Demeter Zsófia - Kovács Loránd Olivér (szerk.): Alba Regia. A Szent István Király Múzeum évkönyve - Szent István Király Múzeum közleményei. C. sorozat 36. (Székesfehérvár, 2007)
Tanulmányok - Régészet - Tóth Endre: In paradisum deducant te angeli… (A székesfehérvári szarkofágról)
Alba Regia 36 (2007) Ritus der Bestattung140 ausführlicher. Bogyays Meinung zusammenfassend:141 im Westen ließ man sich in über der Erde frei stehenden Sarkophagen nicht beisetzen, es war für die byzantinischen Kaiser charakteristisch. Seine Vorstellung war ein Argument für die byzantinischen Wirkungen auf dem für die Begräbnisstätte Stephans I. benutzten Sarkophag. Die byzantinische Wirkung in den Reliefs des Sarkophags ist natürlich nicht in kausalem Zusammenhang mit dem östlichen Bestattungsritus. Es ist eine grundlegende Aufgabe zu bestimmen, ob der Székesfehérvárer Sarkophag eine wirkliche Bestattungsstätte ist oder eine Tumba: ein über die Bestattungsstätte, über das Grab gestellte Denkmal. Tűmben kommen auch im westlichen Kaiserreich vor und hinsichtlich ihrer Benutzung ist eben das 11. Jahrhundert ein Wendepunkt.142 Früher war nur das Grabmahl des 964 verstorbenen Grafen Lothar II. in Walbeck das einzige Beispiel.143 Die Tűmben144 über den Gräbern der ersten Liutgeriden in der Salvatorbasilika zu Werden, gestiftet in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts vom Abt Adalwig (1065-1080), sind eine Folge des in den zeitgenössischen theologischen Schriften erschienenen Prozesses, dessen Ziel ist, die Lebenden an ihren eigenen Tod zu erinnern; sie sollen für die Verstorbenen beten, damit sie baldmöglichst so schnell, wie möglich in Gottes Reich kommen.145 Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass der Székesfehérvárer Sarkophag, diesen deutschen Beispielen aus dem 11. Jahrhundert ähnlich, nur eine leere Tumba sei. Wenn man so eine Tumba hätte fertigen wollen, hätte sie aus — auch verzierten — Steinplatten zusammengestellt werden können, es wäre nicht nötig gewesen, auf umständliche Weise einen römischen Sarkophag zu übermeißeln. Es ist aber möglich, dass die religiöse Bewegung, die im westlichen Kaiserreich für die ehrwürdigen Verstorbenen die Tűmben errichtete, bei der königlichen Bestattung auf das heimische Gedenken der Toten wirkte. Ohne Zweifel ist es aber auch, dass die Beisetzung Stephans I. im Jahre 1038 ein sehr frühes Beispiel dafür wäre. Die aus dem römischen Kaisertum stammende Sarkophagbeisetzung lebte in Europa lange Zeit weiter, aber dieser Brauch bestand in den ehemaligen Provinzen des Reiches nicht in gleichem Maße und in verschiedenen Varianten fort (das Versenken des Sarkophags in die Erde, die Platzierung des Sarkophags oberhalb der Erde oder sogar in einer Krypta). Im Laufe der Zeit wurde die Fertigung eines Steinsargs immer mehr von der gesellschaftlichen Stellung der Verstorbenen bestimmt. Die Mode der einfach verzierten Sarkophage wurde in Gallien erst am Ende der Karolingischen Zeit zurrückgedrängt. Nach der Karolingenzeit wurden im Kaisertum fast ausschließlich nur der Herrscher und seine Familienangehörigen in einer Steinsarg beigesetzt, aber immer unter der Erde (dem Boden). Die Sarkophagbeisetzung blieb bei vornehmen Verstorbenen in Italien, in der Uferregion von Dalmatien und im östlichen Kaisertum oft in wiederverwendeten Sarkophagen erhalten, aber nur bei hervorgehobenen Personen. An den letzteren Orten gab es Beisetzungen dieser Art auch nach der Jahrtausendwende. Bei den Vornehmen blieb die Sarkophagbeisetzung auf der Erdoberfläche auch an der Nordküste des Adriatischen Meers erhalten. Nicht nur Heilige, der Erzbischof von Spalato, kirchliche und auch andere Personen wurden in frei stehenden, mit Reliefs verzierten Sarkophagen beigesetzt, sondern wahrscheinlich auch kroatische Könige. Auch die zwei Töchter von Béla IV., Katalin und Margit, die vor den Tataren flüchtend in Dalmatien starben, wurden in Sarkophagen beigesetzt. Zur Zeit des Lateinischen Kaisertums wurden auch die Herzoge von Athen im Kloster von Daphne, in frei stehenden Sarkophagen bestattet. Der Ritus verbreitete sich im Ausstrahlungsgebiet der byzantinischen Kultur im Kreise der Herrscher (die Kiever Rus’, später die Gräber der russichen Zaren in der Uspenski Kathedrale in Moskau). Die Kaiser der sächsichen Dynastie und ihre Frauen wurden im Allgemeinen in Steinsarkophagen beigesetzt.146 Sie waren unverziert, nur in einigen Fällen gab es auf dem Sarkophagdeckel ein Kreuz oder eine Inschrift. Die Sarkophage wurden gegebenenfalls in ein für den Sarkophag gemauertes, enges Grab gesenkt. Otto II. starb in Rom und er wurde in einem sekundär verwendeten römischen Porphyr-Sarkophag beigesetzt, der in der Vorhalle des Petersdom in Rom stand.147 Der Kaiser wurde in Italien nach „italienischer Art” beigesetzt. Der Sarkophag von Kaiserin Mathilde wurde mit einem großen Kreuz und einer langen Inschrift auf dem Deckel unter die Erde gelegt. Der Leichnam Heinrichs IL, des Schwagers von Stephan I. ruhte bis zu seiner Heiligsprechung in einem unverzierten, nicht auf der Erdoberfläche stehenden Sarkophag in der von ihm gegründeten Bamberger Bischofskathedrale. Nach der Elevatio kamen die Überreste des teilweise gebrochenen Sarkophags in die Schuttaufschüttung der 140 Kralovánszky 1988. 141 BOGYAY 1971, 8, BOGYAY 1972,12. 142 WALLMANN 1996, 220-231 mit Quellen, Begründung und Deutung. 143 Wallmann 1996,246,141. Notiz. 144 Die Denkmäler über den Gräbern wurden mehr als hundert Jahre nach ihrem Tod gestellt WALLMANN 1996, 220. Ein anderes, früheres Beispiel von Peter Wellmann: der Bischof Gebhard von Konstanz (gestorben 995) wurde in einem einfachen Erdgrab in der Klosterkirche Petershausen bestattet; im 11. Jahrhundert wurde über seinem Grab eine Tumba errichtet und erst 1134 wurden seine sterblichen Überreste in die Tumba gelegt: WALLMANN 1996, 224. 145 WALLMANN 1996, 221. 146 Zusammenfassend: EHLERS 2000, 47-71 mit der weiteren Literatur. Auch die Gräber der Herrscher von St. Emmeran in Regensburg sind unter der Erde: Schmid, A., DA 32,1976, 333-369. 147 EHLERS 2000, 55-57. 152