Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 24. 1986-1988 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1990)

Szemle – Rundschau - Fitz Jenő: Neuere Ergebnisse in der Pannonia-Forschung. p. 157–160.

Alba Regia, XXIV, 1990 J. FITZ NEUE ERGEBNISSE IN DER PANNONIA-FORSCHUNG* Über die jeweiligen neuen Forschungsergebnisse aus Panno­nién hatte András Mócsy in Zeitraum 1961-76 alle 3 bis 5 Jahre zusammenfassende Berichte publiziert (1965, 133-135; 1969, 340-375; 1973, 375-403; 1977, 373-401). In den seither vergan­genen zwölf Jahren kam besonders in der Limesforschung viel Neues zum Vorschein (Mócsy-Gabler 1986, 369-376) vor allem durch die unfangreichen Erschliessungen im Areal des Legions­lagers von Aquincum (Póczy-Németh-Szirmai-Kocsis 1986, 398-403): auch in Carnuntum erlebten die Grabungen einen neuen Aufschwung (Kandier 1977, 626-700) - übrigens waren 1976 und 1986 die Jahre der Internationalen Limeskongresse in Pannonién (Székesfehérvár, Bad Deutschaltenburg). Außer der Publizierung der Legionslager, ihrer Garnisonen und ihres Fundgutes wurde die Freilegung der Städte fortgeführt, nament­lich in Salla (Zalalövő 1981, 273-346; 1982, 323-362), Savaria (Buocz-Szentléleky 1982, 303: 1983, 297-298; 1984, 268; 1985, 278), Scarbantia (Gömöri 1986, 343-396), Mursella (Szőnyi 1981, 87-119), Gorsium (Gorsium 1980, 157-264; 1982, 201-250;1983, 201-228;1985,109-160;1987,179-240). Sopia­nae (FÜLEP 1984); von den freigelegten Villensiedlungen ist vor allem Baláca nennenswert (Palágyi 1984, 27-51). Die archäologischen, epigraphischen und numismatischen Forschungen haben unsere Kenntnisse in bezug auf die Ge­schichte der Provinz in mancher Hinsicht ergänzt oder gar verändert. Im Rahmen einer kurzen Vorlesung können aber all die neuen Ergebnisse der vergangenen 12 Jahre nicht einmal aufgezählt und erst recht nicht analysiert werden - eine ausführ­liche Analyse derselben ist übrigens in der Fortsetzung der Serie von András Mócsy fällig. An dieser Stelle möchte ich mich mit einigen Problemenkreisen befassen, wo im Laufe der letzten Jahre neue Vorstellungen auftauchten, deren Beurteilung aber noch bei weiten nicht abgeschlossen ist. I. Eine dieser Problemenkreis bezieht sich auf die Entstehung der Provinz. Lange Zeit galt die allgemein akzeptierte Ansicht, wonach ganz Pannonién während des Krieges in den Jahren 12-9 v. Chr. von den Römern erobert wurde. Diese Bestimmung beruhte auf der Auslegung wortkarger historischer Quellen, wobei überhaupt keine archäologische, numismatische oder epi­graphische Angaben zur Verfügung standen. Auch heute sind letztere nicht eben reichlich vorhanden, und eine Analyse des Fundgutes ermöglicht bloß ungewisse Schlußfolgerungen. Durch die weitere Untersuchung des antiken Quellenmaterials werden jedoch die bisheringen Interpretierungen zum Teil frag­lich oder gar unhaltbar. Heute geht es nicht mehr bloß um kleinere oder größere Korrekturen des bislang ausgestalteten Bildes, es bedarf vielmehr um eine völlig neue Auswertung. Die Theorie über die Eroberung Pannoniens in den Jahren 12-9 v. Chr. beruht auf dem vielfach zitierten Text der Res Gastae (30): protulique fines Illyrici ad ripam fluminis Danu(u)i. * Vortrag, welcher am Eirene Kongreß (Budapest, 1988) gehalten wurde. Das heißt, Augustus habe die Grenzen von Illyricum bis