Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 22. 1982-1983 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1985)

Die Anjovinen in Mitteleuropa - Marosi Ernő: Die europäische Stellung der Kunst der Anjouzeit in Ungarn. p. 39–49.

mit denen sein können, die in der gleichzeitigen Baukunst von Sopron, sich auf die Wiener Michaeierkirche bzw. auf Wiener Neustadt zurückführen lassen — mögen bei dem Karthäuserbau Ludwigs des Grossen in Lövöld und in seinem unmittelbaren Umkreise, in Tüskevár und Csatka gewirkt haben. (Wagner—Rieger 1979,118—119 — Lövöld— Városlőd, Tüskevár: S. Tóth 1976, Nr. 49). Die beiden letzteren Paulinerkirchen weisen auch eine Lösung mit eingezogenen Strebepfeilern in ihrem Lang­hause auf und lassen seltene Prinzipien der Raumge­staltung gelten. Die Erscheinungen des italienischen Kunstimports und Orientierung lassen sich ausdrücklich als Ergebnisse der höfischen Repräsentation und z. T. als Bildungsgüter betrachten. Allgemein verbreiteten Ansichten gegenüber sind ihre Anfänge keineswegs im frühen 14. Jh. nachzu­weisen, und stellen keine automatische Folgeerscheinungen der neapolitanischen Abstammung des ungarischen Anjou­hauses dar. Vielmehr gruppieren sich ihre Denkmäler um die Zeit der Verhandlungen, die seit dem Ende der zwan­ziger Jahre für die Wiederaufnahme der vorher ziemlich verdorbenen politischen Beziehungen zu Neapel und im Interesse der neapolitanischen Thronerbe Herzogs Andreas geführt wurden, und um die diplomatischen Reisen, die mit diesen politischen Ereignissen im Zusam­menhang standen. Zu den frühen Denkmälern mag das Reliquiengrab der heiligen Margarethe, ein Werk von Werkstattmitgliedern des Tino di Camaino zählen. Die Anwesenheit in Ungarn des früher in Neapel tätigen Goldschmiedes Petrus Simonis Gallici de Senis paßt ebenfalls in diesen Zusammenhang hinein. Die Reihe wird von einer innerlich zusammenhängenden bolognesi­schen Gruppe der Buchmalerei fortgesetzt, deren Ent­stehung — besonders aufgrund der Decretales-Hand­schriften des Nikolaus Vásári — vornehmlich auf eine aus­schlaggebende Rolle der in Bologna geschulten Juristen des Hofes zurückgeführt werden kann (Wehli 1982, 120. ff., Nr. 25—26; Marosi 1982b, 64). Während die Illuminierung der Bibel des Demeter Nekcsei naturgemäß keine besonderen lokalen Beziehungen verrät, erscheint die Frage um die Ungarnbezogenheit des Bilderschmucks des Ungarischen Anjoulegendariums um so bedenklicher. Diese Beziehungen können kaum durch die Annahme der Tätigkeit des Meisters in Ungarn begründet werden. Es handelt sich nämlich um eine ganze Werkstatt, deren jede Stilvarianten einzeln schon für Bologna zeugen würden. Die Frage nach den ungarischen Voraussetzungen der Redaktion erscheint jedoch in diesem Falle ebenso berechtigt, wie später, bezüglich der Bilder­chronik. Unserer Meinung nach kann die stilistische Stel­lung der Wandmalereien der Palastkapelle von Esztergom — denen sich zumindest Fragmente ähnlichen Charakters aus Visegrád und neuerdings aus Óbuda auch angereiht werden lassen — durch ziemlich einseitige Hinweise auf sienesische Beziehungen besonders der Lorenzetti-Werkstatt kaum befriedigend gekennzeichnet werden. Es scheint angebracht zu sein, in diesen Zusammenhang die neapoli­tanische Giottotradition, besonders die Reste der Wand­malerein des Maso hineinzubeziehen, in denen Florenti­nisches mit Sienesischem zusammenfließt. Es scheint, daß Neapel und Bologna wohl die beiden