Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 22. 1982-1983 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1985)

Die Anjovinen in Mitteleuropa - Marosi Ernő: Die europäische Stellung der Kunst der Anjouzeit in Ungarn. p. 39–49.

Vermittler kultureller Einflüsse in Betracht kommen, wenn mit Künstlern in den Truppen gerechnet werden kann, wenn diese ihre Studien während des Feldzugs weiterge­führt haben, und wenn für sie dieselbe Arbeitsweise und dieselbe Methode der Studien angenommen werden könn­ten, wie für ihre neuzeitlichen Nachfolger. Zuviel wenn für historische Schlüsse! Die Lösung etwa der Frage, wie die Gebrüder Martin und Georg von Klausenburg schwierige Probleme der triumphalen Ikonographie selbständig zu bewältigen imstande waren, muß gewiß auf ihre künst­lerische Bildung und kaum auf anekdotisch vermutete Kriegserlebnisse zurückgeführt werden. Man soll sie sich nicht etwa als erstaunte Krieger vor dem Brückenturm in Capua vorstellen. (Pogány-Balás 1975, 335. ff., besonders: 346). Das Triumphtor Friedrichs II. fand doch gleichzeitig gerade aufgrund seiner allgemeinbekannten triumphalen Bedeutung im Chroniktext des Johannes Küküllei seine Erwähnung, der die Wertordnung des Hof milieus überaus wohl kannte und genau wiedergab. Wiederum der Chroniktext legt ein klares Zeugnis von den bewußten Repräsentationsbedürfnissen des Hofes und von seinem gesteigerten Sinn für die Öffentlichkeit ab. Bei der Beschreibung der Beisetzung Königs Karl Robert richtete der Chronist einen scharfen Kritik gegenüber älteren Bräuchen (Marosi 1982b, 55). Der zweite Drittel des 14. Jh. war gewiß entscheidend für die Ausbildung der eigenen Repräsentationsformen des ungarischen Anjou­hofes. In dieser Hinsicht mögen Münze mit besonders lehrreichen und in kontinuierlicher Abfolge erhaltenen Beispielen dienen, fraglich bleibt jedoch, ob diese spezi­fischen Denkmäler über ihrer ikonographischen Bedeu­tung hinaus wieweit als stilistische Zeugnisse auch be­wertet sein mögen. Die Umkehrung des Allianzwappens unter dem Helmzier mit Vogel Strauß, d.h. die Hervor­rückung des Bindefeldes des Arpadenhauses auf die vorneh­mere rechte Seite, begegnet man bereits an späten Groschen­prägungen Karl Roberts (Gedai 1982, 153. ff.). Diese Anordnung gab der Ehre gegenüber den Vorfahren und der Betonung des heraldischen Zeichens der Dynastie auf eine Weise Ausdruck, die bis zum Ende der Anjouherschaft in Ungarn bewahrt wurde. An den Goldgulden wurde das von Florenz übernommene Münzbild mit Lilie bzw. der Gestalt Johannes d. Täufers unter Ludwig dem Grossen zuerst vom ungarisch­Anjou — Schilde anstelle des floren­tinischen Lilie, dann in den fünfziger Jahren von der Stand­figur des hl. Ladislaus verdrängt. Die beiden Formvarianten dieser Königsfigur, diejenige mit einem weiten Mantel bzw. eine wahrscheinlich spätere geharnischte, finden in den Königsbildern der Bilderchronik ihre Erklärung. Hier wurden nämlich diese zwei Grundtypen gleichzeitig mit dem ikonographischen Wandel der Goldgulden als Mittel zur Charakterisierung friedlicher, weiser Herrscher einer­seits bzw. Ritterkönige auf der anderen Seite benützt. Besonders hochgeschätzte Herrscher wurden dabei mehr­fach parallel in beiden Typen dargestellt. Diese beiden Idealtypen der Herrscherdarstellung galten auch im Kreis des Prager Hofes, wie sie vom ehemaligen Luxemburger­Stammbaum auf der Burg Karlstein oder von der Figuren­reihe der Premyslidentumben des Domes vertreten sind.