Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 24. 1986-1988 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1990)

Szemle – Rundschau - Kiss Attila: Über einige chronologischen, siedlungsgeschichtlichen und geschichtlichen Fragen des 10–11. Jahrhunderts. p. 197–209.

theoretischen Forschungen das bekannte archäologische Quel­lenmaterial künftig in ein anderes Licht stellen und das Material neuer Fundorte unsere gegenwärtigen Kenntnisse radikal verän­dern können. Unser augenblickliches Wissen kann stets nur relativ sein. Gerade I . Bona sollte das nicht wissen, der ver­diente Forscher der frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte, der chronologischen, ethnischen Verhältnisse von Kisvárda (Bo­na 1961, 78-94), Orosháza (Bona 1965, 114-135), der Komitate Fejér und Szabolcs-Szatmár (BONA 1971a, Bona 1986b), Sieben­bürgens (Bona 1986a) und des Karpatenbeckens (Bona 1984a)?! Wobei ja das Durchforschtseinsniveau dieser Gebiete nichts weniger als gleich ist! 3. Laut Bona hätte das Gräberfeld von Majs eine gründliche­re, eingehendere Analyse erfordert, doch habe sich der Verfas­ser, infolge des Charakters des Corpus, dieser Aufgabe enthoben gefühlt und, von einigen launenhaft ausgewählten, selten vor­kommenden Fundtypen abgesehen, die Auswertung des Grä­berfeldes auf 20 Zeilen beschränkt. Wenn I . Bona dies schreibt, ignoriert er bewußt die Ana­lyse der - nach seinem Befinden - „launenhaft" ausgewählten Objekte (nur nebenbei: ist meine Auswahl launenhaft, so ist diese Ignorierung jedenfalls willkürlich !), sowie die seitenlange chronologische, ethnische, gesellschaftliche usw. Analyse des Gräberfeldes (Bona 1984b, 284-Kiss 1983a, 155-207). Offenbar hat er recht, wenn er meint, es könnten im Band mehr Analysen sein. Das Ziel des Corpus ist aber die Publizierung des Fundgu­tes von Ungarn und da fragt es sich, ob es erlaubt ist, die Publikation mit einer sehr ausführlichen, sich auf alle Erschei­nungen und Fundtypen erstreckenden, auch Formentafeln und Teilabhandlungen einschließenden, Analyse zu belasten, wäh­rend nach wie vor die einzelnen Bestattungssitten und Fundty­pen in eigens dafür spezialisierten Forschungen mit Anspruch auf maximale Aufarbeitung untersucht werden (z. B. SZŐKE 1962; Bálint 1976b; Tettamanti 1975). III. „DIE GRABUNGEN UND DIE BESTATTUNGSSITTEN" Laut Bona: 1. Die Veröffentlichung des Gräberfeldes von Majs bedeutet einen Rücktritt im Vergleich zu bisherigen Arbei­ten, denn als Illustration von 1130 Gräbern seien bloß 39 Grab­pläne und 35 Grabphotos erschienen. Die ersteren, meint Bona, seien nachträglich, nach Photographien, gemacht worden (er führt sogar konkrete Beispiele an). All dies schreibt er dem zwecks raschen Erfolges überspannten Tempo der Grabungen zu, wobei ich alle zeitaufwendigen, mühsamen Operationen weggelassen hätte... (1984b, 284). Der Dokumentation, gespeichert in der Dokumentationsab­teilung des Ungarischen Nationalmuseums (und des Janus Pan­nonius Museums zu Pécs) - nach Erscheinen des Buches für jedermann zugänglich -, ist zu entnehmen, daß in Majs insge­samt 563 - und nicht 39 ! - Grabzeichnungen sowie 864 - und nicht 35 ! - Grabphotos gemacht worden sind. (Die Dokumenta­tion der Fundrettung von Beremend enthält 16 Grabplänen (Dokumentationsabteilung des UNM Inv. Nr. I. 1/1965; Kiss 1983a 50), die von Szárász 2 Grabplänen (Dokumentationsab­teilung des UNM Inv. Nr. XV. 229/1967, Kiss 1983a, 285). Was davon im Buch erschienen ist, ist schon eine Frage der Verlags­konzeption und des Umfanges. Ich habe tetsächlich nicht ge­schrieben, daß die Zeichnungen an Ort und Stelle gemacht wurden, denn ich halte ja das für selbstverständlich. Ob mir das I. Bona oder sonst jemand glaubt oder nicht, geht mich schon nichts mehr an, doch in einer sich als objektiv verstehen­den Kritik derartiges zu schreiben (Bona 1984b 284) kommt einer bewußten Diskreditierung gleich! In wiefern das Grabungstempo überspannt war, weiß ich nicht - es war jedenfalls zu jener Zeit mein Tempo. Die in einer Grabungssaison erbrachte Leistung - Freilegung von 500 Grä­bern (Bona 1984b, 284) in knapp vier Monaten (20.4.-20.7., 16.8-3.9. 