Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 23. 1984-1985 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1987)
Közlemények – Mitteilungen - Pintér Attila: Die Restaurierung des Maulbertsch Kreuzbildes in Székesfehérvár. p. 245–246. t. I–V.
Alba Regia, XXIII, 1987 A. PINTÉR DIE RESTAURIERUNG DES MAULBERTSCH KREUZBILDES IN SZÉKESFEHÉRVÁR Anhand der Anmeldung des Seminariums in 1981 wurden die Arbeiten begonnen. Der Direktor des Seminariums bat um die Restaurierung, da an der Freske sich immer neue, auffällige schaden zeigten, — an der rechten und linken Hand des Corpus rollten die Farben ab und am Wandbewurf bildeten sich Taschen. Zur Beurteilung des Zustandes der Freske sandte das Landesamt für Denkmalschutz (Országos Műemléki Felügyelőség) den Restaurator István Lente und die Kunsthistorikerin Frau Gero an Ort und Stelle, die die Beschwerden als begründet erachteten und die Reinigung und Wiederherstellung der Freske empfohlen. Außer der dichten Staub- und Rußschichte konnten auf den ersten Blick einige stark verfärbte spätere Übermalungen entdeckt werden, welche besonders an der unteren Seite des Hintergrundes und am steinernen Rahmen des Bildes hervortraten. An der oberen Hälfte des Bildes waren — besonders bei einer gewissen Belichtung — unzählige Ritze und deren Korrektionen von früheren Restaurierungen stammend zu bemerken. Dabei war es sichtbar, daß die Hände des Christus irgendeinmal neu gemalt wurden. Unsere Beobachtungen zusammengefaßt erachteten wir, daß durch die Restaurierung ein schönes und ausnehmendes Stück des ungarischen Barocks in seinem früheren Glanz und fast vollständig hergestellt die Kunst seiner Epoche repräsentieren wird. Als jedoch die Reinigungsarbeiten begannen, kamen die bisher unbekannten unzähligen Probleme der bisherigen Lebensgeschichte der Freske zum Vorschein. Es wurden durchnässungverursachte Farbenabrollen, durch Bewegung der Baukonstruktion verursachte Ritze und deren Ausbesserungen, weitläufige Übermalungen zum Auffrischen der Farben entdeckt. Es stellte sich heraus, daß den Brustteil Maulbertsch selbst repariert hatte, d.i. neu übermalte. Leider hängen die öfters vorgenommenen Restaurierungen mit der von Maulbertsch selber vorgenommenen Reparation zusammen. Er beging bei dem Malen der zweiten Schichte fatale technologische Fehler. Anstatt daß er die schlecht geratenen Teile samt dem Wandbewurf ausheben, und vor dem Neumalen neuen Bewurf anbringen lassen hätte, griff er zur einfacheren und rascheren, jedoch gefahrvolleren Methode, d.i. zur Übermalung. Das schlechte Haften der beiden Schichten, die ungünstigen physischen Gegebenheiten der oberen Schichte brachten das schlimme Resultat bald ans Licht. Der noch in Fragmenten vorhandene, rissige Oberkörper zeigt klar die Fehler des Übermalens. Unvermeidlich stellen sich folgende Fragen: weshalb mußte Maulbertsch das bereits fertige Bild umgestalten und warum kümmerte er sich nicht darum, die falsch geratenen Teile der Malertechnologie entsprechend neuzugestalten? Wie unwahrscheinlich es auch klingt, kann die erste Frage so beantwortet werden, daß Maulbertsch die Proportionen des Körpers unrichtig beurteilt hatte. Wahrlich, die niedrige, geschweift schließende Oberfläche ist nur mit Modifizierungen geeignet das Thema darzustellen. Die Suggestion, die naturgemäße Erscheinung, die gegebene Entfernung der Betrachtung sind bestimmende Faktoren der Größenverhältnisse; nur eine lebensgroße Darstellung kommt wirklich nur