zur Donau erstreckt. Für alle jene, die daraus aug die Eroberung ganz Pannoniens schlössen, bedeutete die hier gennante Donau deren Strecke zwischen Vindobona und der Savamündung. Dem Text ist aber dies gar nicht eindeutig zu entnehmen, Der Satz, dessen Ende vorangehend zitiert wurde, berichtet von der Un­terjochung der pannonischen Völker: Pannoniorum gentes, quafs ajnte me principem populi Romani exercitus nunquam adfijt, deuictas per Ti. [Nejronem, qui tum erat priuignus et legátus meus, imperio populi Romani sfubiejci - und damit die Grenzen von Illyricum bis zur Donau erstreckte. Später, seit ser ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr., wurden unter « Pannonier » ­auch von uns - die Einwohner der Provinz Pannonién verstan­den, ungeachtet dessen, ob sei in ihren Inschriften als Boii, Erauisci, Varciani, Scordisci, Latobici oder Breuci, Andizetes, Azali bezeichnet wurden. Im Zeitalter von Augustus waren aber die Pannonii ein mächtiges Volk im mittleren Teil des Zwischen­stromgebietes Drau-Sava sowie in Bosnien, zwischen den Iapo­des und Dardani, welches sich von seinen Nachbarn in Sprache, Kultur und Bräuchen deutlich unterschied. Das Siedlungsgebiet dieses Volkes können wir aus der Beschreibung von Appianos und Strabon recht genau umgrenzen, auch kennen wir all seine Stämme, von denen die Breuci und Andizetes in Nord­osten, um die Draumündung, an der syrmischen Donaustrecke lebten. Zur Begründung der Eroberung in den Jahren 12-9 v. Chr. betrachtete András Mócsy die nördlich der Drau le­benden Völker als « Pannonier im weiteren Sinne» (1979, 185). Indessen waren die Boii, Arabiates, Erauisci und Hercuniates aufgrund ihres Namensgutes (MÓCSY 1959, 31-73) und ihrer Kultur zweifellos Kelten, die weder in ethnischer und kulturel­ler, noch in geschichtlicher Hinsicht mit ihren südlichen Nach­barn je verbunden gewesen sind. Aufgrund des eindeutigen ethnischen Unterschiedes ist es recht unwahrscheinlich, daß das Gebiet nördlich der Drau im Zeitalter von Augustus als panno­nisch angesehen worden wäre. Demnach scheint die frühere Meinung überhaupt nicht haltbar zu sein - die Ausdehung von Illyricum dürfte in den Jahren 12-9 v. Chr. die Drau-Donau­Linie wohl kaum überschritten haben. Der Forschungstrend, der sich die letztere Ansicht einsetzte, brachte die Entwicklung des späteren Pannoniens mit einer zweiten Eroberungsphase in Verbindung, die sich unter Clau­dius vollzogen haben soll. Zur Untermauerung dieser These stehen keine Angaben von Autoren zur Verfügung, eher nur archäologische, militär-geschichtliche Beobachtungen. Tatsäch­lich sind die ersten nachweisbaren Hilfstruppen unter Claudius an der Donau, östlich der Raab-Linie, erschienen. Unter Clau­dius belebte sich der Geldverkehr (Fitz 1973/74, 15-25; Lányi 1979,187-198), ist die Einströmung des früh-italischen Fundgu­tes zu beobachten, begann die Verleihung der Bürgerrechte. Diese Erscheinungen spiegeln jedenfalls bedeutende Verände­rungen wider, die sich in der 40er Jahren entfalteten, doch bleibt es fraglich, ob wir im Aufschwung der Claudius-Ära zwangsläu­fig eine Eroberung zu sehen haben. Auch die Besetzung des Donau-Limes westlich der Raab erfolgte nicht früher, die Ent­wicklungstendenzen gestalteten sich auch gleichermaßen. 157

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