Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 24. 1986-1988 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1990)

Szemle – Rundschau - Kiss Attila: Über einige chronologischen, siedlungsgeschichtlichen und geschichtlichen Fragen des 10–11. Jahrhunderts. p. 197–209.

niemals durchgeführt, wie dies auch I . Bona festgestellt hat (1984b, 290), weil ich „als in einem felsenfesten Fundament" (ibid.) an der Datierung von cca. 960/970 des Modewechsels von den glatten/offenen Zopfringen zu den s-förmigen Haarrin­gen glaubte, wiewohl dies laut Bona „.. .nie von irgendwelchen konkreten historischen, archäologisch-chronologischen, strati­graphischen Daten untermauert" wurde (ibid.). Ich kann nicht wissen, welche historische Daten Bona zur Bestätigung dieser Hypothese erwartet. Aufgrund indirekter archäologischer Angaben ist aber die Datierung von cca. 960/970 dennoch als allgemein akzeptiert anzusehen (Kralo­vánszky 1956, 212; Kralovánszky 1959, 345; Szőke 1959 42; SZŐKE 1962 87; Mesterházy 1964, 103; Krumphanzlová 1974, Abb. 1; Bálint 1976a, 123; BAKAY 1978 152; Szabó 1980, 69; Giesler 1981, Taf. 53; Fodor 1985a, 32-33; Kovács 1985, 184). Dieses, von Bona beanstandete, Datum ist für die Siedlungsge­schichte nicht nur von Majs sondern auch des gesamten Karpa­tenbeckens von wesentlicher Bedeutung und so wäre es richtig, die Frage etwas eingehender zu behandeln. Im Werk von Cs. Bálint, erschienen 1976, wurden nämlich ähnliche Zweifel in bezug auf den gleichen Beginn der Bjelo Brdo Kultur geäußert (Bálint 1976a 243, 253). (2) Im Zusammenhang mit dem Erscheinen der S-förmigen Haarringe weist hingegen L. Kovács darauf hin, daß sie - wären sie tatsächlich vor 970 erschienen - in den mit westeuro­päischen, arabischen und byzantinischen Münzen des 10. Jh. datierten Frauen- und Mädchengräbern des Karpatenbeckens massenhaft vorkämen, anstatt der de facto dort gefundenen offenen/glatten Haarringe (1980). Zu Beginn des Jahres 1986, schreibt Kovács im seiner Monographie (KOVÁCS 1989a), waren im Karpatenbecken 95 authentische, münzdatierte Grä­ber aus dem 10. Jh. bekannt. Davon waren in 52 Gräbern Männer bestattet (39 mit und 13 ohne Waffen), in 18 Fällen waren auch glatte/offene Haarringe beigelegt. Da es sich aber um Modeartikel handelt, scheinen die Frauen- und Mädchen­gräber eher den Ausschlag zu geben. In 11 der insgesamt 43 Gräber (17 von Frauen, 26 von Mädchen) war auch ein münzda­tierter offener Haarring, und nur in 2 Gräbern (Szob-Kiserdő, Grab 60, und Cakajovce [Csekej], Grab 357) kam auch der S-förmige Haarring vor (Kovács 1984, 274-275, Anm. 22). Die S-förmige Haarringe des Grabes 60 von Szob-Kiserdő (post quem 948) gehören schon in den Bereich der klassischen Datierung (60er-70er Jahre des 10. Jh.). Das gemeinsame Vor­kommen der offenen/glatten Haarringe und des Typs mit S-förmigem Ende im Grab 357 von Cakajovce [Csekej] (post quem 923) spiegelt eine Periode des Modewechsels wider, da die beiden Schmucktypen gleichlaufend in Gebrauch waren: der eine im Verschwinden, der andere im Erscheinen begriffen. Bei der Datierung des Grabes können gerade die Untersuchungen von L. Kovács beachtet werden (Kovács 1985, 180), wo­(2) Im Gräberfeld von Prsa [Perse] - Bérez wird die Bjelo Brdo-Kultur von den Funden der unpublizierten 54 Gräbern repräsentiert, die A. Tocik vom 10.-12. Jh. datierte (Tocik-Drenko 1950, Tocik 1963 Abb. 2; Münzen aus dem 11. Jh.: Kolniková 1967 194). Da das Gräberfeld nicht publiziert wurde, ist der Zeitpunkt seiner Eröffnung für uns unbestimmbar. Eine Verknüpfung des am selben Fundort befindlichen awarenzeitlichen Gräberfeldes (Tocik 1963) mit dem Gräberfeld vom 11. Jh., wie sie aufgrund der Gräberfeld-Karte Cs. Bálint vermutet (1976a, 243; „es scheint, daß wir in diesem Falle sehr wahrscheinlich den Fortbestand der awarenzeitlichen Population im 11. Jh. ertappt haben"), ist von awarischer Seite nicht zu bestäti­gen, denn selbst die spätesten/jüngsten Funde der awarenzeitlichen Gräber sind nicht späteren Datums als max. Anfang des 9. Jh. Im Falle von Gräberfeldern von zwei, zeitlich aufeinanderfolgenden Po­pulationen an ein und demselben Fundort kann die mutmaßliche Kontinuität/Akontinuität nur aufgrund viel komplexerer Untersu­chungen ausgesprochen bzw. in Abrede gestellt werden (vgl. : ähnliche Diskussion um das Gräberfeld von Várpalota: MARTIN 1976, 194-199). In Perse spricht jedenfalls für die Akontinuität zwischen den gleich orientierten - Bálint 1976a, 243 - Gräbern der Spätawaren­zeit und der Bjelo Brdo-Kultur z. B. auch der Umstand, daß die durchschnittliche