Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 20. 1980 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1983)

Tanulmányok – Abhandlungen - Siklósi Gyula: „Dreihausener” Pokal von Székesfehérvár. p. 153–168. t. XXXIII–XLIV.

Gedanken an die Herkunft der Gefäße aus Malta (ibid.). Der mit einem sechspassigen Fuß versehene Pokal aus dem Schloß Daun am Rhein, dessen Rand ebenfalls mit Silberfassung versehen ist und der einen mit Men­schenhaupt verzierten Decker besitzt, führt eine aus 1652 stammende Inschrift, laut welcher der Pokal bereits vor 1517 in Gebrauch stand; die Inschrift weist auf den letzten Inhaber des Pokals und darauf hin, daß er ein Trinkbecher war. Dies besagt, daß die vasenförmigen Pokale, genau so wie die Becher, als Trinkgefäße dienten, weshalb es kein Zufall ist, daß die Schuhferse des Szigeter Pokals sich an die Finger einer zum Trinken erhobenen Hand genau anpaßt. Die Frage über die Funktion der Gefäße hängt eng mit jener zusammen, ob das Tonmaterial aus Malta stammte, was Falke bereits bezweifelte (1907, 302). Einer unserer Stützpunkte ist eben die Inschrift des Limburger Bechers, welche als Herkunftsort die „Erde vom Heiligen Paulus" in Malta angibt. Wir berufen uns hier auf die auch von Falke bekannte Beschreibung des Kaufmann-Lexikons aus 1799, die damals noch über den Malteser Ton, dessen Herkunft und Sinn wußte: „Maltheser Erde, oder weiße gesiegelte Erde, St.Paulus Erde, lateinisch Terra Melitea, Terra St.Pauli, ist eine thonige, harte und rauhe Erde, die etwas in das Aschgraue fällt in der Insel Maltha, in einer Gattung von Höhlen nahe bei der Stadt Maltha gefunden, sodann in Täfelchen formirt, und mit verschiedenen Figuren, besonders mit dem Bilde des heiligen Apostel Paulus mit einer Schlange bedrückt oder gesiegelt sind, daher sie auch die letzte von den vorhin angeführten Benennungen hat. Sie soll wieder den Gift gut und zugleich eine Herzstärkung seyn. Man macht daher allerhand Gefäße daraus, von denen man glaubt, daß sie dem Weine oder Wasser, so aus densel­ben getrunken wird, eine gifttreibende und herzstärkende Kraft mitteilen. Bey uns ist diese Erde selten in Gebrauch, und man findet sie daher nur bey wenigen Droguisten und Apothekern, und die daraus gefertigten Gefäße bekömmt man bey uns noch weniger zu Gesichte." (Schedel 1799, 518). Auch H о r s с h i к erörtert die Frage und erwähnt, daß das Lexikon die Beschreibung der herzstärkenden, usw. Wirkung der Gefäße von früheren Autoren übernom­men hatte (1971, 16). Ebenfalls Horschik beschreibt, daß um 1600 der Glaube an den wunderwirkenden Ton weit verbreitet war (1966, 3—55). Die Behauptung des Lexikons, daß die an den „Dreihau­sener" Gefäßen abgebildeten Männerköpfe den Hl. Paulus darstellen, kann leicht widerlegt werden. Die Be­schreibung enthält jedoch einige wesentliche Züge, über welche nachgedacht werden soll. Die Höhle, woher der Ton stammt, diente dem Heiligen Paulus — gemäß dem Volksglauben — als Asyl und ihre Erde wurde deshalb als wundertätig betrachtet; den daraus verfertigten Ge­fäßen wurde eine entgiftende — und wegen dem Weintrin­ken eine herzstärkende Wirkung zugemessen. Dies würde erklären, weshalb so wenig Gefäße, bzw. Fragmente in Europa gefunden wurden noch dazu war ihre Herstellung kompliziert und kostspielig (hohe Ausbrenntemperatur, besondere Form und Verzierungen). Der Transport der Erde mochte kaum ein Hindernis sein, da derartig kost­spielige Beförderungen oftmals vorkamen (LUSCHEN 1968, 318), dabei soll nicht angenommen werden, daß das Mate­rial der „Dreihausener" Gefäße bis zum letzten Bröckchen aus Malteser Erde bestand, dennoch kann an einen Transport gedacht werden.