Geltung. Dies wußte Maulbertsch genau und deshalb malte er einen Teil des Bildes auf die Decke. Trotzdem ist der erste Versuch nicht gelungen, vielleicht wegen den ungewöhnlichen Umständen. Unsere zweite Frage hängt sicherlich mit der ersten zusammen und die Eile dient auch als Erklärung. Es stellen sich jedoch noch weitere Fragen. Es bleibt unerklärt, weshalb der seinerzeitige geglättete und getünchte Wandbewurf am inneren Rand des um das Bild gemalten Steinrahmens abbricht. Die Untersuchungen der Schichtenkunde bewiesen, daß die Dekoration des Oratoriums beendet war, bevor das Bild gemalt wurde. Den Platz des Bildes hatte der Dekorateur getüncht freigelassen, Es scheint, daß Maulbertsch sich nicht viel um den Platz kümmerte, der Ihm zwischen dem Bild und dem freigelassenen Platz der dekorativen Malerei zur Verfügung stand. Es mag sogar ernstlich angenommen werden, daßnicht er selbst den Rahmen gemalt hat. Dieser Verdacht wird dadurch bestärkt, daß z.B. die am Bild absichtlich und konsequent angewandte verzerrte Perspektive (der Himmel läuft unter die bei den Knien gezogene Horizontlinie), am Steinrahmen nicht zur Geltung kommt. Im Gegenteil, hier kann eher das Fehlen perspektivischer Kentnisse festgestellt werden. Solche, am steinernen Rahmen sichtbare grundlegende Fehler können gar nicht mit Maulbertsch in Verbindung gebracht werden, der die perspektivischen Möglichkeiten an diesem Bilde derart ausnützen konnte, daß dies die Spannung des Bildes noch erhöht. Auch die Malertechnologie der beiden Teile ist unterschiedlich. Schließlich kann überhaupt nicht klargestellt werden, zu welchem Ziel hier der gemalte Bildernahmen vorhanden ist. Dienst er dazu, die dekorative Malerei mit dem Bild zu verbinden, d.h. als Rahmen; oder bildet er Teil der Komposition des ikonographischen Programmes? Es ist unwahrscheinlich, daß Maulbertsch eine derartige Frage ungelöst gelassen hätte. Zusammenfaßend sind wir der Meinung, daß die MaulbertschFreske nicht Teil der ursprünglichen Konzeption der Ausmalung des Oratoriums bildete. Vielleicht können die vielen auftauchenden Probleme am besten dadurch beantwortet werden, daß das Kreuzbild später bestellt wurde und deshalb dringend ausgeführt worden ist. Wir besitzen keine schriftlichen Angaben, können jedoch auf Grund der später vorgenommenen Übermalungen, deren Zeitpunkt bekannt ist, und der verschiedenen technischen Lösungen folgern, daß die Übermalungen der wegen den Ritzen abgerollten Farben bereits Ende des 18. oder anfangs des 19. Jahrhunderts vorgenommen wurden. Das bei der Restaurierung gebrauchte Farbenmaterial ist identisch mit dem Kazein-Tempera-Teil der ursprünglich gebrauchten Fresko-Sekko-Technik. Da die Farben gut angepaßt und die Ausführung erstklassig war, waren die neu übermalten Teile kaum wahrnehmbar. Diese werden nur dann bemerkbar, wenn wir beobachten, wo ihre Umriße den Ritzen begegnen, d.i. wo sie diselben decken. Derartige Übermalungen weist der obere Teil der Brust, der Hals, die Arme und wahrscheinlich der größte Teil des Kopfes auf. Wenn die Schattenseite des Corpus zur selben Zeit — eventuell des Einklangs wegen, oder um das Abrollen der Farben zu verhindern — nicht auch mit einer flüssigen, durchsichtigen Lasurfarbe übermalt worden wäre, könnte man meinen, daß die Korrektionen von Maulbertsch selber stammen. Diese Teile haben wir aus prinzipiellen Gründen nicht entfernt, einerseits weil die Neuformung der einzelnen Teile den Ansprüchen des Bildes entspricht, 245