Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 21. 1981 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1984)
Tanulmányok – Abhandlungen - Barkóczi László – Salamon Ágnes: Tendenzen der struktuellen und organisatorischen Änderungen pannonischer Siedlungen im 5. Jahrhundert. p. 147–187.
Bestattungsarten, Verhältnis zwischen Siedlung und Gräberfeld Eine Untersuchung der strukturellen und organisatorischen Veränderungen der Siedlungen schließt offenbar auch die Analyse der Beziehungen zwischen den Siedlungen in den dazugehörigen Gräberfeldern ein. Die topographische Lage der Bestattungen ist von größter Bedeutung. Mangels anderer Angaben können wir nur daraus auf den Ort der Siedlung schließen, ja, durch die Gräberzahl erhält man oft auch über die Siedlungsgröße Angaben. Infolge der im ersten Teil des Aufsatzes erörterten wirtschafiliehen und sozialen Änderungen entstanden in der Provinz neuartige Siedlungszentren. Im Inneren der Provinz- waren es die mit Mauern befestigten Städte (Fitz 1980), am Limes die aus den früheren Lagern entstandenen Grenzstädte mit einer von jenen abweichenden Struktur. Diese waren wirtschaftliche, administrative, und militärische Basen sowie auch religiösen Zentren. In ihrer Entwicklung spielten die Straßen eine wesentliche Rolle, die neben dem Handelsverkehr im Notfall auch die Mobilisierung des Militärs ermöglichten. Die gegenwärtig befolgten Methoden der archäologischen Forschungen sowie des Fehlen einschlägiger Publikationen ermöglichen nicht, den Umkreis dieser Zentren zu rekonstruieren. In manchen Fällen, wo dies versucht wird, können bislang vereinzelte und nur unbestimmt interpretierbare Funde — z. B. deformierte Schädel aus Tatabánya, Velem, Brigetio und Fenékpuszta — mit den einwandfrei dokumentierten Objekten und Grabfunden mit Gewißheit gedeutet werden. Was die Gräberfelder anbelangt, müssen wir am Limes jene der Lager, der Kleinfestungen und der Wachttürme, sowie im Inneren der Provinz jene der größeren, zentralen Siedlungen/Städte, der Dörfer und Meierhöfe unterscheiden. In den größeren Siedlungen sind uns insbesonders seit dem 5. Jh. um die öffentlichen Bauten und Basiliken gruppierte Gräber bekannt, die bisher in Gorsium und Fenékpuszta bei neueren Ausgrabungen zum Vorschein kamen. Es ist anzunehmen, daß ähnliche Bestattungen „infra muros" auch in anderen pannonischen Zentren waren. Gorsium — Herculia In Tác befinden wir uns in einer glücklichen Lage, da durch die systematische moderne Erschließung der Stadt jene „m/}*a-mwras"-Bestattungen zum Vorschein kamen, von denen uns in Ungarn aus ähnlich gut durchgeführten Grabungen nur wenige bekannt sind. Infolge der sorgfältigen Erschließung kennen wir auch die stratigraphischen Verhältnisse der dortigen Gebäude und Straßen. Von den Gräbern innerhalb der Stadtmauern stammen manche aus den 4. und 5. Jh., doch wurde auch eine Gräbergruppe aus dem 6. Jh. gefunden (Abb. 26). Außerhalb der östlichen Mauer des horreum (Abb. 26. A) kamen Gräber aus dem 4. Jh. (Abb. 26.1) (Fitz 1973), an der Außenseite der westlichen Mauer solche aus dem 5. Jh. (Abb. 26.2) (BONA 1971, 13) zum Vorschein. Es gab darunter ein Männergrab mit Schwert; in einem Grab wurde eine Prunkschnalle mit einem Ring aus Chalzedon und einem großen