1965), d. h. im Tagesschnitt 6-7 Gräber - könnte tatsächlich zu viel scheinen, aber nur in Unkenntnis der Beglei­tumstände: hochgradige Organisiertheit der Grabung, exakt abgestimmte Teamarbeit spezialisierter und erfahrener Arbeiter, Archäologen (Studenten und Grafiker; hoher Anteil der Gräber ohne Beigaben (45,2%) und der Skelette Inf. I—II. (50%); geringe Grabtiefe usw. 2. Infolgedessen, so I . Bona, seien wichtige Angaben über den Bestattungsritus in meinem Buch visuell nicht zu ver­folgen. Abgesehen von Orientierung, Tiefe, Grablänge und ­breite, Position des Skeletts und der Vorderarmknochen, fehlen laut Bona alle anderen (!) Angaben. So etwa die Angaben über die Position der Handknochen (laut Bona manchmal sogar auf den Grabzeichnungen) sowie die ausführliche Dokumentation etwaiger Aufwühlungen, wiewohl daraus auf Grabdraufge­pflanzte Bäume oder auf Grabplünderer geschlossen werden könnte. Die von mir angeblich vernachlässigte Dokumentation im Millimetermaßstab, meint Bona, enthüllt mehr als Hypothe­sen und Statistiken. Die praktische Anwendung des - laut Bona - in Ungarn allgemein üblichen Brauches bzgl. der Lokalisierung der Hand­knochen konnte selbst I. Bona noch nicht oft gesehen ha­ben (zumal die Position derselben durch die der Vorderarmkno­chen erkenntlich ist !), während die Tatsache, daß die Handkno­chen fallweise in den Grabplänen nicht dargestellt wurden, even­tuell bedeuten könnte (woran Bona gar nicht gedacht hat !), daß sie infolge der Bodenfeuchtigkeit bereits vermorscht waren. ­Die etwaigen geringeren Wühlungen der untiefen Gräber rühren meist von Feldmäusen und sonstigen Nagetieren her, die sich in den oberen Bodenschichten Gänge „ausgruben" (ihre Skelette und Schädel haben wir im Boden unzählige Male gefunden). Aber was konnten schon die - laut Bona - mit „feiner" Technik und anscheinend „pietätvoll" (die Knochen wurden ja kaum fortbewegt) arbeitenden Grabplünderer im 10.-11. Jh. im Falle von Gräberfeldern mit Hunderten oder gar mehr als Tausend Gräbern erbeutet haben? Allein die Anzahl der Gräber gibt zu erkennen, daß es sich um ländliche Gräberfelder handelt, die über Generationen vom einfachen Landvolk gebraucht wurden, dessen Zugehörigkeit zur Schicht pauper out vulgares wohl nicht durch - niemals besessene - kostbare Schmuckstücke dokumen­tiert wurde! (Bezeichnend ist folgende Zusammenstellung, wo die Zahl der Gräber sowie jener Tafeln - Format A/4 - angege­ben sind, die für die Aufzählung der Funde gebraucht waren: Majs, ИЗО Gräber, 92 Tafeln (Funde im Verhältnis von 1:1, ohne Keramik) (Kiss 1983a), Halimba, 932 Gr., 74 T (TÖRÖK 1962), Eilend I., 269 Gr., 11 T., Eilend IL. 178 Gr., 7 T. (Dombay I960), Pécs-Vasas-Somogy 161 Gr., 12 T., Palotabozsok, 80 Gr., 2 T. (Dombay 1961), Kérpuszta 388 Gr., 17 T. (Nemeské­ri-Lipták-Szőke 1953)). I. Bona scheint seine Feststellun­gen (Bona 1979 25-26), die für die Ausplünderung der gepidi­schen Gräberfelder des 6. Jh. offenbar gültig sind, auf eine, in einem anderen Zeitalter unter anderen gesellschaftlichen Ver­hältnissen lebenden, sehr armen Gesellschaftsschicht anzuwen­den - und irrt. Särge habe ich schon deshalb nicht erwähnt, weil ich Spuren eines Sarges nur in einem einzigen Falle (Grab 717, Abb. 63) beobachten konnte. Auch Bäume, die auf Gräber gepflanzt worden wären, ließ ich unerwähnt, nicht aber die Patina, die ich an Knochen gelegentlich sichten konnte. 3. Im Gegensatz zum Untertitel seines Aufsatzes behandelt I . Bona auch hier meine, wie er meint, „präkonzipierten" ethnischen Definitionen, indem er das von mir aufgezeichnete Verbreitungs- bzw. Herkunftsgebiet gewisser Fundtypen kriti­siert (1984b, 285-286); a) „Schläfenringe mit verdicktem Ende" sollten - laut Bona - nicht „wahrscheinlich", sondern „ganz sicher" dem Köttlach II Typ angehören; b) die Astragallos­Spielzeuge hätte ich z. b. laut Bona, auf das Gebiet Wolga­Kama zurückgeführt und ihnen ungarische Ursprung beschei­nigt - was er sogar glaubt, doch nicht für bewiesen hält, denn ich hätte ja nicht bemerkt, daß sie auch vom Ob-Gebiet abgelei­tet werden könnten; c) lückenhaft und irrtümlich sei auch die von mir vorgenommene Bestimmung der Scheibenfibeln wie auch d) die von mir befürwortete mährische Herkunft der Ösen­knöpfe, denn (so Bona) : „Ein mir bekanntes einziges mährisches verwandtes Stück aus dem Grab 119/49 von Stare Mesto „Na Valach" scheint ein Einzelfund zu sein, nicht nur im Gräberfeld, sondern in der ganzen böhmisch-mährisch-slowakischen Re­gion; in der Zusammenstellung von B. Dostal aus dem Jahre 1966 und in anderen Publikationen über mährische Grä­berfelder kommt nicht einmal ein ähnliches Stück vor" (Bona 1984b, 286). Hingegen hält Bona aufgrund eines einzigen Stük­kes aus Bulgarien selbst die südlich-südöstliche Provenienz der Typs für möglich! Von den Astragallos-Spielzeugen habe ich folgendes geschrie­ben, was der Aufmerksamkeit von Bona entgangen ist: „... das Spiel ist sowohl in Asien wie auch in Europa, so auch in Ungarn, 198

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