. auf der Krönungstaler des Herrschers erscheint. 137 Es ist nicht unmöglich, dass die Herrscher vom 12. Jahrhundert an nur bei der Krönung und zu festlichen Gelegenheiten das Zepter mit einer Kugel an der Spite in der Hand hielten. Sonst verwendeten sie Lilienzepter. 138 Stephan I. hält auf dem Messegewand eine Lanze in der Hand. 139 Bogyay 1972,12. 151

Next

/
Thumbnails
Contents