( 4 ) Dem Sinn dieses ikonographischen Wandels entspricht der vor 1370 vor sich gegangene Prozeß, dementsprechend an den Groschen Ludwigs I. das Bild des thronenden Königs dem des Heiligen Ladislaus weichen mußte. (CNH II. 67). In diesem Fall ist es kaum angebracht, vom Kult des Ritterkönigs im Allgemeinen zu reden. Die Figur des heiligen Ladislaus trat nämlich in einer ikonographisch gleichwertigen Darstellungsform an die Stelle eines könig­lichen Majestasbildes, dessen Sinn ursprünglich an der anderen Seite der Groschen in der Legende das Wappen­bildes angedeutet wurde: Honor regis iudicium diligit. (CNH II. 70). Daß der heilige Ladislaus als eine Ver­körperung der Gesetzlichkeit bzw. der Herrschertugend Iudicium aufgefaßt wurde, mag der eigentümliche Fall des grossen Majestätssiegels der Königin Maria auch beweisen. Hier ersetzte die Halbfigur des heiligen Ladislaus die Königsbüste mit Zepter und der main de justice in den Händen der Figur am Siegel in absentia magni Königs Karl V. von Frankreich, das offensichtlich als Vorbild für diese Rückseite gedient hat. (Marosi 1982a). Hinsichtlich der höfischen Repräsentation zeichnet sich an den Münzen und Siegeln eine eigenartige Entwicklung klar heraus: zuerst wurde die Form der selbständigen Repräsentation der Dynastie gefunden, dann mit einer Distinktion — wohl seit den fünfziger Jahren — zwischen der persönlichen Repräsentation des Königs und des Landes begonnen. Dasselbe kann auch in der Bilderreihe der Bilderchronik beobachtet werden, wo neben der Geschichte und der Genealogie des Herrscherhauses eine eigene Genealogie der das Regnum bildenden Baronen auch angedeutet wird.( 5 ) Diese Bilder zeugen von einer Gesellschaftsent­wicklung, die auch dem Dekret Ludwigs I. von 1351 zugrunde lag. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch ist für diese Repräsentation eine Anpassung an den mitteleuro­päischen Kulturmilieu grundlegend. Nicht nur eine Ähn­lichkeit mit verwandten Richtungen bei den Nachbar­herrschern, Kaiser Karl IV., Herzog Rudolf IV. von Österreich, König Kasimir von Polen wurde angestrebt, sondern auch eine Konkurrenz mit ihnen unternommen. Diesen Weschselbeziehungen unter mitteleuropäischen Hofkünsten kann eine Schlüsselrolle zugeschrieben werden. Sie waren auch was Ungarn anbelangt, keineswegs allein auf eine einseitige Rezeption von fremden Einflüssen be­schränkt. In dieser Hinsicht ist es wichtig zu merken^ wo und wann der ungarische Hof als gebender Teil auftrat, wo er seine Repräsentation durch diplomatische Geschenke bzw. durch kirchliche Votivgaben als nötig sah. Vor 1350 war diese Tätigkeit im Auslande auf Neapel, Rom, Marseille und Bari gerichtet. In dieser Reihe ist die allgemeine Öffentlichkeit der römischen Stiftungen völlig evident. Bari, wo ausser der neapolitanischen Anjous auch die Balkanherrscher als Stifter auftraten, war ein geeigneter (4) Vgl. den Hinweis von Wehli 1982, 126. — Zur Ikonographie des hl. Ladislaus s. noch den bedeutenden Beitrag Polzer 1980 über die Datierungsfrage der Ladislaustafel des Simone Martini und der neapolitanischen Ikonographie des Heili­gen. (5) Zur Distinktion zwischen Doppelkreuz als Staatswappen und Bindeschild als Wappen der Dynastie, deren folgerichtige Verwendung die Bilder in der Chronik (etwa in Fällen der Zusammenstösse zwischen König und seiner Landleute) zeigen vgl. Kumorovitz 1941, 57—58. 45

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