wichtigsten Vorbilder der durch Fäden des Nepotismus eng verbundenen intellek­tuellen Elite waren, deren Ausbildung in den letzten Regierungsjahren Karl Roberts und im früheren Zeit­abschnitt der Regierung Ludwigs erfolgte. Es ist nicht belanglos zu fragen, ob von diesem geschlossenen sozialen Kreis heraus eine derart rege Ausstrahlung einer italieni­schen Stilrichtung überhaupt zu erwarten sei, wie es von der ungarischen Kunstgeschichtsschreibung meistens voraus­gesetzt wird. Es ist allerdings festzustellen, daß ein unmittel­barer Einfluß der Handschriften bolognesischen Stilcha­rakters auf die Bilderchronik sich ebenso als eine Legende erweist, als die Annahme, derentsprechend das Legendá­rium dem Meister Hertul, wogegen die Bilderchronik seinem Sohn, Nikolaus, zugeschrieben werden könnte. Das Grabmal an der Margareteninsel stand völlig vereinzelt da, wie sein jüngeres Pendant, das St. Simeonsschrein zu Zara. Da letzteres wohlerhalten blieb und auch seine Entstehungsumstände schriftlich belegt sind, können diese Kenntnisse auch etwas zur Stellung des früheren Marmor­grabmals beitragen (Katalog 1982, 115—117, Nr. 21; Seymour 1976). Um die Person des Petrus Gallicus und seinen Bruder Nikolaus, der angeblich ebenfalls Gold­schmiede sein sollte, hat sich ebenfalls ein Mythos, nicht zuletzt in der Form legendärer Zuschreibungen entfaltet. Diese beziehen sich auf eine ganze Reihe von Werken, die stilistisch kaum mit dem einzig gesicherten Hauptwerk, dem dritten Majestätssiegel Karl Roberts vereinbar sind. In dieser Reihe befinden sich neben einem gesicherten Importwerk, dem Hausaltar der Königin Elisabeth, Golschmiedearbeiten (etwa das sog. Pontifikale von Zipser Neudorf oder das Ziborium von Körtvélyes), die einem mitteleuropäischen linearen Stil gehören, und selbst ein Werk stilistisch völlig heterogäner Prägung, wie das sog. Hédervári—Kreuz im Londoner Britischen Museum. Selbst die Benennung dieses Goldschmiedewerks, das aus einem transluzid emaillierten Reliquien kreuz und einem Stengel nachträglich zu einem Vortragskreuz zusammen­gefügt wurde, als eines Gedenkkreuzes klingt überaus befremdend. Vor der Klärung dieser Legenden, die meist worn Boden einer übertriebenen Wertschätzung einzelner Denkmäler und der undifferenziert summarischen Betrach­tungsweise der wohl gleichzeitigen, stilistisch aber abwei­chenden Phänomene entsprossen sind, wird es immer schwierig bleiben, der realen Tragweite der Stilbestrebungen am Hofe Rechnung zu tragen, deren intellektuelle Färbung und Avantgarde-Charakter ohne Zweifel mit dem Fragen­kreis des frühen Humanismus im Zusammenhang steht. Vom Gesagten wird es klar, daß eben die Kennzeichnung der Kunst um die Mitte des 14. Jh. am meisten problema­tisch erscheint. Eine der Ursachen ist in der oben angedeu­teten Forschungslage zu suchen, während ein mannigfaltiger gewordenes Gesamtbild auch mitbestimmend wirkt. Man trifft dabei oft wenig gerechtfertigte Hypothesen und Kombinationen; ähnlich denen, die die Rolle der neapoli­tanischen Feldzüge Ludwigs betreffen. Wie wichtig Kriegs­beuten, etwa Handschriften aus dem früheren Besitz Königs Robert des Weisen für die künstlerische Kultur am ungarischen Hofe erscheinen mögen, können Kriegskon­takte als Ausgangspunkte künstlerischer Beziehungen nur bedingt angenommen werden. Es läßt sich nämlich leicht einsehen, daß Kriegsunternehmungen erst in dem Fall als 44

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