Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 24. 1986-1988 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1990)

Szemle – Rundschau - Kiss Attila: Über einige chronologischen, siedlungsgeschichtlichen und geschichtlichen Fragen des 10–11. Jahrhunderts. p. 197–209.

aus der Gegend von Szigetvár habe ich mir tatsächlich einen Fehlgriff geleistet. Im ersteren Fall war die Datierung falsch, trotz richtiger Typologisierung ("Typ H") - aufgrund der Schwerttypen „H" aus authentischen Gräbern des Karpaten­beckens (Hajdúdorog-Temetőhegy, Grab 1: BAKAY 1965 8-9, Abb. 8; Székesfehérvár-Sárkeresztúri út, Grab 5: Bakay 1967, 134-135, Taf. V). Laut Untersuchungen von L. Kovács und Z. Vinski ist dieses Schwert eine „frühkarolingische" fränkische Arbeit der 2. Hälfte des 8. Jh. (Vinski) bzw. aus dem 9. Jh. (Kovács) und wurde in der 1. Hälfte des 9. Jh. begraben. Im Falle des Schwertes aus der Gegend von Szigetvár habe ich mich sowohl in der Typologie wie auch in der Datie­rung geirrt: Ebenfalls laut L. Kovács und Z. Vinski handelt es sich hier um einen Fund (Sondertyp 1), hergestellt/ geschmiedet in der 2. Hälfte des 8. Jh. und begraben in der 1. Hälfte des 9. Jh. (Kovács 1981,77,84-85; cit: Kovács 1984,277, Anm. 30; Vinski 1983, 474, Anm. 58; Kovács 1984, 277, Anm. 30; Vinski 1985, 113-114). I. Bona brachte hingegen die Angaben von Kovács und Vinski durcheinander, mit dem Ergebnis, daß beide Schwerter typologisch falsch eingestuft wurden, indem er sowohl „das Schwert Sondertyp 1 von Pécs­Magyarürög" wie auch „... das Schwert H von Szigetvár" als „typische Produkte aus dem 9. Jh." bezeichnete (Bona 1984b, 291). Um nochmals von den siedlungsgeschichtlichen Fragen 1 des Komitats Baranya aus dem 9. Jh. zu sprechen, sei immerhin , festgehalten, daß derartige Streufunde ohne Fundzusammen­hänge im Gegensatz zur Meinung von I. Bona gar wenig dazu geeignet sind, siedlungsgeschichtliche Fragen des 9. Jh. zu losen. .. Betrachtet man die sich auf das 2.-3. Drittel des 9. Jh. bezie­hende Angabe (Pécs) sowie die Angaben der auf das 1 -2. Drittel des 10. Jh. hinweisenden beiden Fundorte an der Donau (Du­naszekcső und Mohács), stellt sich unweigerlich die Frage: Kann und darf man ein Gebiet von der Größe eines ganzen Komitats auf einen Zeitraum von 130-140 Jahren bezogen als bevölkert ansehen (wie dies I. Bona tut)? Nachdem hier ­laut Zeugnis der von 1902 bis 1971 bekannt gewordenen 40 Fundorte - die ungarische, deutsche und südslawische Bevölke­rung selbst einzelne, in Gräbern gefundene S-förmige Haarringe den Museen anzeigte, sehe ich keine Wahrscheinlichkeit dafür, daß gerade vom Fundgut der „klassischen" ungarischen Grä­berfelder aus der Periode 900-960/970, von den viel augenfälli­geren landnahmezeitlichen Funden niemand Kenntnis gehabt hätte, so wie auch die Fundorte Dunaszekcsö oder Mohács­Téglagyár bekannt geworden sind. (Auf die Möglichkeit einer früheren Eröffnung des letzteren Gräberfeldes machte L. Ko­vács, 1984 278, Anm. 33, aufmerksam.) Die Flur, Namengeber des landnahmezeitlichen Fundortes Dunaszekcsö-Tüskehegy, konnten selbst die Ortsnamensammler nicht finden (PESTI 1982, II, 232). Laut L. Kovács sind „Gegenstände von landnah­mezeitlichem Charakter - mit Ausnahme der obengenannten Funde von Dunaszekcsö - im Komitat nicht einmal als Streu­funde zum Vorschein gekommen..." (1984, 277). Auch finde ich für unwahrscheinlich, daß - sofern die Gräber­felder von Baranya tatsächlich schon 900 oder um diese Zeit eröffnet worden wären - durch Zufall immer nur die spätere Hälfte dieser Gräberfelder aus der Periode 960/70-1100 oder Teile der erst im 11. Jh. eröffneten Gräberfelder zum Vorschein kommen sollten. Während ich mit L. Kovács durchaus einverstanden bin, daß der Zeitraum von 970 bis 1100 zweimal so lang ist wie der von 900 bis 970, (Kovács 1984 279), sind dennoch die 38-40 Fundorte der späteren Periode unverhältnis­mäßig mehr als die zwei Fundorte der früheren, nicht zu spre­chen von der Tatsache, daß die beiden letzteren am Ostrand des Komitats, an der Donau liegen. Wie ich in einer anderen Arbeit bereits ausführlich belegt habe (Kiss 1985), hat das siedlungsgeschichtliche Vacuum des Komi­tats Baranya im 2.