Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 26. 1989-1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1997)
Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Die goldene Schildrahmen von Sárvíz aus dem 5. Jarhundert und der Skirenkönig Edica. p. 83–132.
2c. Kann der Fund ein Schatzdepot sein? Aus dem Gebiet oder der unmittelbaren Nachbarschaft des Karpatenbeckens sind uns mehrere bedeutende Depotfunde bekannt: Bína (Kis- und Nagybény) - Münzfund bestehend aus 108 Solidi (Kolnikov 1968); Doln, Semerovce (Alsószemeréd) - zwei Helme des Baldenheim-Typs (Eisner 1940, 1946); Hódmezővásárhely-Szikáncs-Münzfund aus 1439 solidus (Sey 1976); Nővé Zámky (Érsekújvár) - Münzfund aus 131 Kupfermünzen (Kerényi 1945-46); Pietroasa-Schüssel, Krug, Patera achtund zwölfeckige Schale, Kragen, Torques, kleine, mittelgroße und große Fiebeln aus Gold (Odobesco 18891900; Harhoiul977); Someseni (Szamosfalva) - goldene Frauenjuwelen (Horedt - Protase 1970); Szilágysomlyó I und II - Medaillen, Halskete, Fibeln, Eidring, Schalen aus Gold (Hampel 1905, II, 15-30; III, 14-31; Fettich 1932; Tauteni (Bihartóti) - zwei Silberkrüge (Dumitrascu 1973). Auch die - ohne Anspruch auf Vollständigkeit erfolgte - Aufzählung dieser Schatzfiinde zeigt uns, daß wir mit der Möglichkeit eines Schatzfundes im Falle eines Goldfundes aus dem 5. Jh. in erhöhten Maße zu rechnen haben (vgl. Kiss 1986), doch in unserem Falle werden die Chancen eines Depots durch die Fundumstände (Herausfischen aus dem Wasser/Sumpf) auf ein Minimum reduziert. 2d. Kann der Fund eine Opfergabe sein? In Kenntnis der nördlichen, zeitgenössischen Opferfunde (Geisslinger 1967) kann man die Möglichkeit schon aufwerfen, wahrscheinlich machen kann man sie aber deshalb nicht, weil a) in ganz Mitteleuropa, so auch im Karpatenbecken solche Funde fehlen (Geisslinger 1967 136); un-wahrscheinlich also, daß gerade der Fund von Sárvíz die erste und einzige Opfergabe dieses Gebietes wäre, obendrein ist selbst in den klassischen Regionen der Opfergaben eine auffallende Seltenheit der Schildfunde bezeichnend (Geisslinger 1967, 58), b) zu jener Zeit waren die Ost-goten bereits Arianer und so wäre diese heidnische Sitte - allenfalls auf der Ebene der königlichen Familie - höchst unwahrscheinlich. Gegen den 'Opfer'Charakter des Fundes spricht auch, daß auf dem in Münster zwischen dem 3. und 6. Oktober 1983 veranstalteten Opfer-Kolloquium (Frühmittelalterliche Studien, XVIII, 1984, 1-581) das Karpatenbecken, als ein Gebiet gar nicht behandelt wurde, für welches diese Sitte im Frühmittelalter charakteristisch gewesen wäre. Die Hypothesen darüber, ob der Fund von Sárvíz ostgotisch, ein Grabfund, ein Schatzdepot bzw. eine Opfergabe war, müssen wir also mit einem negativen Ergebnis abschließen. Wenn aber all diese Möglichkeiten ausgeschlossen sind: was kann der Fund tatsächlich sein? Nach dem Abgang der Ostgoten ließen sich in Valeria die Sueben nieder (Bona 1971a, 226-231; Kiss 1981b, 175178), doch sprechen auch gegen den Zusammenhang zwischen ihnen und dem Fund von Sárvíz mehrere Argumente: a) aufgrund des Obengesagten kann der Fund nicht aus einem Grab, also auch aus keinem suebischen Grab stammen, da er aus einem Sumpf, einem ehemaligen Flußbett zum Vorschein kam, b) wegen der Fundumstände kann er auch kein Schatzdepot sein, c) auch aus chronologischen Gründen (vgl. Datierung: 3. Viertel des 5.Jh.) sind einer Verknüpfung mit den Sueben nicht viel Chancen einzuräumen, ebensowenig wie der Vermutung, wonach sich der Suebenkönig aus der mutmaßlichen, aber unbewiesenen oströmischen Unterstützung einen derartigen Luxus hätte leisten können wie ihn der Fund von Sárvíz andeute. 3. Was kann der Fund von S ár víz sein? Nach Ausschließung der früheren Möglichkeiten wollen wir bei der Fragestellung von der zunächstliegenden Feststellung ausgehen, wonach der Fund von Sárvíz das Bruchstück eines Schildrahmens, d.h. Teil einer prunkvollen Waffe war, und Waffen schon immer hauptsächlich für Kriegzswecke hergeteilt wurden. Diese Feststellung gilt auch für solche königliche Waffen, die derart dekoriert waren, daß ihrer Funktion auch viel einfachere Waffen entsprochen hätten, doch die königliche Rüstung hatte nicht nur eine rein funktionelle, sondern auch eine repräsentative Aufgabe und galt jederzeit auch als Prestigeträger. Der Schild von Sárvíz war von "königlichem" Wert fürwahr. Aufgrund unseres heutigen, rationellen Denkens scheint es höchst unwahrscheinlich, daß sich selbst ein König mit so kostbaren Waffen in die Schlacht begeben hätte. Bedenken wir aber, daß a). mit den an Attila entrichteten Steuern in den 430-440er Jahren horrende Goldmengen ins Karpatenbecken kamen (MaenchenHelfen 1973, 180; Bona 1984, 268-271), von der erbeuteten Mengen und den Lösegeldern für Kriegsgefangene ganz abgesehen, b) aus diesen Beträgen vor 453 auch Attilas "logades" - Schicht in erheblichem Maße profitierte (vgl. Priskos, frg. 8), c) die Sieger des Aufstandes gegen die Hunnen, die Anführer der Gepidenliga, diese hunnische Schatzkammer wahrscheinlich in Besitz nahmen und daraus die Wertsachen in die Schatzkammern der einzelnen Königreiche des Karpatenbeckens (Gépiden, Sueben, Skiren, Sarmaten) gelangten, und falls wir auch die wenigen Angaben über den Inhalt der germanischen königlichen Schatzkammern beachten (Claude 1973, 8-14), dann werden unsere Zweifel allerdings nachlassen. Und hier noch ein nicht belangloser Aspekt: Im Frühmittelalter konnten die germanischen Könige in den Kriegen nicht nur ihre Rüstung verlieren, sondern den damaligen bekannten Beispielen zufolge (Get., 209, 214-215: Theodericus, König der Westgoten; Get., 275-276: Valamer, König der Ostgoten; Get., 282: 114