Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 33. 2003 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (2004)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fitz, Jenő: Gorsium–Herculia. I. Forschungen. III. p. 25–53.

ter. Die sich auf dem Gelände nördlich der decumanus maximus an der Westseite des öffentlichen Bades zeigen­de Straße ist in der Mitte von einem Abwasserkanal durchschnitten. Auch diese Straße erstreckte sich unge­fähr 63 Meter entfernt von der östlichen Stadtmauer. Die noch vorerst wenigen Angaben deuten darauf, dass im Zentrum mit einer Insulaordnung von 63x63 Meter ge­rechnet werden kann. Aufgrund der bisherigen Freilegungsbeobachtungen kann man darauf schließen, dass nach der Katastrophe in der zweiten Periode (die Vernichtung des heiligen Be­zirks ist an den Angriff der Roxolanen im Jahre 260 ge­knüpft) in den darauffolgenden Jahrzehnten keine Initiati­ve zur teilweisen Wiederherstellung der Siedlung ergrif­fen wurde. Die wenigen gefundenen Spuren lassen auf ein Weiterleben der am Leben gebliebenen Bevölkerung unter primitiven Bedingungen schließen. Vor der Zeit der Tetrarchie konnte keinesfalls eine Veränderung eingetre­ten sein. Der Beginn der Bauarbeiten kann eindeutig an zentrale Maßnahmen geknüpft werden: die Verlegung des früheren Stadtzentrums auf das Gelände des nicht wieder errichteten heiligen Bezirks, der Abriss der Ruinen, die Ebnung des Erdbodens, die Markierung des Straßennet­zes, das Umgeben der inneren Stadt mit einer Mauer. Die im Zentrum errichteten öffentlichen Gebäude schließen die Möglichkeit aus, in der Stadt des 4. Jahrhunderts eine nach den furchtbaren Kriegen wieder auflebende Stadt erblicken zu können. Zum Aufbau der neuen Stadt auf zentraler Anordnung ist es aufgrund der tetrarchiezeitli­chen Wiederaufnahme des Geldverkehrs nicht in der späten Phase des 4. Jahrhunderts, zur gleichen Zeit mit den befestigten Siedlungen (Keszthely, Ságvár, Hetény­puszta) gekommen, sondern zur Zeit der Tetrarchie. Das Aufkommen des Namens Herculia kann kaum als Zufall betrachtet werden und noch weniger unabhängig von den am Ort vorgenommenen bedeutenden stattlichen Aufbau­arbeiten oder als eine aus früheren Zeiten stammende Benennung. Anhand der archäologischen Beobachtungen gibt in erster Linie bezüglich der Rolle und den Zeitpunkt der Entstehung der an das Ende des 3. Jahrhunderts da­tierten, an dem wichtigen Straßenkreuzungspunkt ent­standenen neuen Siedlung gerade der sich darauf bezie­hende Name Herculia die genaue Zeitbestimmung. Über die Siedlung außerhalb des Zentrums ist in allen drei Perioden vorerst kaum etwas bekannt. Der Schwer­punkt der Ausgrabungen fiel verständlicherweise auf dieses Gebiet, das in allen drei Perioden der wichtigste Teil der Siedlung war. Die Ergebnisse der letzten Jahre haben nicht nur die Bedeutung des heiligen Bezirks ge­steigert, sondern auch die der äußeren, wesentlich größe­ren Teile. In der zweiten Periode muss neben dem sakra­len Zentrum auch mit einem - vorerst noch unbekannten - zivilen Zentrum gerechnet werden, das nördlich, östlich oder auch südlich vom heiligen Bezirk liegen kann. Die Oberflächenfunde und Luftaufnahmen informieren nur über die Ausdehnung des bewohnten, in der Antike be­nutzten Geländes, nicht aber darüber, wie groß dieses Gelände in den einzelnen Perioden war. Zweifellos unter­scheidet sich der neben den Militärlager entstandene vicus hinsichtlich seiner Maße durch nichts von den anderen im 1. Jahrhundert entstandenen ähnlichen vici auxiliares, wahrscheinlich nahm er nur einen Bruchteil der 150 bis 200 Hektar ein. Aufgrund der bescheideneren Maße des vicus kann man daraufschließen, dass er auf dem Gelände südlich des Lagers gesucht werden kann, von wo zur ersten Periode gehörende Häuser dörflichen Charakters zum Vorschein gekommen sind. Es scheint auf der Hand zu liegen, dass zu Beginn des 2. Jahrhunderts, zur Zeit der Entstehung des heiligen Bezirks, dieser vicus zum Kern der späteren Stadt (municipium) wurde und sich erst spä­ter in östliche und dann auch nördliche Richtung ausdehn­te. Für diese Annahme spricht auch die Straßenlinie Poe­tovio-Aquincum, die seit der Errichtung des heiligen Bezirks zwischen diesem und der Siedlung entlang führte. Die Siedlung allerdings bestand aus primitiven Hütten der einheimischen Bevölkerung. Aus dem Fundmaterial kann nicht darauf geschlossen werden, ob die eraviskische Bevölkerung bereits vor der Errichtung des Lagers hier lebte. Möglicherweise wurden die Familien von den sich neben dem Lager ergebenden Arbeitsmöglichkeiten ange­lockt. Die in die Erde vertieften armseligen Hütten be­standen bis zu den Markomannenkriegen. Diese konkrete Angabe kann bedeuten, dass das Stadtzentrum der zwei­ten Periode anderswo gesucht werden muss. Die zum Lager gehörende Zivilsiedlung konnte nördlich des Dor­fes der Einheimischen, östlich vom Lager oder von letzte­ren nördlich entstanden sein. Diese Annahmen kommen vorerst aufgrund unserer gegenwärtigen Kenntnisse auf, zu einem Zeitpunkt, zu dem über die Eigenheiten und den Nutzungszeitpunkt der großen Flächen östlich bzw. west­lich des heiligen Bezirks noch keine Angaben vorliegen. Die bekannten heiligen Bezirke des Kaiserkultes wurden immer neben Siedlungen errichtet, die den Rang einer Stadt erhalten hatten. Auch im Falle Gorsium haben wir keinen Grund etwas anderes anzunehmen. Und das um so weniger, weil Spuren einer großen Siedlung östlich und nördlich der area sacra bekannt sind. Aufgrund von O­berflächenfunden und von Münzen sind auch auf dem Gebiet östlich des heiligen Bezirks einige Häuser von Eingeborenen bekannt, deren Bestehen im 2. Jahrhundert allerdings nicht bestätigt werden kann. Die Chronologie der vom heiligen Bezirk nördlich liegenden Siedlung ist noch unbekannt. Von zwei Gesichtspunkten aus erscheint es wahrscheinlich, dass die Stadt in diesem Gebiet ent­standen ist. Der große frühe Friedhof Gorsiums gestaltete sich auf der vom nördlichen Stadtteil nach Osten erstre­ckenden Hügellinie heraus. Aber die von dem Gebiet nördlich des heiligen Bezirks angefertigten Luftaufnah­men zeigen nicht nur an, wo sich das Amphitheatrum befindet, sondern auch die dieses Gebiet durchschneiden­den Straßen und - in erster Linie im südöstlichem Teil ­großen Gebäude. Diese Phänomene lassen die Annahme 43

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