-3. Drittel des 10. Jh. keine forschungsge­schichtliche Ursachen („Forschungslücke"), sondern allgemein historische Gründe, die nicht nur für dieses Komitat gelten. Scheinbar spürt auch I. Bona, daß diese „Lücke" nicht einfach als „Forschungslücke" abgetan werden kann, und tut deshalb sein Bestes, um den Zeitpunkt der Eröffnung des Grä­berfeldes von Majs „zumindest bis 930 zurück" zu datieren... V. „DIE FRAGE DER ETHNIE" I . Bona meint, als Ausgangspunkt meiner „Gedankenfol­ge" bzgl der in Baranya lebenden Chasaren hätten die von mir aufgearbeiteten Fingerringe von Eilend „mit angeblicher hebräi­scher Inschrift" gedient (Kiss 1970: Eilend IL - Szilfai dűlő, Grab 70 und 128). Den englischen Text meines diesbezüglichen Aufsatzes bespricht (?!) Bona wie folgt: „Nach der Lösung von A. Kiss sind die sich um 830 den Ungarn angeschlossenen und mehr als 200 Jahre hindurch ihr Volkstum, ihren Glauben und ihre hebräische Schreibkundigkeit (?) bewahrenden Dorf­frauen chasarischer Herkunft und hebräischen Glaubens aus irgendeinem der genannten Dörfer durch Exogamie in das be­nachbarte ungarische Dorf, sodann in das Gräberfeld gelangt" (Bona 1984b, 291). Demgegenüber liest sich mein Originaltext so : „The 1 1 th century framed rings with inscriptions from Eilend were grave goods of female graves. Thus, only a surmise can stretch the train of conjectures in attempting a resolution by ascribing the Hebrew letters and signs on the Eilend rings to exogamy, by which the rings would have been personal belon­gings of women come through marriage into the population of Eilend, from the neighbouring Khazar („Kozár") village" (Kiss 1970, 347). In diesem Text ist also keine Rede vom jüdischen Glauben oder Schrifttum der Bevölkerung des chasarischen Dorfes, hingegen veranschaulicht die vorangehend zitierte „Re­zension" abermals die von I . Bona praktizierte Methode, Textteile mit verdrehtem Sinn in seine Kritik einzubauen. Was ich unter dem Ausdruck „inscription" verstand, dürfte einem weiteren Satz meines Textes entnommen werden: „The inscriptions of the rings have no sense either as a whole or taken separately in squares in the Hebrew language" (Kiss 1970, 342). Daß die „letters and signs" auf den Ringen teilweise hebräische Buchstaben sind, habe natürlich nicht ich festgestellt, sondern S. Scheiber, der seither verstorbene Direktor des Budape­ster Instituts für die Ausbildung von Rabbinern (Kiss 1970, 341), doch Bona stellt selbst ihren hebräischen Charakter in Frage („wenn sie tatsächlich, ohne allen Zweifel, solche sind!" - Bona 1984b, 291). Wenn schon ich als Erfinder, meint er betrübt, mir diese „dreiste" Theorie geglaubt hätte, sei es um so bedauerlicher, daß sie auch von Gy. Györffy übernommen wur­de. Nur mehr eine Fußnote scheint ihm der Zusatz wert zu sein, daß außerdem auch Cs. Bálint, I. Erdélyi und А. В art ha desgleichen verfuhren (Bona 1984b 292, Anm. 18). Meine Hypothese über die Fingerringe wurde übrigens mit wissenschaftlichen Argumenten von В. M. Szőke und K. Vándor widerlegt (В. M. Szőke-Vándor 1976a und 1976b), was von I. Bona ganz nebenbei gutgeheißen wird (Bona 1984b, 292, Anm. 19). Da I. Bona in keiner Varian­te der angeführten Abhandlung von В. M. Szőke-Vándor die Bibliographie der in der Frage ausschlaggebenden sog. Thebald­Ringe finden konnte, möchte ich, um die wahre Priorität festzu­halten, an dieser Stelle darauf verweisen, daß diese in Ungarn zum ersten Mal von Béla Miklós Szőke (1983) ange­führt wurden, und zwar in einer populärwissenschaftlichen Zeit­schrift, die aber von Bona nicht zitiert wird (1984b, 291, Anm. 14). Laut Bona hätte ich meine andere, „auf modische Anschau­ung gegründete wohlgefällige" (1984b, 292) Theorie von K. Mesterházy zurückgenommen und zur ethnischen Be­stimmung des Gräberfeldes von Majs verwendet (ibid.). Diese meine Theorie - Verknüpfung eines Keramiktyps der oberen Theißgegend mit den Chasaren -, beruhend auf den damals bekannten 5 Stücken, scheint tatsächlich übereilt zu sein. Ja, nachträglich ! Heute, anderthalb Jahrzehnte später, als wir aus einem viel größeren Gebiet bereits viel mehr Stücke kennen. I . Bona hat aber nicht recht, wenn er behauptet, ich hät­te zur ethnischen Bestimmung der das Gräberfeld von Majs benützenden Gemeinschaft diese beiden Fundtypen zugrunde gelegt (1984b, 293), denn ich benützte nur den einen - von den Fingerringen war keine Rede! Es war ein anderes Argument, welches das schwankende Zünglein der Waage zugunsten der Chasaren ausschnellen ließ und in einer Urkunde über die Gren­zebegehung der heutigen Ortschaft Nagynyárád im Jahre 1093 enthalten ist. 204

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