Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 26. 1989-1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1997)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Die goldene Schildrahmen von Sárvíz aus dem 5. Jarhundert und der Skirenkönig Edica. p. 83–132.

von 17 (also im Durchschnitt von 15) Kriegsgefangenen! Aufgrund dessen können wir annehmen, daß der Besitzer des Schildes von Sárvíz allemal königlichen Rangs (König oder Thronfolger) sein konnte. Dieselbe Hypothese wird auch von einer schriftlichen Angabe untermauert, die allerdings 100 Jahre jünger ist als der Schildrahmen von Sárvíz. Doch glaube ich, daß ebenso wie der Schildtyp dreihundert Jahre hindurch mit geringen Form Veränderungen auf den Darstellungen erscheint, auch die frühmittelalterlichen Erscheinungen von Wirtschaft/Siedlung/ProduktionABrauchtum in der germanischen Welt über lange Zeiten ziemlich konstant waren. Und so scheint es nicht abwegig, trotz gewisser zeitlicher Differenzen sie als Analogien heranzuziehen. Hier nun die Beschreibung (HF IX,28) von St. Gregor von Tours: (Im Jahre 589) "Brunehildis quoque regina missit ex auro ac gemmis mirae magnitudinis clepeum ipsumque cum duobus pateris ligneis, quas vulgo bacchinon voocant, eisdem similiter ex gemmis febricatis ei auro in Hispánia regi mittit"__ - "Königin Brunechilde ließ einen Schild von wunderbarer Größe aus Gold und Edelsteinen machen und sandte ihn mit zwei hölzernen Schalen, die man im Volk Becken zu nennen pflegt und die gleicher Weise mit Gold und Edelsteinen verziert waren, dem König nach Spanien", wo damals der westgotische König Reccared I. (586-601) herrschte. Dieser Schild vom Ende des 6.Jh. ist freilich nicht erhalten geblieben, seine Beschreibung könnte aber ebensogut auf den Schild von Sárvíz passen. Zudem beweist diese Angabe eindeutig, daß der vergoldete, mit Edelsteinen besetzte Schild für ein angemessenes königliches Geschenk galt - sozusagen von Herrscher zu Herrscher! 2. Die Einmaligkeit des Schildrahmens Aufgrund des gemeinsamen Vorhandenseins der Funde aus der Merowingerzeit in einem Grabfund vermochte die Forschung (Christlein 1973) dei "Hierarchie der Gräber", einerseits, und - aus der Hierarchie der Gräber - die Hierarchie der Gesselschaft, andrerseits, zu rekon­struieren. Die einschlägigen Forschungen wurden von H. Steuer zusammengefaßt (Steuer 1982). Daraus konnte festgestellt werden, daß aus den - an der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie stehenden und auch mit schriftlichen Quellen nachgewiesenen germanischen Königsgräbern (z.B. Childerich: Tournai +482; Raedwald: Sutton Hoo +625) solche Funde stammen, die im z.Zt. bekannten archäologischen Fundgut entweder ganz einmalig sind (z.B. Szepter: Raedwald/Sutton Hoo) oder nur in minimaler Stückzahl vorkommen (z.B. durchbrochene Patrizierfiebeln mit Zwiebelkopf: Childerich/Tournai, oder goldene Armbänder: Childerich/Tournai). Aufgrund dieser höchst seltenen, gewöhnlich goldenen Funde werden auch jene Gräber als königlich bezeichnet, von deren Toten keines schriftlichen Quellen erhalten geblieben sind, z.B. Omharus/Apahida I, oder Heva/Pouan ­goldene Armbänder bzw. Patrizierfibel. Anhand des Grabes von Kuvrat (+ um 650) in Malája Perescepina (Bobrinskoj 1914; Werner 1984) ist mit einiger Wahrscheinlichkeit anzu-nehmen, daß auch die in schriftlichen Quellen nicht genannten Toten der Gräber von Kunszent-miklós - Bábony bzw. Bocsa könig­licher/khaganischer Abstammung waren - vom Goldwert der Grabfunde einmal abgsehen (vgl. Krug, Schale, Trinkhorn, Schnalle aus Gold). Aus unserer Zusam-menstellung (Fundliste 1) ist allenfalls festzustellen, daß jene Gegenstände - im europäisch­frühmittelalterlichen Sinn - als "königlich" gelten, deren Zahl, nach den gegennwärtigen Stand der Forschungen, unter 10 bleibt. Daraus läßt sich jedenfalls folgender Schluß ziehen: Wenn irgendwo ein bedeutender Goldgegenstand zum Vorschein kommt, der hinsichtlich des ge-sellschaftlichen Ranges durch kein Fun­densemble/Grabfund gekennzeichnet ist, läßt sich die Stelle dieses Gegenstandes in der gesellschaftlichen Hierarchie letztendlich auch so feststellen, daß man untersucht, wie viele, nahezu gleichwertige Analogien dieses Goldfundes bekannt sind; gibt es gar keine oder nur sehr wenige, dann ist mit Bestimmtheit festzustellen, daß es sich um ein "königliches" Objekt handelt. Ein solcher außerge-wöhnlicher Fund ist auch das Fragment des Schildrahmens von Sárvíz, denn meines Wissens ist im Europa des 5.Jh. bislang - selbst in bescheidenerer Ausführung - kein einziger Schildfund mit Metallrahmen entdeckt worden. Das mag mehrere Ursachen haben: 1. Es war nicht üblich, Waffen ins Grab zu legen (z.B. bei Ostgoten: Werner 1956b, 227; Bierbrauer 1975, 68­69), 2. Es war auch nicht üblich - auf königlicher Ebene ­, die Schilde zu begraben (vgl. Grab von Childerich in Tournai: Chiflet 1655; Böhner 1980; Grab von Omharus in Apahida: Finály 1889; Hampel 1894, 37-41; Hampel 1905, II, 39-42, 53-54, 698, III, 32-36, 45, 1; Fettich 1953, 145-147; Kiss 1987, 199 bzw. Tabelle 2; Grab von Heva in Pouan: Salin-France-Lanord 1956). Diese Erscheinung ist vielleicht damit zu erklären, daß der Schild, als Bestandteil der königlichen Insignien, vom Erben der Macht geerbt wurde (?). 3.Beziehung der frühmittelalterlichen germanischen Könige zum Schild Neben seinem Gebrauch in der ursprünliche Funktion war der Schild im frühmittelalterlichen Europa in zwei Formen mit den Königen bzw. der Institution des Königtums verknüpft: 108

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