Schnallenbeschlag mit Almandin-Inkrustation gefunden. Nach den Beigaben war dort die Begräbnisstätte einer wohlhabenden Familie der Stadt. Auch im nordöstlichen Teil der area Sacra wurden Gräber aus dem 5. Jh. freigelegt (Abb. 26.4) (Bánki 1975, 303; Beilage II). Eme andere Gräbergruppe (Abb. 26,3) zwischen der Westmauer der Basilica maior (Abb. 26.B) und der Straße des 5. Jh. gehört den Funden zufolge bereits in das 6. Jh. (Fitz 1974, 201—202) Bei den Ausgrabungen wurde eine Bronzehaarnadel gefunden (Inv. Nr. 72. 39.9), die nach Form und Ornament der gleichen Gruppe angehört, wie die vergoldete Bronzenadel aus Grab 88 von Környe (SALAMON—ERDÉLYI 1971, 40). Beide Haarnadeln sind im Tierstiel II verziert. Mit einem einfachen Flechtbandornament, steht ihnen die Haarnadel aus Grab 83 von Rifnik nahe (BOLTA 1981, Taf. 14). Die ebenfalls in Grab 83 gefundene S-Fibel datiert Werner vor 586 (WERNER 1962, 43—44). Die Gräber „infra muros", die sich um die öffentlichen Gebäude und Basiliken gruppieren, lassen eine Bestattungsweise erkennen, die im allgemeinen in den Städten der Spätantike zu beobachten ist (s. noch S. 172). Diese Bestattungen standen demnach in engem Zusammenhang mit der spätaniken-frühfeudalen städtisch-kirchlichen Organisation, doch wird ihre historische Deutung erst möglich sein, wenn auch die Gräber außerhalb der Mauern erschlossen sein werden. In Tác ist die Ausgrabung eines solchen großen Gräberfeldes (sog. Margittelep) schon lange beendet; vorläufigen Berichten zufolge reichen die Bestattungen bis in das 5. Jh. (Lányi 1972,141). Ihr chronologischer Zusammenhang mit den Gräbern „infra muros" wird erst nach der Publikation möglich sein. Der in Tác schon früher gefundene Zeno-Solidus (FITZ 1964, 100) folgt zeitlich den Gräbern 2 und 4 (Abb, 26. 2). In das 5. Jh. gehören die im Stadtgebiet fundenen großen bronzenen Zikadenfibeln; der antike Stil und die antike Technik sind an der mit graviertem Weinblatt verzierten vergoldeten Silberfibel mit drei Knöpfen und punziertem Hintergrund zu erkennen. Als Analogien können die in Szabadbattyán, unweit von Tác, gefundene Schnalle mit Runenischrift und deren Kreis bezeichnet werden (Salamon — Barkóczi 1982, 164, 168). Hierher gehören auch die Nadeln mit langem, verziertem Schaft, die uns auch aus Grab 62 von Tokod bekannt ist (Tokod 1981, Abb. 10). Valcum In der spätantiken mit Mauer befestigten Siedlung bei Fenékpuszta (s. noch S. 172) wurde sowohl außerhalb wie auch innerhalb der Stadtmauern bestattet (Abb. 23. 24) Eine Gruppe der Gräber „infra muros" kam vor der Ostmauer des horreum zum Vorschein (Barkóczi 1971), während eine andere Gräbergruppe mit der Basilika Nr. 2. in Verbindung steht (Sági 1961). Komplexe Untersuchungen haben gezeigt (Lengyel 1971) daß die mit reichen Beigaben ausgestatteten Gräber neben dem horreum die Begräbnisstätte einer Familie war; sie könnte in die erste Hälfte des 6. Jh. datiert werden. Die Schmuckfunde stammen, was Form und Technik betrifft, aus spätantiken Werkstätten; an dieser Stelle sei davon nur die silberne Pferdefibel mit Zahnschnitt des Grabes 17 erwähnt, vergleichbar mit der bronzenen Pferdefibel ähnlicher Form, doch ohne Verzierung, die in Intercisa als Streufund entdeckt wurde. Aus dieser Zeit sind uns 180