Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. A Szent István Király Múzeum Évkönyve. 26. 1989-1992 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1997)
Tanulmányok – Abhandlungen - Kiss Attila: Die goldene Schildrahmen von Sárvíz aus dem 5. Jarhundert und der Skirenkönig Edica. p. 83–132.
(d) Die Datierung des Fundes von Ravenna kann man von zwei Seiten versuchen: von der Seite der allgemeinen archäologischen Beobachtung und von typologischer Seite. Laut allgemeiner archäologischen Beobachtung sind in den Gräbern der Ostgoten niemals Waffen bzw. Beschläge eines Pferdegeschirrs zu finden, welches als Teil der Rüstung anzusehen wäre (Werner 1956b, 227; Bierbrauer 1975, 68-69). Der Fund mußte also auf jeden Fall noch vor 488/491 begraben worden sein und nicht erst in der darauffolgenden ostgotischen Ära des Theoderich ! Aufgrund typologischer Überlegungen stellte V. Bierbrauer 1973 fest, daß die Funde von Domagnano- Testona-Ravenna eine aus einfachen geometrischen Elementen bestehende Fundgruppe bilden (Bierbrauer 1973, 522, Tab. 1), der sich in der Donauregion der Fund von Stara Palanka-Sapaja hält Z. V i n s к i für den Teil eines Schwertes, welcher zwischen 471 und 488 hergestellt und um 488 begraben werden konnte (1964, 177, Böhner 1987, 435, 443: 453-488 n. Chr.). Die Zellen der Gruppe Domagnano-Testone-Ravenna sind von viel einfacherer Struktur als die der Gruppe Acquasanta-Desana. Die Zellen der letzteren scheinen von etwas späteren Datums zu sein und tauchen der Form nach in der Dekoration der Funde sowohl von Apahida I (Hampel 1905, II, 39-43, III, 32-36; Fettich 1953, 145-147, Taf. XXI-XXV) und Apahida II (HoredtProtase 1972) wie auch des Childereich-Grabes (Chiflet 1655; Böhner 1980) auf. Die Grupe Domagnano-TestonaRavenna scheint also etwas früheren Datums zu sein als die Gruppe Desana-Acquasanta. Da bereits die Möglichkeit auftauchte, daß ein Teil des für ostgotisch gehaltenen italischen Fundgutes (Bierbrauer 1975) auch Denkmäler aus der Odoacer-Periode (476-488)491) enthält (Kiss 1979, 330, Anm. 4; Kiss 1983, 127), scheint auch die Datierbarkeit der Gruppe Domagnano-Testona-Ravenna von der Zeit zwischen 476 und 488/491 wahrscheinlich zu sein. Zugleich kann diese zeitliche Differenz nicht signifikant sein (in absoluten Zahlen sind hier die Jahre in der Tat verschwindend wenig, den es handelt sich ja nur um 1-2 Jahrzehnte!), denn die Verzierung eines bogenförmigen Bandes des Fundes von Ravenna (Bierbrauer 1973 Taf. 40,5 = Bierbrauer 1975, Taf. 30,7 - De Linas 1887, PI. XIII,2) - Reihe von Quadraten, umrahmt von granulierten Perlenreihen erscheint in analoger, doch einfacherer Ausführung am Rücken des Beschlages einer Schwertscheide sowohl im Fund von Pouan (Salin-France-Lanord 1956, flg. 5) als auch im Childerich-Grab (Böhner 1980, Taf. 30,lf+2d). Zusammenfassend besteht also die Wahrscheinlichkeit, den Fund von Ravenna aus der italischen OdoacerPeriode (476-488/491 datieren zu dürfen. Wie bereits erwähnt, steht der Fund von Sárvíz in der typologischen Reihe zwischen den Funden von Bakodpuszta und Pouan, einerseits, und dem Fund von Ravenna, anderseits. Da die Begrabung der in der Reihe vorausgehenden bzw. nachfolgenden Funde auf die ersten drei Jahrzehnte der 2.Hälfte des 5.Jh., d.h. auf die Jahre von 450 bis 475/482 anzusetzen ist, kann auch der Fund von Sárvíz vom selben Zeitraum datiert werden. D. Herstellungsort des Schildes In den historischen Zeitaltern steht die mögliche Korrelation zwischen dem Herstellungs- und Begrabungsort eines Gegenstandes im umgekehrten Verhältnis zu dessen Wert, das heißt, die alltäglichen, massenweise gefertigten, billigen Gebrauchsgegenstände werden größtenteils "an Ort und Stelle", nämlich im selben Umkreis hergestellt und - in dem für Archäologen günstigen Fall - in die Erde gebracht. Mit zunehmendem Wert der Gegenstände nimmt auch die Chance zu, daß sie in weit entfernte Gegenden gelangen und dementsprechen weit vom Herstellungsort begraben werden. Die sehr kostbaren, reich geschmückten Wertsachen, zu ihrer Zeit nur im Besitz von wenigen Privilegierten, gelangten oft sehr weit von ihrem Herstellungsort in die Erde, denn mit diesen konnte ja ein ertragreicher Handel getrieben werden, diese wurden mit Vorliebe erbeutet oder anläßlich diplomatischer Missionen verschenkt. So können wir auch im Falle unseres Schildes oder Schildrahmens eine Werkstatt außerhalb Pannoniens oder gar des Karpatenbeckens vermuten. Die zur Herstellung des Schildrahmens von Sárvíz erforderliche Goldschmiedearbeit verlangte keine besonderen Fachkenntnisse und konnte im Prinzip ebensogut in germanischem Milieu wie in einer spätrömischen Werkstatt Pannoniens oder in irgendeiner anderen Provinz des Römischen Reiches verrichtet werden. Der Kompositionskreis jedoch, dem unser Fund in typologischer Hinsicht angehört (Kiew-Bakodpuszta-Pouan-Ravenna), läßt dennoch eher auf eine barbarische Umwelt, auf eine barbarische Werkstatt schließen, ebenso wie die Praxis der sekundären, barbarischen Zerstückelung ovaler Steine. Trotz der relativ breiten Zerstreuung dieses Kompositionskreises besteht also doch die Möglichkeit, den Herstellungsort in der Donauregion, namentlich im Karpatenbecken, bzw. aufgrund von Traditionen des Karpatenbeckens auch außerhalb desselben (z.B. in Italien) zu suchen. Im Falle des Fundes von Sárvíz scheint natürlich der lokale Standort, d.h. eine Werkstatt innerhalb des Karpatenbeckens, wahrscheinlich zu sein. Als nächster Schritt ist zu prüfen, a) woher das zum Schildrahmen verwendete Gold stammt/stammen kann, und b) woher der benützte Granat? 1.Das Gold des Schildrahmens. Aufgrund geschichtlicher Angaben aus dem 5.Jh. ist uns bekannt, daß in den 430-440er Jahren immense 95