Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 26. 1989-1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1997)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Die goldene Schildrahmen von Sárvíz aus dem 5. Jarhundert und der Skirenkönig Edica. p. 83–132.

nämlich durch keinerlei strategisches Argument unter­mauert: Im Jahre 454 hätten die Hunnen, mit ihrem Zentrum östlich der Theiß, und die auf ihrer Seite kämpfenden (Wolfram 1979, 322) und damals noch außerhalb Pannnoniens lebenden Ostgoten keinen Grund gehabt, die Sarviz-Linie zu verteidigen. Dies führte mich zur Arbeitshypotese, wonach der Schildfund von Sárvíz in der Schlacht an der Bolia (469) ins Flußwasser gelangte und der Sárvíz mit dem in der Antike als Bolia bezeichneten Fluß gleichgesetzt werden kann. Wir wollen uns nun die Meinung der Geschichts­forschung über die geographische Lage der Bolia sowie zur Frage ansehen: was für ein Fluß konnte die Bolia anhand ihres antiken Namens sein, bzw. wo haben wir sie in Pannonién zu suchen? 5. Beurteilung der Stelle der Schlacht an der Boliainder Geschichtsfor s ch ung In der Beurteilung der geographischen Stelle der Schlacht an Fluß Bolia ("ad amnem Bolia in Pannoniis") (Jord., Get., 277) sind mehrere Ansichten bekannt: Die Vertreter der ersten Meinung akzeptieren die Ortsbestimmung "in Pannoniis" von Cassiodorus/­Jordanes und betrachten die Bolia als einen pannonischen Fluß unidentifizierbaren Namens (TIR 38; Bona 1971a, 277; Pohl 1979, 266). Andere, die die Ortsbetimmung "innerhalb Pannoniens" ebenfalls gelten lassen, halten mit einem nach Bolia gesetzten Fragezeichen die Namens­lesung für ungewiß (Schmidt 1941, 275; Várady 1969, 340). Die Vertreter der zweiten Meinung lehnen den Teil "in Pannoniis" der Ortsbestimmung ab und identifizieren demnach den Namen der Bolia mit dem des Flusses Ipoly/Eipel/ im Barbaricum (Bachmann 1980, 213; Alföldi 1942, 687; Bona 1972, 28: "Akzeptieren wir als Schauplatz der Schlacht das Ufer des Flusses Bolia, so könnte - aufgrund einer nicht völlig erwiesenen Identifizierung der Namen - auch die Eipelgegend in Betracht kommen, die Angreifer waren also abermals die Goten; Bona 1984, 292: "Laut gotischer Überlieferung drangen die Verbündeten in Pannonién ein. Dies dürfte jedoch die Beschönigung der tatsächlichen Lage sein, denn die Angreifer waren auch diesmal die Goten. Der unter seinem heutigen Namen unbekannte Fluß Bolia (Ipoly?)..."). Im Unterschied zu dieser Ansicht lehnen andere die Gleichsetzung von Bolia und Ipoly/EipeHpel ab (Schmidt 1941, 275, Anm. 5; Skrizinskaja 1960, 699. Anm; Lotter 1968, 275-276; Pohl 1979, 266). Der auf Kompromiß bedachte Vertreter der dritten. Meinung akzeptiert die Hypothese Bolia = Ipoly/­Eipel/Ipel, ebenso aber auch die These "in Pannoniis" und verlegt infolgedessen das Schlachtfeld nach Pannonién gegenüber der Eipelmündung (Wolframl979, 330-331). In Kenntnis der Standpunkte teile ich meinerseits die erste Meinung, denn a) entweder nehme ich Cassio­dorus/Jordanes ab, daß der Fluß Bolia in Pannonién ist (die Ausdehnung dieser Provinz von Vindobona/Wien bis Sirmium/Sremska Mitrovica war ihm wohlbekannt, vgl. Get. , 264), oder, falls ich nicht einmal das eine akzeptiere, daß die Bolia in Pannonién ist, warum sollte ich dann den Teil der Behauptung glauben, wonach die Schlacht neben einem Fluß solchen Namens stattgefunden haben soll. Falls Jordanes Mitte des 6.Jh. (Hachmann 1970, 17) in Italien die Geschichte zugunsten der Goten "korrigiert" hätte, (vgl. Bona 1972, 28; Bona 1984, 292), dann hätte er in Pannonién wahrscheinlich einen Fluß besser bekannten Namens gesucht oder suchen können. (Freilich konnte der Name der Boila in den Jahren 469 oder 551 noch durchaus geläufig gewesen sein!) In der Schlacht an der Boila ernteten die Goten einen glänzenden Sieg, Jordanes hatte also gar keinen Anlaß, den Ruhm der Goten durch Schönfärberei schützen zu müssen, wie im Falle der Schlacht am Nedao. Übrigens war es nach der siegreichen Schlacht ohnehin uninteressant, ob die Goten als Verteiger oder Angreifer antraten. Excursus: Zur Gleichsetzung derName n Bolia und Ipoly Die Gleichsetzung der Bolia mit der Eipl (Ipoly) wurde 1880 von. A. Bachmann angeregt ( 1880, 213). Wir wollen die Theorie von beiden Seiten prüfen: Der nur bei Jordanes erscheinende pannonische Flußname Bolia (Get., 277) ist laut Forschungen von E. H ö r i n g illyrischer Provenienz (1950, 110-111, 165), wie auch der ebenfalls nur von Jordanes bekannte (Get., 261) pannonische Flußname Nedao (Krähe 1955, 92-93, 100). Bolia ist also ein antiker Flußname, stammt nicht von den in Pannonién ansässigen Germanen oder den Goten. An der anderen Seite der Bachmann'schen Identifizierung steht der Name Ipoly/Eipel/Ipel, dessen Herkunft die Sprachwissenschaft als indo-europäische definierte (vgl. L. Kiss 1978, 261). Da im Verwandten-kreis weder des Namens Bolia illyrischer Herkunft, noch des Namens Ipoly indo-europäischer Herkunft (Höring 1950, 110-111, 165; bzw. L. Kiss 1978, 261) eine Namensform vorkommt, die die Möglichkeit der Gleichheit der beiden Worte aufwerfen oder gestatten würde, müssen wir Bachmann Namensidentifizierung aus 1880 - aus sprach­wissenschaftlichen Gründen - als unbestätigte Theorie außer acht lassen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß die Bolia in Pannonién, die Eipel jedoch außerhalb Pannoniens, im Barbaricum, fließt, eine sprachliche Gleichsetzunng ist also schon wegen der geographischen Stelle der beiden Flüsse nicht möglich. 118

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