( 4 ) Auch Weber erwähnt die „Wunder­erde" (1836, II, 357) indem er erzählt, daß das einstige Asyl des Hl.Paulus später vom Klerus zur Wallfahrt­stätte erklärt wurde. Weber nimmt jedoch an, daß der Apostel nicht neben Malta, sondern bei Meleda Schiffbruch erlitten hätte. Für uns ändert alldies nichts an der Frage; jene wunderwirkende Erde mochte — we­nigstens theoretisch — dem Grundmaterial der „Dreihau­sener" Gefäße zugefügt worden sein. Mangels verläß­licher Angaben ist es nicht möglich die Werkstätte der „Dreihausener" Pokale zu lokalisieren und die genauen Umstände ihrer Herstellung aufzuklären. Vielleicht würde das Gesagte als Erklärung dienen, wie dieses, für königliche, aristokratische oder größere kirch­liche Schatzkammern bestimmte Stück in den Besitz des Johannitenordens von Székesfehérvár gelangte. Bekannter­weise waren die Johanniter Besitzer der Insel Malta und der Orden versetzte seinen Sitz hierher, als er Rhodos räumte. Die Johanniten von Fehérvár mochten durch ihre Bezie­hung zu Malta, vielleicht durch den Handel mit Malteser Tonerde in den Besitz des wertvollen Pokals gelangt sein; dabei wollen wir nicht die deutsche Herkunft der Töpferwerkstatt bezweifeln oder Horschik' s Feststel­lung, daß die bisher bekannten Fundstätten neben den wichtigen Handelsstraßen lagen, (1971, 30), in Frage stellen. Die Ansicht der Forscher weicht bezüglich Datierung der mittelalterlichen „Dreihausener" Gefäße stark vonein­ander ab. Falke setzt die Schaffungsperiode der Werkstatt auf den Beginn des 15.Jahrhunderts und unter­stützt seine Annahme durch die sechspassige Fußform, durch die Form des Gefäßes, die Kleidertracht und die Form der Männerbärte (1907). Molthein datiert das Steingut auf eine frühere Periode, auf das 14. Jahrhundert (Walcher —Molthein 1910, 413—414). Strauss schreibt 1923, daß die „Dreihausener" Gruppe zu Beginn des 16.Jahrhunderts tätig war (1923, 19—20); demgegenüber stellt H о 11 fest, (1955) daß Strauss die Gefäße aufgrund irrtümlicher Stücke datiert hätte. H о 11 nimmt die Datierung von Falke an und unterstützt sie noch durch historische und archäolo­gische Angaben. Er datiert den mit einem sternförmigen Stempel versehenen Berliner Becher auf das 16. Jahrhundert und den ähnlich geschmückten Berliner Pokal auf die (4) LUSCHEN 1968, 318. Das zitierte Werk enthält zum Beispiel folgende Stelle:. Die berühmteste Ziegelerde war im Altertum und wieder seit der Renaissance die Lemnische Erde. Diosk. V 97, rubrica Lemnia, Plin 35, 33. Dioskuides rühmt vor allem die Wirkung gegen Gift und berichtet, daß die Einwoh­ner von Lemnos sie mit Ziegenblut mischen, in Form bringen, mit dem Bild der Ziege siegeln und Ziegensiegel nennen. ... ... Die Mischung mit Ziegenblut hörte schon im Altertum auf, und an Stelle des Ziegenstempels traten später türkische Buchstaben und Zeichen. Unter Titelwort „Terra sigillata" : „... die in Kuchen geformt und mit Siegelabdruck versehen zu medizinischen oder technischen Zwecken in den Handel gebracht wurden" (Lehmann 1769, 27—28). 165

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