Tiefe der 61 awarenzeitlichen Gräber - Tocik 1963 - 146 cm, der Gräber der Bjelo Brdo-Kultur jedoch nur 25-40(!) cm betrug (Tocik-Drenko 1950, 174). nach es zwischen der Prägung und der Begrabung von Münzen des 10. Jh. - aufgrund der zu verschiedenen Zeiten geprägten Münzen desselben Grabes - nicht selten Unterschiede von meh­reren Jahrzehnten gibt. Aufgrund dessen datiere ich die Eröffnung des Gräberfeldes von Majs nach wie vor - aufgrund der allgemein akzeptierten Chronologie - von den Jahren 960/970, solange I. Bona diese Datierung durch eine, auch mit einer entsprechenden Men­ge wissenschaftlicher Daten untermauerten Beweisführung nicht widerlegt. „Schwerer ist die Folge der präfabrizierten absoluten Chrono­logie von Majs" - fährt I. Bona fort, da ich meine Schluß­folgerungen auch auf die übrigen Fundorte des Komitats Bara­nya (Dunaszekcső ausgenommen) erstreckt hätte, „...auf sämt­liche Gemeinvolk-Gräberfelder. .. Also auch auf die unerschlos­senen. Damit lohnt es sich nicht mehr zu polemisieren." (Bona 1984b, 290-291). Wie wahr! - was den letzten Satz betrifft, doch wollen wir das Zitat fortsetzen: „... da er in der Siedlungsge­schichte eines zum Anbau geeigneten mächtigen Gebietes eine fast anderthalb Jahrzehnte [sie!] lang anhaltende Lücke vor­aussetzt, deren Hälfte" - 60-70 Jahre - „auf die Zeit nach der ungarischen Landnahme fällt" {Ibid., 291). Eine derartige Lücke könne es aber in diesem Gebiet - laut Bona - nicht geben, denn der Name von Pécs sei in einer oder der anderen Quelle bereits zwischen 860 und 870 erwähnt worden und in dem Gebiet seien zwei Schwerter zum Vorschein gekommen, die er für karolin­gisch hält {Ibid., 291). Es sind dies die beiden Schwerter aus Pecs-Magyarürög, bzw. aus der Gegend von Szigetvár, doch zählt er auch das von mir gar nicht erwähnte Schwert mit vergoldeter Griffverzierung hinzu, welches ohne nähere Bezeich­nung des Fundortes ("aus dem Komitat Baranya") in der Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums aufbewahrt ist {Ibid., 291, Anm. 13). Würde mir I. Bona nicht einen derart offenkundigen Druckfehler vorwerfen wie den verschriebenen Namen von H. Preidel (Bona 1984b, 286), könnte auch ich mir die Bemerkung ersparen, daß zwischen den spätesten awarenzeitli­chen Funden des Komitats Baranya und der durch massenhaft erscheinenden S-förmigen Haarringen datierten Periode (so da­tiert von allen anderen Archäologen außer Bona!) nicht „fast anderthalb Jahrzehnte" (wie er offenbar versehentlich geschrie­ben hat), sondern fast anderthalb Jahrhunderte vergangen sind. .. Wie er sich aber vorstellt, diesen Zeitraum von fast 150 Jahren - auf das ganze Komitat Baranya erstreckt - mit zwei schriftlichen Daten (GYŐRFFY 1966, 356-362), die sich auf den gleichen Ort (Pécs) beziehen und aus dem Gebiet dieser, z. Zt. 175 000 Einwohner zählenden Stadt keinerlei archäologische Angaben aufweisen, sowie mit zwei schwerlich datierbaren Ein­zelschwertern auszufüllen, kann ich nicht ganz verstehen. Bei der Datierung der Schwerter von Pécs-Magyarürög und Die im Schnitt 60 cm tiefen, reichhaltigeren „altmagyarischen" Gräber von Prsa [Perse] - Bérez (Grab 42, 43, 100, 101, 103: Tocik 1963, Abb. 2; Took 1968, 38-^0, Taf. 27-29) werden von Bjelo Brdo-Gräbern - allerdings mit etwas abweichender Orientierung! ­tatsächlich umgeben (Tocik 1963, Abb. 2; z. B. das Grab 41 mit Andreas-Münze [1046-1061] und das Grab 9 mit St. Ladislaus-Münze [1077-1095] [Kolniková 1967, 194] liegen in Richtung W-0 an der westlichen bzw. östlichen Seite der „altmagyarischen" Gräber). Zwi­schen den von Mitte des 10. Jh. datierbaren ungarischen Gräbern (Bálint 1976a, 243) und dem Gräberfeld vom 10.-12. Jh. kann es also eine gewisse Verbindung bzw. Kontinuität geben, die aber bis zur Veröffentlichung des Gräberfeldes vom 10.-12. Jh. nur mit Wahr­scheinlichkeit angenommen, jedoch nicht bewiesen werden kann ! Meines Erachtens untermauern die „altmagyarischen" Gräber von Prsa [Perse]-Bercz weder durch ihr Fundgut (vgl.: Giesler 1981, 92-93, 116), noch durch ihre chronologische (Mitte des 10. Jh.) (Bá­lint 1976a 243) die Vermutung von Cs. Bálint, namentlich die Datie­rung des Beginnes der Bjelo Brdo-Kultur auf die Zeit vor Mitte des 10. Jh. (Bálint 1976a, 243) bzw. „auf die Anfange (und nicht auf die Mitte oder das zweite Drittel) des 10. Jh." (Bálint 1976a, 253). („Am ehesten möchte man die Gräber 76 und 101 von Prsa in eine Über­gangsphase zwischen das altmagyarische Milieu und die Bijelo Brdo­Kultur stellen.": Giesler 1981, 93). 203

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